Berlin-Krimi 03 - Notlandung
lief hinter Beryl her und versuchte, sie festzuhalten.
»Nicht Beryl, sieh dir das nicht an. Es gibt nichts, was du für deine Freundin tun kannst.«
Beryl riss sich los.
»Sag mir sofort, was passiert ist!«
»Sie wurde …« Er brach ab. »Sie wurde erschossen.«
Beryl sagte einen Moment nichts, sie machte sich aus Lennards Armen frei und schüttelte den Kopf. Dann rannte sie in Richtung ihres Hauses. Zwei Polizisten am Eingang hielten sie fest. Beryl schrie auf die beiden Männer ein und wurde schließlich durchgelassen.
Lennard holte tief Luft und ging langsam hinterher.
Er fand Beryl bleich und zusammengesunken im Treppenhaus sitzen, die Arme um die Beine gelegt. Tränen liefen ihr über das Gesicht.
»Wer macht so was, Lennard? Wer macht so was bloß?«
Lennard wollte etwas antworten, aber ihm fiel nichts ein, was er sagen konnte, und so setzte er sich einfach neben Beryl auf den Boden.
Es hatte Lennard viele Überredungskünste gekostet, Beryl schließlich davon zu überzeugen, das Haus zu verlassen. Es gab nichts mehr, was sie für Jenny tun konnte. Er hatte Beryl in seine Wohnung gebracht, und ein befreundeter Arzt hatte ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Daraufhin war Beryl eingeschlafen.
Am Abend hatte sie sich etwas beruhigt und sich so weit gefasst, dass sie mit der Polizei sprechen wollte. Der Arzt war dagegen gewesen, dass sie sich schon mit der Polizei unterhielt, und Lennard fand es auch keine gute Idee. Aber Beryl ließ sich nicht davon abbringen, also fuhr er sie zum Polizeirevier. Beryl wollte unbedingt dabei helfen, den zu finden, der Jenny das angetan hatte. Aber es gab einfach nichts, was sie der Polizei sagen konnte. Sie hatte keinen Verdacht, keine Anhaltspunkte, keine Erklärung.
»Ihre Nachbarin hat uns erzählt, sie arbeiten alle für einen Callgirlring?«
Beryl war fassungslos.
»Das ist völliger Blödsinn! Wir arbeiten alle für eine Fluglinie. Die Wohnung wird von Filomena Airways bezahlt, wir wohnen dort, wenn wir hier auf der Insel auf einen Einsatz warten oder als Reserve eingeteilt sind.«
»Und was haben sie mit dem Casino-Geschäft zu tun?«, fragte einer der Polizisten mit Blick auf Lennard, der neben ihr saß.
Bevor Beryl etwas sagen konnte, antwortete Lennard. »Wir kennen uns von früher, aus der Schule. Nicht geschäftlich.«
»Ich verstehe«, antwortete der Polizist, der nicht besonders überzeugt aussah.
Die Polizisten beendeten nach einer halben Stunde die Vernehmung. Alle waren frustriert. Beryl hatte keine Anhaltspunkte dafür liefern können, warum Jenny erschossen worden war. Das Ganze war völlig unverständlich.
Auf dem Weg von der Polizei nach Hause war Lennard abgebogen und in Richtung Strand gefahren.
»Komm, Beryl, lass uns an den Strand gehen. Ich glaube, ich brauche noch ein wenig frische Luft, in der Wohnung fällt mir bestimmt die Decke auf den Kopf.«
»Gute Idee.«
Kurz darauf saßen beide nebeneinander am Strand, sahen in die Dunkelheit hinaus und beobachteten die Lichter der vorbeifahrenden Schiffe.
»Was ist nur los, Lennard? Ständig passieren um mich herum schreckliche Dinge, für die niemand eine Erklärung hat. Vor ein paar Tagen war mein Leben noch völlig in Ordnung. Und jetzt? Tote, Polizisten, Privatdetektive. Was ist bloß los? Ich fürchte, ich werde langsam verrückt.«
»Wir werden es herausbekommen, Beryl, das verspreche ich dir.« Ihm kam das ziemlich platt vor, aber er wusste einfach nicht, was er sonst sagen sollte.
»Warum hast du den Polizisten das mit der Anfrage aus Las Vegas vorenthalten, Lennard?«
»Ich weiß auch nicht, vielleicht war es ein Fehler. Aber ich hatte den Eindruck, die haben uns sowieso nicht geglaubt. Und ich kann es ihnen nicht mal übel nehmen. Für solch einen Mord muss es einen Grund geben. Dass du nichts weißt, ist aus deren Sicht schon komisch. Wenn wir noch das mit der Anfrage erzählt hätten, hätte es alles nur noch schlimmer gemacht. Und vor allem, wenn die Polizei anfängt, rumzufragen, gehen alle sofort in Deckung. Dann würden wir bestimmt nicht mehr herausbekommen, wer hinter der Anfrage steckt und warum die dich überwacht haben wollten.«
»Vor ein paar Tagen war alles noch, wie es sein soll. Und jetzt? Tote, Morde, innerhalb kurzer Zeit zwei Gespräche in zwei Ländern mit der Polizei, die Antworten von mir will, die ich nicht habe. Irgendjemand in Las Vegas interessiert sich für mich. Was ist bloß los, Lennard? Ich fühle mich mittendrin in irgendetwas, und ich
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