Berlin-Krimi 03 - Notlandung
mich da, riskiert wahrscheinlich sogar euer Leben.«
»Gib mir ein paar Flugstunden, und wir sind quitt.«
»Warum macht ihr das eigentlich? Ich meine, warum seid ihr für mich da und zieht euch das Ganze rein?«
»Tja, gute Frage. Habe ich bisher auch noch nicht drüber nachgedacht. Vor allem war es wohl Lennards Entscheidung. Wenn er dabei ist, bin ich dabei. Und überhaupt, manchmal ist es eben so. Ich habe es bisher nicht mal hinterfragt. Erscheint mir einfach normal, dass wir zusammenstehen.«
»Lennard ist einfach aufgetaucht und war von da an immer an meiner Seite. Ich schäme mich jetzt fast ein wenig, ich habe das einfach nur so hingenommen. Aber so ist es natürlich nicht, ganz im Gegenteil.«
»Für Lennard ist es offensichtlich genauso selbstverständlich, jetzt bei dir zu sein, wie es das für mich ist. Glaubst du an frühere Leben?«
»Bitte?«
»Dass man schon mal gelebt hat? Man sich aus einem anderen Leben kennt?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Ich weiß es nicht. Manchmal begegnet man jemandem, man muss keine großen Worte machen, es ist einfach alles klar. Und man kommt sich irgendwie vertraut vor. Als wir damals in Berlin unterwegs waren, kam es mir so vor, als ob wir uns schon ewig kannten. Und jetzt ist es wieder genauso. Vielleicht ein früheres Leben, oder die Chemie zwischen uns stimmt einfach, vielleicht auch Schicksal. Nenn es, wie du willst.«
»Ihr dürft nicht denken, dass ich undankbar bin, aber in den letzten Tagen ist so viel Schreckliches passiert, und ich bin so völlig verwirrt. Da habe ich gar nicht richtig bemerkt, dass auch tolle Dinge geschehen sind, dass plötzlich tolle Freunde aufgetaucht sind.«
Stefanie küsste Beryl auf den Mund.
»Nimm nicht alles so schwer, manchmal muss man das Leben einfach machen lassen, Beryl.«
Beryl war noch nie von einer Frau so geküsst worden. Es war ungewohnt, aber nicht unangenehm. Sie wusste nicht, wie sie jetzt reagieren sollte. Aber Stefanie schien auch keine Reaktion zu erwarten.
»Als Lennard und ich damals mit Dimitrios zusammentrafen, war es ganz ähnlich. Er hat uns dabei erwischt, wie wir die Spielbank abziehen wollten, und es war seine Aufgabe als Sicherheitschef, genau das zu verhindern. Und ein paar Monate später waren wir drei Partner, und Lennard und ich hatten plötzlich ein ganz anderes Leben. So ist das eben manchmal.«
»Dimitrios wartet in Berlin auf uns?«
Stefanie nickte.
»Er ist ein interessanter Mann, du wirst ihn mögen. Es ist eigentlich ganz gut, dass Lennard ein paar Stunden vor uns in Berlin ist. Da haben die beiden Zeit, sich etwas auszusprechen.«
Beryl sah sie fragend an.
»Wie soll ich es sagen? Lennard macht sich ziemliche Vorwürfe, weil er unsere Firma gerade an die Wand fährt.«
»Er macht was?«
»Scheiße, ich dachte, du weißt das? Aber woher sollst du es auch wissen? Vergiss einfach, was ich gesagt habe, ich will dein schlechtes Gewissen nicht noch verschlimmern.«
»Stefanie, erzähle es mir, bitte!«
Stefanie seufzte.
»Dass ich auch nie die Klappe halten kann. Die Jungs in Las Vegas haben ziemlichen Druck auf Lennard ausgeübt, sie haben verlangt, dass er sich aus alldem hier raushält. Wie du weißt, hat er das nicht getan.« Sie überlegte, wie sie es formulieren sollte. Aber egal, wie sie es sagte, es lief immer auf das Gleiche hinaus.
»Um es kurz zu machen, wir haben deshalb schon einen Großteil unserer Kunden verloren und sind gerade dabei, die anderen auch noch zu verlieren. Wir arbeiten in einem sehr überschaubaren und sensiblen Markt. Verschwiegenheit und Vertrauen sind die Basis unseres Geschäfts. Viele fangen aber gerade an, uns nicht mehr zu vertrauen. Und wenn man das Vertrauen einmal verspielt hat, dann ist man für ewig draußen. Lennard und Dimitrios hatten wohl schon ein Gespräch, Lennard hat sich dafür entschuldigt, dass er gerade Dimitrios’ Lebenswerk zerstört. Zumindest sieht Lennard das so.«
Beryl merkte, wie ihr heiß und übel wurde.
»Stefanie, das ist schrecklich! Ich wusste nicht, in welche Schwierigkeiten ich Lennard gebracht habe!«
»Ganz langsam, Beryl. Lennard weiß sehr genau, was er tut. Außerdem war all das seine Entscheidung. Und vor allem, bevor du jetzt noch mehr Gewissensbisse kriegst, hab ich sowieso den Eindruck, dass Lennard die Schnauze voll hat von dem ganzen Mist, genauso wie ich auch. Diese Arschlöcher in Las Vegas! Ich schätze mal, das läuft ähnlich wie bei der Felicitas-Geschichte: Wir haben endlich den
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