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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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mehr
nötig.«
    Johanna ließ die Antwort nachklingen, dann wandte sie sich an Mareni.
»Haben Sie noch eine Frage?«
    »Nein, aber eine Idee. In vielen Diskotheken werden Fotos gemacht,
wenn die Stimmung gut ist oder eine besonders tolle Party läuft, und an der
Pinnwand ausgehängt. Ich gehe mal davon aus, dass die Schläger in der Nacht auch
dort waren, oder zumindest einer von ihnen.«
    »Das Ganze liegt Monate zurück«, gab Johanna zu bedenken.
    »Ich weiß, aber wenn der Laden ordentlich geführt wird und an dem
Abend Fotos gemacht wurden, sind die vielleicht archiviert worden. Diese
Möglichkeit kann man zumindest nicht ausschließen.«
    Johanna sah Karim Celik an. »Können Sie sich daran erinnern, ob
damals Bilder gemacht wurden?«
    »Nein, aber ich kann bestätigen, dass dort häufiger fotografiert und
gefilmt wird – am Jahresende werden dann die schönste Frau und der tollste Typ
gekürt.« Er nickte Mareni zu.
    Der wandte sich wieder an Johanna. »Fragen kostet nichts, oder?«
    »Nein, nur ein bisschen Zeit, und die nehmen wir uns.«
    Wenig später brachen sie auf. Celik händigte Mareni ein aktuelles
Foto von sich aus und versprach, sich zu melden, falls ihm noch etwas einfiel.
    Auf dem Rückweg kaute Johanna nur kurz auf dem Gedanken herum, warum
Ansdorf nicht selbst auf die Idee gekommen war, gründlicher in der Diskothek zu
recherchieren. Die Antwort lag auf der Hand, zumindest auf ihrer, aber sie
verkniff sich eine Bemerkung. Es war noch zu früh, einen derart schwerwiegenden
Verdacht offen zu äußern oder im Detail mit Mareni zu diskutieren, und nach
einem langen und ausgefüllten Arbeitstag zu spät, sich den Kopf darüber zu
zerbrechen, in welche Richtung sich ihre Ermittlungen entwickelten, falls sich
bestätigen sollte, dass Ansdorf ein falsches Spiel getrieben hatte.

6
    Am frühen Abend war wenig auf der Tanzfläche los. Gegen
zehn, elf Uhr würde sich das ändern. Die Spätschichtler würden eintrudeln und
sich freuen, dass sie am nächsten Morgen ausschlafen konnten.
    Luca Mareni setzte sich an die Bar und bestellte einen Gin Tonic.
Die Barfrau zeigte ein professionelles Lächeln.
    »Ist Piero schon da?«, fragte Luca und erwiderte das Lächeln ebenso
professionell.
    »Ja, aber er hat in der Küche zu tun.«
    »Sag ihm bitte, dass Luca ihn kurz sprechen möchte.«
    »Mach ich.«
    Piero – frühzeitig ergraut, dezent übergewichtig und schlecht
rasiert – tauchte fünf Minuten später auf. Er arbeitete seit zehn Jahren im
Diskothekengewerbe und hatte es inzwischen zum Geschäftsführer mehrerer Läden
in Wolfsburg und Gifhorn gebracht. Dass er eher aussah wie ein schmieriger
Aushilfskoch und überall mit anpackte, wo gerade Not am Mann war, durfte nicht
darüber hinwegtäuschen, dass Piero ein gewiefter Geschäftsmann war, dem nichts
entging. Er wirkte nicht übermäßig begeistert, Luca zu sehen, obwohl die beiden
vor ewigen Zeiten gemeinsam die Schulbank gedrückt hatten. Luca begrüßte ihn
überschwänglich auf Italienisch, aber Piero ging nicht darauf ein. »Du bist
dienstlich hier, oder?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Was machst du sonst an einem Mittwochabend in der Disko?«,
antwortete Piero mit einer Gegenfrage.
    Luca grinste. »Na schön – erwischt. Ich hab ’ne Frage zu einer
länger zurückliegenden Geschichte. Eine sehr hässliche Geschichte, die einer
Überprüfung bedarf.«
    »Ach?«
    Luca zog das Foto von Karim aus der Tasche. »Kennst du den?«
    »Sollte ich?«
    Luca hob die Augen zur Decke. »Mach’s mir nicht so schwer, Piero!
Der Mann ist vor einigen Monaten übel zugerichtet worden – nachdem er euren
Laden verlassen hatte.«
    »Vielleicht hätte er bleiben sollen.«
    Darüber konnte Luca nicht lachen. Piero wischte sich die Hände an
der Schürze ab und nahm die Aufnahme zwischen Daumen und Zeigefinger. »Kann
sein, dass der öfter hier ist … oder war. Ich hab ihn schon eine ganze Weile
nicht mehr gesehen.«
    »Die hässliche Geschichte ist am 19. März, in der Nacht von Freitag
auf Samstag passiert.«
    Piero winkte ab. »Meine Fresse, das ist ewig her … Warte mal,
deswegen war doch ein Bulle hier und hat Fragen gestellt.«
    »Kommissar Ansdorf?«
    Piero nickte. »Ja, gut möglich, dass der so hieß. Wollte wissen, ob
es Streit gab oder sonst was Auffälliges im Gange war.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Ich hab ihm gesagt, dass der Mann lange getanzt hat
und irgendwann verschwunden war. Der tanzt immer. Und zwar ziemlich gut.« Piero
zuckte

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