Berlin-Krimi 03 - Notlandung
es zehn Jahre dauern würde. Aber nicht, dass du denkst, ich hätte dich sofort vergessen. Ich war noch ein paar Mal in dem Café am Flughafen Tegel, aber da hast du nicht mehr gearbeitet.«
»Stimmt, ich hatte mich voll und ganz der Black-Jack-Geschichte verschrieben. Aber wenn wir schon dabei sind, uns unsere Lebensgeschichten zu erzählen, was macht die Liebe, Beryl?«
»Ich bin seit fünf Jahren mit Denis zusammen, er ist der CFO unserer Airline, wir wollen im Winter heiraten.« Sie hatte kurz überlegt, ob sie Lennard von der Krise in der Beziehung erzählen sollte, entschied sich dann aber dagegen.
»Und bei dir?«
»Nichts Ernstes.«
»Und du und Stefanie? Damals in Berlin kam es mir so vor, als ob ihr miteinander noch nicht fertig wart?«
»Hast du gut beobachtet. Wir haben es noch mal versucht. Aber ich habe es versaut.«
Beryl sah in fragend an.
Er seufzte.
»Dann werde ich also auch noch die weniger schönen Geschichten erzählen. Kannst du dich noch an Felicitas erinnern, die Frau, die damals die Abifeier organisiert hat?«
»Diese saudumme, eingebildete, blöde Zicke? Wie kann man die vergessen?«
»Na ja, ich habe jedenfalls etwas mit Felicitas angefangen.«
»Du hast was?«
»Genauso hat Stefanie damals auch reagiert und sofort mit mir Schluss gemacht. Ich hatte nicht mal Zeit, wenigstens zu versuchen, es zu erklären.«
»Ich dachte, du hasst Felicitas? Hast du damals jedenfalls erzählt!«
»Ich bewundere dein Gedächtnis, Beryl. Du weißt doch, Hass und Liebe liegen bekanntlich oft nahe beieinander. Ich habe sie eines Abends im Casino in Monte Carlo getroffen. Und irgendwie waren wir dann zusammen. Am Anfang dachte ich, es wäre nur Rache für all das, was mir die reichen Schnösel in der Schulzeit angetan haben. Oder Balsam für mein Selbstvertrauen, weil ich sie jetzt haben konnte. Aber dann habe ich erschrocken festgestellt, dass ich wirklich in sie verliebt war. Ich bin einfach nicht mehr von ihr losgekommen. Und zu meiner großen Verwunderung war Felicitas auch in mich verliebt. Heute bin ich mir sicher, dass wir beide nicht vorhatten, das füreinander zu empfinden, was wir schließlich füreinander empfunden haben. Es war Liebe als echter Unfall. Und wir hatten das volle Programm, voll verliebt, hemmungsloser Sex, Verzweiflung, Streit und Versöhnung. Die intensivsten Momente meines Lebens. Nach zwei Monaten waren wir beide fertig, echt fertig. Verstehe mich nicht falsch, ich würde es wieder tun und will auch keinen Moment davon missen. Wie auch immer, jedenfalls war es mit Stefanie endgültig vorbei. Wir sind heute immer noch befreundet, aber so richtig vertraut mir Stefanie nicht mehr. Und ich kann ihr das nicht mal übel nehmen.«
Beryl sah Lennard an. Es war eine interessante und schöne Unterhaltung gewesen, fast hatte sie vergessen, weswegen sie hier war.
Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht.
»Und heute hast du eine Anfrage über mich auf den Tisch bekommen?«
Lennard nickte, auch er lächelte jetzt nicht mehr.
»Genau, genug der Erinnerungen. Let’s go down to business.«
Er sah auf das Fax, das auf dem Tisch zwischen ihnen lag.
»Was wollen die von dir, Beryl?«
»Wie vorhin schon gesagt, ich habe keine Ahnung, absolut keine Ahnung.«
»Ich werde den Auftrag annehmen.«
Beryl zog die Augenbrauen hoch.
»Wenn wir herausbekommen wollen, worum es geht, müssen wir mit ihnen ins Geschäft kommen. Außerdem, wenn ich es ablehne, geben sie den Auftrag an jemand anderen, und dann haben wir keinen Einfluss mehr auf das Ganze. Wenn ich den Job jedoch annehme, dann können wir bestimmen, was die erfahren und was nicht.«
»Ich habe keine Ahnung von dem Business, du bist dort zu Hause.«
»Die Kanzlei in Las Vegas, von der die Anfrage kommt, ist eine der teuersten in den Staaten. Es gibt jede Menge Gerüchte über den Laden, die auch alle falsch sein können. Ich glaube, dass die schlicht und einfach für jeden arbeiten, der ihre horrenden Stundensätze zahlt. Und natürlich kostet so eine Anfrage bei uns auch eine Menge Geld. Mit anderen Worten, jemand lässt sich das richtig was kosten. Hast du wirklich keine Ahnung, worum es geht?«
»Nein, ich habe wirklich nicht die leiseste Ahnung, aber ich bekomme Angst, Lennard. Was wollen die von mir?«
»Wir werden es herausbekommen.«
»Vielleicht ist es einfach nur eine Verwechslung, ich kann es mir nicht anders vorstellen.«
»Möglich ist alles«, sagte Lennard ohne rechte Überzeugung.
Lennard und Beryl
Weitere Kostenlose Bücher