Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)
die Wirtin hinter dem Tresen gesagt, dass sich der Kellner, mit dem er sich telefonisch verabredet hatte, etwas verspäten würde, aber gleich da sein müsste. Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. Kurz nach sechs. Ob sie ihn nur hinhalten wollen? Oder wird der Mann wirklich gleich eintreffen?
Am Nachmittag hat Butz sich in der Garage des LKA den Wagen angesehen, in dem Fehrenbergs Leiche gefunden worden ist. Die Kriminaltechniker hatten das Fahrzeug bereits untersucht, ohne auf einen Anhaltspunkt zu stoßen, der Aufschluss darüber gegeben hätte, von wem oder wieso Fehrenbergs Leiche aus seiner Wohnung entfernt worden ist. Aber es hat Butz keine Ruhe gelassen und er ist noch einmal in den Wagen geklettert. Im Kofferraum sind an der Stelle, an der die Leiche auf der Auslegware gelegen hatte, noch Spuren zu sehen gewesen. Das Auto war gestohlen gemeldet und die Kollegen gingen davon aus, dass es eigens aufgebrochen worden war, um damit zu Fehrenbergs Wohnung zu fahren. Doch so tief Butz auch in den Wagen hineingekrochen ist, hat er ihm keinen Hinweis auf ein Motiv oder den genauen Tathergang entlocken können.
Als er die Garage schon unverrichteter Dinge wieder verlassen wollte, ist sein Blick jedoch noch auf ein anderes Fahrzeug gefallen, das nur ein paar Parkhäfen weiter abgestellt war. Und zwar auf Fehrenbergs Dienstwagen , den Fehrenberg ordnungsgemäß im LKA abgestellt hatte, bevor er sich in seinen Urlaub abgemeldet hat. Das Auto stand nur ein paar Schritte von dem Wagen entfernt, in dem man seine Leiche abgelegt hatte und den die Techniker in die LKA-Garage gebracht hatten. Und in Fehrenbergs Dienstwagen ist Butz dann darauf gestoßen: Auf eine Visitenkarte des Restaurants, in dem er jetzt sitzt.
Es ist nicht schwer gewesen, herauszubekommen, warum Fehrenberg eine Visitenkarte des Lokals in seinem Wagen aufbewahrt hatte.
Er hatte in dem Lokal ermittelt.
Und zwar wegen Mordes.
Butz hat sich die offiziellen Ermittlungsunterlagen angesehen, die er noch auftreiben konnte, obwohl Fehrenberg seine eigenen Aufzeichnungen vernichtet hatte. Der Fall, mit dessen Ermittlung der Kollege knapp zwei Wochen vor seinem Urlaub betraut worden war, betraf eine junge Frau, die in der Damentoilette eines Restaurants aufgefunden worden war. Erwürgt. Halb entkleidet. Hineingerutscht in die Lücke zwischen der Kloschüssel und der Wand der Kabine. Die Schutzpolizei hatte vor Ort festgestellt, dass der Täter wahrscheinlich über das Fenster im Eingangsbereich der Toilette geflohen war. Und dass einige von den Gästen und der Kellner, der an diesem Abend Dienst gehabt hatte, ihn gesehen hatten.
Den Täter.
Den Mann, der mit der ermordeten Frau das Lokal betreten hatte. Der mit ihr am Tisch gesessen hatte, bevor sie kurz nacheinander nach hinten zu den Toiletten verschwunden waren.
Als einen jungen Mann, Mitte zwanzig, haben die Zeugen ihn beschrieben. Der nur Augen für sein Mädchen hatte.
„Hat er Ihnen denn das nicht schon alles erzählt?“
Butz fährt herum. Hinter ihm kommt ein hagerer, etwas ungesund aussehender Mann auf ihn zu. Das muss er sein. Der Kellner, der den Tisch des Täters und der jungen Frau bedient hat.
„Ich wollte es nochmal von Ihnen hören.“
Der Kellner wirft einen Blick an Butz vorbei, wie um deutlich zu machen, dass er eigentlich keine Zeit hat. „Hören Sie, Meister“, krächzt er mit belegter Stimme, „ich hab‘s Ihrem Kollegen doch schon gesagt. Wenn Sie wissen wollen, wo der Typ herkam, der die Kleine erwürgt hat, würde ich an Ihrer Stelle in dem Motel vorne rechts am Ende der Straße fragen, dem Comfort .“
Darüber hat Fehrenberg den Kollegen, mit denen er vor seinem Urlaub noch über den Fall gesprochen hat, nichts gesagt. Zumindest haben sie Butz nichts davon erzählt.
„Sie haben die beiden bedient, ja?“ Butz sieht den Kellner aufmerksam an. Das herbe Gesicht des Mannes strahlt es förmlich ab: Wie wenig Lust er hat, in dem Lokal zu arbeiten - und wie wenig Lust er hat, wegen der Toten noch einmal befragt zu werden.
„Ja, hab ich.“
„Und wie kommen Sie darauf, dass die beiden aus dem Comfort kamen?“
Der Mann kneift die Augen ein wenig zusammen. „Es wären nicht die ersten gewesen. Seit wann kellner‘ ich hier? Seit ‘94? Was denken Sie, wie viele solcher Paare ich schon bedient habe? Man trifft sich gleich unten am Ende der Querstraße, geht ins Comfort , und wenn man sich gut versteht, gibt’s danach noch was zu essen - und zwar hier bei uns.“ Er
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