Berlin-Krimi 03 - Notlandung
das Callzeichen des Flugzeuges, hier«, sie zeigte auf ein Schild, das auf das Armaturenbrett geklebt war. »D-EBH, sozusagen unser Nummernschild.« Sie wollte gerade noch etwas sagen, als endlich die Antwort aus Tempelhof kam.
»Delta-Echo-Bravo-Hotel, Tempelhof Tower.«
»Dann versuchen wir mal unser Glück mit einer Landung mitten in Berlin«, sagte Beryl und drückte die Sendetaste.
»Delta-Echo-Bravo-Hotel, Cessna 182, VFR, zehn Meilen nördlich Echo, zur Landung.«
Diesmal kam die Antwort der Flugsicherung sofort.
»Delta-Echo-Bravo-Hotel, fliegen sie in die Kontrollzone über Echo, Landebahn 27 rechts, QNH 1025.«
»Enter control zone via Echo, QNH 1068, Delta-Echo-Bravo-Hotel.« Beryl bemerkte gar nicht, dass sie Englisch sprach, als sie die Freigabe zum Einflug in die Kontrollzone Berlin wiederholte.
»Das war es dann schon, wir dürfen Tempelhof anfliegen, über diesen Punkt hier«, sie zeigte auf den Bildschirm des GPS. »Das ist der Punkt Echo, von dort fliegen wir einfach nach Westen und landen auf der Piste 27 rechts des Flughafens Tempelhof.«
»Und was ist ein QNH und was ein VFR?«, fragte Anita von hinten.
»QNH ist der Luftdruck«, Beryl musste lachen und war beeindruckt, was Anita sich alles gemerkt hatte. »Hier, ich kann den Wert an unserem Höhenmesser einstellen. Nur wenn man den korrekten Luftdruck einstellt, arbeitet der Höhenmesser auch korrekt. Darum bekommt man den aktuellen Wert jeweils angesagt, bevor man landet. Und VFR steht für Visual-Flight-Rules, das bedeutet, dass wir nach Sicht fliegen und nicht nach Instrumenten.«
»Und du musst alles wiederholen, was der Typ dir sagt?«
»Ja, um sicherzugehen, dass ich alles richtig verstanden habe. Man muss aber nicht alles wiederholen, nur wichtige Dinge wie zum Beispiel die Erlaubnis, in die Kontrollzone einfliegen zu dürfen. Wenn man etwas falsch verstanden hat, hat der Fluglotse am Boden noch die Möglichkeit, es zu korrigieren.«
Anitas Neugier schien fürs Erste befriedigt zu sein. Beryl genoss jede Sekunde des Endanfluges auf den Flughafen Tempelhof. Sie flogen von Osten über die Stadt, es sah so aus, als berührten sie fast die Häuser.
»Mann, ich kann die Leute erkennen, die auf den Balkonen sitzen, voll deutlich!«, rief Anita.
»Mich begeistert das auch immer wieder, leider kann ich nicht zur Seite sehen und muss meine Augen vorne lassen. Es gibt nur wenige Anflüge, die so spektakulär sind wie Tempelhof. Kai Tak natürlich, der alte Flughafen in Hongkong, aber seit der neue in Betrieb ist, ist das Vergangenheit. So, wie Tempelhof es bald auch sein wird.«
Fast im gleichen Moment setzte sie die Maschine auf der Landebahn auf.
An der Ausfahrt neben der Landebahn wartete bereits ein Follow-Me-Wagen auf sie, der sie zu ihrer Abstellposition vor dem riesigen Flughafengebäude brachte. Alle fünf kletterten aus der Cessna und gingen zu Fuß die wenigen Meter zum halbrunden Hauptgebäude, das von einem riesigen Vordach überragt wurde.
Beryl erledigte den Papierkram, während die anderen in der kleinen Halle für die allgemeine Luftfahrt auf sie warteten.
»Können wir das Flugzeug einfach hier stehen lassen?«
»Können wir, Lennard! Die Maschine muss natürlich zurück nach Schönhagen, aber die schicken jemanden her, der sie rüberfliegt. Das wird zwar ein Vermögen kosten, aber das ist mir heute alles ziemlich egal.«
»Ich würde gerne mit den Kindern nach Hause, Romy ist schon wieder eingeschlafen.«
Und tatsächlich, Romy hatte es sich auf einer der Bänke bequem gemacht.
»Monika, ich glaube, das mit dem Nachhausegehen ist keine so gute Idee.«
Monika sah Lennard fragend an.
»Wir sind alle heil in Berlin gelandet, und ich bin darüber genauso froh wie ihr. Aber wir sollten uns nichts vormachen. Es ist noch nicht vorbei. Wir haben zwar eine Ahnung, wer hinter alldem steckt, aber wir wissen nicht, was die jetzt als Nächstes tun werden. Ich würde mich jedenfalls nicht darauf verlassen wollen, dass die uns jetzt einfach so in Ruhe lassen.«
Lennard sah sich um, ob jemand in der Nähe war, der zuhören konnte. Aber sie schienen allein zu sein.
»Wir haben ihre beiden Handlanger ausgeschaltet. Wer weiß, mit was wir jetzt rechnen müssen. Ich will dir keine Angst machen, aber du solltest jetzt wirklich nicht nach Hause gehen.«
»Aber wo sollen wir hin?«
»Wir bleiben erst mal zusammen, ihr kommt mit in unser Hotel. Dort warten wir, bis Stefanie und Dimitrios wieder da sind, und dann besprechen
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