Berlin-Krimi 03 - Notlandung
nicht lange graben, um eine Bestätigung für den Fastabsturz der Filomena 1863 zu bekommen. Eine Bestätigung dafür, dass die Gerüchte über die Sabotage an der Maschine stimmten, war weit schwieriger zu finden. An Flughäfen wurde, wie in allen anderen Organisationen auch, viel getratscht. Es gab bisher zwar keine offizielle Bestätigung für die Sabotage, aber jede Menge Gerüchte. Aber in diesem Fall waren sie einfach zu vage und unsicher. Als sie dann aber herausfanden, dass Filomena Airways seine Maschinen plötzlich von einem unabhängigen Unternehmen warten ließ, während die eigenen Techniker rumsaßen und Däumchen drehten, war man sich beim Business Intelligent ziemlich sicher, dass an der Sabotage-Geschichte etwas dran war. Aus dem Teeküchenklatsch, den Susanne aufgeschnappt hatte, war damit eine teilweise gesicherte Information geworden.
»Ja, ich habe die Informationen gelesen, sogar zweimal. Und Filomena Airways ist auch genau das Thema, das ich heute Abend mit dir besprechen wollte. Das mit dem Beinahe-Flugzeugabsturz haben wir aus unterschiedlichen Quellen, und wir können es als bestätigt ansehen, oder?«
»Da würde ich so mitgehen, Sami. Es sieht tatsächlich so aus, als ob man die Maschine zum Absturz bringen wollte. Nur warum und wer, das haben wir bisher noch nicht herausgefunden.«
»Für mich sieht es so aus, als ob wir langsam aber sicher auf die Eskalation zusteuern, auf die wir warten, seit wir das Unternehmen beobachten.«
»Was ich bisher nicht verstehe, Sami, wenn die Drogenbarone aus Lateinamerika in Filomena Air ihr Geld waschen, warum hat dann bisher keiner etwas dagegen getan? Das FBI oder sonst wer?«
»Eine gute Frage, auf die ich nicht unbedingt eine Antwort habe. Ich denke schon, dass die vom FBI gut sind. Aber ihr Fokus liegt nicht unbedingt auf der Kontrolle von Geldströmen. Wahrscheinlich versuchen die eher, den Anbau und vor allem den Schmuggel von Kokain in die USA zu verhindern, als dass sie sich mit der Frage beschäftigen, was letztendlich mit dem Drogengeld geschieht. Und aus ihrer Sicht ist das bestimmt auch richtig so. Und vergiss nicht, die Gelder werden auch nicht dazu benutzt, den Drogenhandel zu unterstützen oder auszuweiten, sondern sie werden gewaschen und in legale Unternehmen investiert. Das Ganze hat daher auch kaum Einfluss auf die Drogensituation in den Straßen amerikanischer Städte, und die ist viel eher das Problem, das die Amerikaner haben. Aber wer weiß, was wäre, wenn sie ihr Geld in eine amerikanische Fluggesellschaft investiert hätten? Filomena Air ist ein europäisches Unternehmen, und was interessiert die Amerikaner schon, was in Europa vor sich geht? Für die meisten ist Europa so weit weg wie der Mond. Um es kurz zu machen, ich vermute, dass Filomena Airways das FBI nicht besonders interessiert, die haben ganz andere Kriegsschauplätze. Wissen wir inzwischen eigentlich, wer in der Airline die Entscheidung getroffen hat, sich mit Drogengeld zu finanzieren, Alexandra?«
»Nun, es gibt zum einen den Geschäftsführer oder CEO, ein Mann namens Franz Schiller, der auch noch einige Prozente an der Fluglinie hält. Er ist fast 60, ein alternder Playboy. Er hat die Airline vor 15 Jahren aufgebaut, sich aber vor sechs Jahren völlig aus ihr zurückgezogen. Offiziell ist er zwar immer noch CEO, aber tatsächlich sitzt er in seiner Villa auf den Bahamas und ist dabei, sich zu Tode zu saufen. Er überlässt heute alles seinem kaufmännischen Geschäftsführer, einem gewissen Denis Steinkühler. Über diesen Chief Financial Officer der Filomena Airways wissen wir nicht viel. Er war früher bei einer großen deutschen Discounterkette angestellt, bevor er vor acht Jahren zu Filomena Airways kam. Damals war es noch eine kleine Ferienfluggesellschaft, eine unter vielen, mit fünf oder sechs Flugzeugen, die Pauschaltouristen an die Strände des Mittelmeeres flog. Sie gehörte damals noch zu über 90 Prozent Franz Schiller. Die Expansion begann vor ungefähr fünf Jahren, zum selben Zeitpunkt stiegen die Drogenbarone über verschiedene Strohfirmen ein. Es wurde ein mörderisches Expansionsprogramm gefahren, die Anfangsverluste müssen enorm gewesen sein, und es steht außer Frage, dass richtig Geld in die Airline geflossen ist. Heute ist Filomena Airways im Ranking der zehn größten europäischen Airlines stets auf den vordersten Plätzen vertreten.«
»All diese Entscheidungen fielen in die Zeit, als Steinkühler schon das alleinige Sagen
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