Berlin-Krimi 03 - Notlandung
verabredeten sich für den nächsten Tag zum Mittagessen.
Nachdem Beryl gegangen war, schrieb Lennard ein kurzes Fax nach Las Vegas. Er teilte mit, dass er den Auftrag annimmt. Er wollte unbedingt verhindern, dass die jemand anderen auf Beryl ansetzten. Er teilte außerdem kurz mit, dass er Beryl unter der angegebenen Adresse gefunden und mit der Observation begonnen hatte. »Alles keine wirklich neuen Informationen«, dachte er.
Bisher war man sich in Las Vegas jedoch gar nicht sicher gewesen, dass Beryl wirklich auf Mallorca war. Das Fax von Lennard enthielt alle Informationen, die man benötigte.
Kurz darauf erhielt er ein Fax, in dem er aufgefordert wurde, die Observation einzustellen. Unabhängig davon würde das Honorar ungekürzt bezahlt.
Lennard war völlig verwirrt und beschloss, in Las Vegas anzurufen.
Obwohl er die Leute dort aus einigen anderen Projekten ganz gut kannte, bekam er niemanden ans Telefon. Alle ließen sich verleugnen oder ließen ihm einfach nur ausrichten, dass sich das mit der Anfrage erledigt hätte. Er sollte seine Leute sofort abziehen und eine Rechnung stellen.
»Das wird immer seltsamer«, dachte Lennard, der sich einfach keinen Reim auf all das machen konnte.
11
Jenny und Beryl hatten bis in den frühen Morgen miteinander gequatscht. Jenny wollte alles über den Überwachungsauftrag und natürlich über Lennard wissen. Sie gab erst Ruhe, als Beryl versprach, die beiden miteinander bekannt zu machen. Jenny erwähnte mehr als einmal, dass sie noch nie in einem Ferrari gesessen habe. Am nächsten Morgen wollte Jenny ausschlafen und war erst aufgestanden, als Beryl sich fertig machen musste, um mit Lennard essen zu gehen.
»Und du versprichst mir, dass du Lennard fragst, ob wir heute Abend zusammen weggehen?«
»Versprochen, Jenny. Und soll ich dann heute Abend krank werden, plötzliche Grippe oder so, damit du allein gehen kannst?«
»Keine schlechte Idee, aber wie wäre es mit Kopf- und Bauchschmerzen wegen deiner Tage? Weißt du, ich denke, das macht gleich viel klarer, was geht und was nicht.«
»Ich muss los, Jenny.«
Beryl verließ lachend die Wohnung. Sie kannte Jenny jetzt schon eine Ewigkeit, aber sie wusste immer noch nicht genau, wann Jenny etwas ernst meinte und wann nicht. Allerdings stellte sie fest, dass ihr der Gedanke, dass Jenny allein mit Lennard weggehen würde, nicht besonders gefiel.
Kurz nachdem Beryl gegangen war, hatte Jenny die große Schiebetür zur Terrasse geöffnet. Sie hatte ein paar Kleinigkeiten gewaschen und war dabei, diese auf die Wäscheleine auf der Terrasse zu hängen. Ihre Nachbarin frühstückte auf der Terrasse nebenan, Jenny hatte sie kalt gegrüßt. Die beiden Terrassen lagen direkt nebeneinander, und ob man wollte oder nicht, man konnte den anderen kaum ignorieren. Ihre Nachbarn waren ein mittelaltes Ehepaar. Er war ein dicklicher Kerl, der sie immer mit Sabber im Mund anstarrte. Seine Frau war fast genauso dick wie er, und mehrmals am Tag hörte man sie durch die Wohnung keifen. Eines Morgens, Beryl war gerade dabei, ihre Wäsche von der Leine zu nehmen, wurde sie über die Terrassenbrüstung hinweg von ihr angeschrien. Beryl hatte Schwierigkeiten, sie zu verstehen, weil sie schnell und undeutlich sprach. Jenny, die besser Spanisch spricht, kam ihr zu Hilfe. Die Alte beschwerte sich, weil sie ihre ›Nutten-Unterwäsche‹ in aller Öffentlichkeit trockneten. Jenny platzte schließlich der Kragen, und sie schrie zurück, dass sie sich um ihren Scheiß kümmern und vor allem ihren Mann dazu bringen sollte, ihr nicht ständig hinterherzustarren. Seitdem war das nachbarschaftliche Verhältnis äußerst kühl. Jenny und Beryl grüßten immer noch freundlich in der Hoffnung, es würde sich alles mal wieder einrenken.
Jenny hing gerade ihren BH auf die Wäscheleine. Sie hatte sich fest vorgenommen, gleich danach an den Schreibtisch zu gehen und für ihr Studium zu lernen.
Der Schuss wurde lautlos abgegeben. Jenny wurde in der Mitte der Stirn getroffen und starb, bevor sie mitbekam, wie ihr geschah. Die Nachbarin saß eine Weile mit offenem Mund da, bevor sie anfing, hysterisch zu schreien. Ihr Mann kam auf die Terrasse gerannt, sah seine schreiende Frau, die auf den Nachbarbalkon zeigte. Als er hinüberblickte, sah er die junge Frau mit zerstörtem Gesicht in einer riesigen Blutlache liegen. Während er sich übergab, gewann seine Frau ein wenig die Fassung zurück und rief die Polizei an. Sie schrie völlig unverständliches Zeug
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