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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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Mordthese
sollte verschwiegen werden, solange die Fakten nicht eindeutig waren, und bei
der Befragung nur eine untergeordnete Rolle spielen. »Die Nachforschungen
lassen den Verdacht zu, dass diese Beamten die Ermittlungen von schweren
Straftaten behindert haben.«
    »Wie bitte?« Marie Rauth sah sie entgeistert an. »Wollen Sie damit
sagen, dass Jörg sich hat … kaufen lassen?«
    »Das deutet sich zumindest so stark an, dass wir dem nachgehen
müssen«, gab Katryna zu. »Es tut mir leid …«
    Rauth winkte mit einer heftigen Bewegung ab. »Da können Sie ja
nichts zu.« Ihre Hand zitterte. Plötzlich runzelte sie die Stirn. »Meinen Sie,
dass er sich deswegen erschossen hat?«
    Katryna zuckte mit den Achseln. »Es scheint ihm alles über den Kopf
gewachsen zu sein – das steht wohl fest.«
    »Ja … durchaus.«
    Katryna ließ der Frau einen Moment Zeit, sich zu fassen. Dann beugte
sie sich vor. »Frau Rauth, Ihr Mann hatte Geldprobleme – darüber sprachen wir
seinerzeit bereits. Ihnen ist das erst sehr spät aufgefallen, wenn ich mich
recht erinnere.«
    »Stimmt.«
    »Halten Sie es für möglich, dass er zwischenzeitlich immer wieder
über so viele Geldmittel verfügte, dass seine beträchtlichen Ausgaben für
Wettgeschäfte gar nicht auffielen?«
    »Das ist denkbar«, stimmte Marie Rauth nachdenklich zu. »Ich nahm
an, dass er immer wieder Geld gewonnen hatte, viel Geld sogar. So klang es
zumindest, als er kurz vor seinem Tod darüber sprach.« Sie schluckte. »Das darf
doch alles gar nicht wahr sein – nicht mal in seinem Beruf ist er ehrlich
gewesen.« Ihre Stimme klang zutiefst verbittert. Sie wandte den Kopf. »Von
welchen Typen hat er sich kaufen lassen? Und warum hat keiner seiner Kollegen –«
    Katryna hob die Hände. »Frau Rauth, bitte haben Sie Verständnis
dafür, dass ich Ihnen keine Einzelheiten mitteilen kann, nur so viel: Wir
stehen noch ganz am Anfang bei diesen Ermittlungen, und Ihr Mann war ganz
offensichtlich nicht der Einzige.«
    Die Witwe lehnte sich zurück. »Ich habe gedacht, dass mich nach all
dem nichts mehr erschüttern würde, aber dass Jörg ein … korrupter Bulle war …«
    Katryna ließ den Satz einen Moment in der Luft hängen, bevor sie die
Fotos von Muth, Dorn und Bihl aus dem Ordner zog. »Könnten Sie mal einen Blick
auf diese Bilder werfen, Frau Rauth? Vielleicht ist Ihnen einer von denen schon
mal über den Weg gelaufen.«
    Marie Rauth legte die Bilder von Bihl und Dorn nach kurzem Mustern
beiseite, bei Stefan Muth stutzte sie.
    »Kennen Sie den Mann?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Frau Rauth, das ist sehr wichtig«, drängte Katryna und beugte sich
gespannt vor.
    »Na schön – ja, den kenne ich.«
    »Woher?«
    »Er hat einen Videoladen, in dem Jörg sich Filme geliehen hatte«,
sagte Marie Rauth und reichte Katryna das Foto zurück.
    »Aber woher kennen Sie sein Gesicht? Sind Sie ihm schon einmal
persönlich begegnet?«
    Rauth zögerte. »Nun, wie es schien, hatte mein Mann vergessen,
einige Filme wieder abzugeben, worauf der Mann sich mit mir in Verbindung
setzte. Er rief mehrfach an und … kam dann kürzlich sogar mal hier vorbei.«
    Katryna runzelte die Brauen. »Er bemühte sich höchstpersönlich zu
Ihnen – wegen einiger Filme? Das klingt irgendwie seltsam.«
    »Es handelte sich um einen ganzen Stapel, darunter auch einige
Spiele, und die Titel waren seit Monaten überfällig.« Die Witwe griff nach
ihrer Tasse und trank zwei Schlucke. Ihre Hände zitterten wieder.
    »Das ist trotzdem ungewöhnlich«, entgegnete Katryna. Sie war längst
hellhörig geworden. »Normalerweise schicken die einem eine Mahnung nebst
gepfefferter Rechnung, und wenn man Pech hat, steht kurz darauf ein
Inkassounternehmen vor der Tür. Ist Ihnen etwas Besonderes an dem Mann
aufgefallen?«
    Rauth zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen. »Er war
zunächst sehr verständnisvoll und freundlich, aber … nun, die Filme schienen
ihm sehr wichtig zu sein.«
    »Frau Rauth, Sie müssen mir sagen, wenn Ihnen etwas aufgefallen
ist«, setzte Katryna nach. »Das ist sehr wichtig für unsere Ermittlungen.«
    Marie Rauth nickte langsam. »Er wurde plötzlich sehr forsch und hat
mich verunsichert. Er wollte sich in aller Ruhe und allein in Jörgs Zimmer
umsehen. Und ich sollte mich an seinen Besuch auf keinen Fall erinnern.«
    Forsch ist eine interessante Umschreibung, dachte Katryna. »Könnte
man behaupten, dass er Sie bedroht hat?«
    Rauth gab sich einen Ruck. »Irgendwie schon.

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