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Berlin-Krimi 03 - Notlandung

Titel: Berlin-Krimi 03 - Notlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Karnani
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Kapitän?«
    »Ja, ich habe da weitergemacht, wo ich war, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Aber du? Du warst Taxifahrer und hattest gerade dein Mathestudium in den Sand gesetzt, wenn ich mich richtig erinnere?«
    Lennard lehnte sich zurück.
    »Na, dann lass ich uns mal einen Kaffee kommen, und dann werde ich erzählen.«

10
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Am besten bei unserem letzten Abend, oder sollte ich lieber sagen, bei unserem ersten Abend? Damals warst du gerade in Mathe von der Uni geflogen und wolltest es noch mal mit Physik versuchen?«
    »Genau, aber irgendwie war ich mit der Uni fertig, egal ob Mathe oder Physik. Ich hatte kurz überlegt, in die Staaten zu gehen, um dort zu studieren. Aber das habe ich dann auch verworfen, ich habe dafür schlicht und einfach das Geld nicht gehabt. Ich habe es noch mit einem Stipendium für die USA versucht, aber das hat auch nicht geklappt. Immer ging es um Kohle, also habe ich versucht, das Thema einmal grundsätzlich anzugehen.«
    Beryl sah ihn fragend an.
    »Black Jack!« Lennard lachte.
    »Black Jack?«
    »Ja, ich war nach dem Abi ein halbes Jahr am MIT in Boston, war der Gewinn aus einem Schüler-Mathematikwettbewerb. Und während meiner Zeit dort kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit Black Jack. Du kennst das Spiel?«
    Beryl schüttelte den Kopf.
    »Ähnelt dem deutschen ›17 und 4‹, eigentlich ganz simpel, du spielst gegen die Spielbank. Am Anfang ziehst du zwei Karten, genauso wie die Bank. Danach nimmst du so viele weitere Karten, wie du für sinnvoll hältst. Ziel ist es, mit den gezogenen Karten 21 Punkte zu erreichen oder der 21 möglichst nahe zu kommen. Die Punkte entsprechen den auf den Karten aufgedruckten Werten, die Bilder geben zehn Punkte, und das Ass hat 11 oder 1. Die Spielbank muss Karten kaufen, bis sie 16 Punkte hat, und ab 17 darf sie keine weiteren Karten mehr ziehen. Wer von beiden, Spieler oder Spielbank, am nächsten an der 21 dran ist, hat gewonnen, wer 21 Punkte überschreitet, hat verloren. Das Spiel wird in fast allen Spielcasinos der Welt gespielt. Die Karten sind in einem Schlitten, aus denen der Dealer, also der Angestellte der Spielbank, die gemischten Karten zieht.«
    »Ah, jetzt weiß ich, das Spiel, das James Bond immer spielt?«
    »Genau. Und das Beste dabei ist: Black Jack ist das einzige Glücksspiel in den Casinos, das man mit Intelligenz überlisten kann.«
    Beryl sah sehr zweifelnd aus.
    »Guck nicht so ungläubig. Es geht tatsächlich. Edward Oakley Thorp, ein amerikanischer Mathematiker, hat in den 60ern in seiner Doktorarbeit eine Formel veröffentlicht, mit der man beim Black Jack die Bank schlagen kann. Der Idee seiner Formel liegt die triviale Erkenntnis zugrunde, dass jede Karte, die gespielt wurde, nicht mehr im Spiel ist. Wenn man sich die Karten ansieht, die schon gekommen sind, weiß man also, welche Karten nicht mehr kommen können, und gewinnt eine immer bessere Vorstellung davon, welche Karten man überhaupt noch ziehen kann. Das lässt sich tatsächlich mathematisch berechnen, da sich die Wahrscheinlichkeiten verändern, wenn man die Karten berücksichtigt, die schon gespielt wurden. Die Grundidee ist also denkbar einfach und läuft unter dem Begriff Kartenzählen oder auch Scientific Black Jack. Mit der Umsetzung des Ganzen in einer Spielbank ist es jedoch nicht ganz so trivial. Man muss sich schon ein wenig mit dem System beschäftigen und vor allem konzentriert und diszipliniert spielen.«
    »Das heißt, du hast die Bank in einem Casino gesprengt?« Beryl sah ihn belustigt an, das schien eine interessante Geschichte zu werden.
    »Fast, ich bin es zunächst als Ein-Mann-Show angegangen, in der Spielbank in Hamburg. Ich war damals, im Nachhinein betrachtet, ziemlich naiv. Die Kartenzählmethode ist den Casinos natürlich bekannt, und ich war nicht der Einzige, der die Veröffentlichung von Thorp gelesen hat. Wenn man eine Weile am Black-Jack-Tisch sitzt, die Karten mitzählt und dann danach sein Spiel ausrichtet, fällt man unweigerlich auf. Die Croupiers sind darauf trainiert, solche Spieler zu erkennen. Und sobald sie mitbekommen, was du vorhast, versuchen sie, es zu unterbinden. Die Casinos reagierten damals unterschiedlich darauf, manche machten einfach den Tisch zu, bei anderen wurde das Blatt im Schlitten ausgewechselt. Mir ist dann schnell klar geworden, dass man nicht nur das Black-Jack-Spiel austricksen muss, sondern auch die Croupiers, wenn man tatsächlich gewinnen will. Daher bin ich

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