Berlin-Krimi 03 - Notlandung
Wagen, einen alten Audi. Beryl öffnete den Kofferraum und nahm den Pilotenkoffer heraus.
»Meine Güte, mir fällt ein Stein vom Herzen. Hier ist er!«
Sie klappten den Kofferraum zu und stellten den Koffer auf den Kofferraumdeckel. Es war ein einfacher schwarzer Pilotenkoffer mit einem goldenen Aufdruck der Firma Jeppesen. Sie sahen sich an und überlegten, was sie jetzt tun sollten.
»Bringen wir das gute Stück zu Marcels Mutter und hoffen, dass wir damit ihre Töchter wiederbekommen.«
»Wir sollten wenigstens reinsehen, was drin ist, Beryl. Wir müssen endlich Bescheid wissen, mit wem oder was wir es hier zu tun haben.«
»Lennard, mir ist das im Augenblick scheißegal! Alles, was ich will, ist, dass die beiden Mädchen freikommen!«
»Genau das will ich auch.«
»Beryl«, Stefanie legte die Hand auf ihren Arm, »wir müssen einen kühlen Kopf bewahren. Der Koffer ist offensichtlich von großer Bedeutung für die Entführer. Solange wir den haben, sind die Mädchen in Sicherheit. Wir müssen uns aber genau überlegen, wie wir jetzt vorgehen, und dazu müssen wir wissen, mit wem oder was wir es zu tun haben. Das Beste wird sein, wir sehen einfach mal in das Ding rein.«
»Ich kann das irgendwie nicht, würdest du?«
Stefanie nickte, sie nahm den Koffer, öffnete ihn und sah hinein.
»Tja, nichts, außer einem Haufen dicker, schwarzer Ordner.«
Sie nahm einen heraus, einen schwarzen Lederordner mit der Aufschrift Jeppesen Airways Manual.
»Normale Jeppesen-Ordner«, sagte Beryl, »da sind Jeppesen-Karten drin, also Anflugcharts, Navigationskarten und all solche Informationen. Was man eben so braucht, um zu fliegen. Ist zwar auch alles im Bordcomputer, aber Marcel war immer gut vorbereitet. Er hat am Abend vorher immer seine Hausaufgaben gemacht. Nicht das Verkehrteste, wenn man mit der Fliegerei anfängt.«
Lennard klappte einen der Ordner auf.
»Sieh mal einer an!«
In die Seiten des bestimmt fünf Zentimeter dicken Ordners war ein Hohlraum geschnitten worden, und darin lag eine Plastiktüte mit weißem Inhalt. Lennard holte sie heraus, machte ein Loch in den Beutel und kostete eine kleine Menge auf der Zunge.
»Ich denke, das ist Kokain!«
Beryl zog die Augenbrauen hoch.
»Sehen wir uns die anderen Ordner auch noch an.«
In allen anderen Ordnern fanden sie ebenfalls Beutel.
»Ich schätze mal, das sind an die zwei Kilogramm«, stellte Stefanie fest.
In diesem Moment fuhr ein Auto auf der Suche nach einem Parkplatz an ihnen vorbei. Die drei sahen sich ängstlich um.
»Lasst uns einsteigen und von hier verschwinden. Wir sollten das nicht in aller Öffentlichkeit besprechen und hier mit einem großen Haufen Kokain rumstehen.«
»Okay, hauen wir hier ab.«
Als alle im Auto saßen, startete Beryl den Motor.
»Wohin fährst du?«
»Zu Monika Leimbach, wir werden ihr den Koffer bringen und ihr sagen, was wir darin gefunden haben.«
»Das Ganze ist ziemlich heiß, Beryl! Lennard und ich haben etwas Erfahrung mit den Drogenjungs, wir sollten da nichts überstürzen.«
Beryl schaltete den Motor wieder aus und drehte sich zu Stefanie um.
»Hört zu, ich weiß, dass ihr beide so eine Art Superdetektive seid, aber im Augenblick ist mir das scheißegal. Keine fünf Minuten von hier entfernt sitzt eine Frau, die vor Kurzem ihren Sohn verloren hat und deren beide Töchter man jetzt auch noch entführt hat. Man hat ihr angedroht, ihre Kinder umzubringen wegen dieses Koffers. Und ich habe ihr versprochen, dass ich ihr den Koffer bringen werde. Und genau das werde ich jetzt tun. Ihr könnt gerne mitkommen, vielleicht nimmt Monika Rat von euch an, oder sie lässt es. Es geht um das Leben ihrer Kinder, und sie allein entscheidet. Ist das klar?«
Die beiden waren einen Moment still.
»Keine Einwände von meiner Seite, Kapitän.«
»Auch von mir nicht.«
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte sich Beryl wieder um, ließ den Motor an und fuhr los.
Zehn Minuten später klingelten sie an der Tür von Monika Leimbach, und fast sofort öffnete ihnen eine sichtlich verstörte Frau die Tür.
»Beryl! Schön, dass du da bist. Hast du den Koffer?«
Beryl erschrak, Monika hatte ein blaues Auge und eine Platzwunde am Kopf. Aber sie ließ sich nichts anmerken, stattdessen hob sie nur den Koffer hoch.
»Selbstverständlich, hier ist er.«
»Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen.« Erst jetzt bemerkte sie, dass Beryl nicht allein war.
»Darf ich dir zwei Freunde von mir vorstellen: Lennard
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