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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Wohlfrom-Kühn, »auf deren Vorstellungen für einen Neubeginn in dieser Stadt wir alle mit Recht gespannt sein dürfen«.
    Karen beugt sich etwas vor, um besser zu sehen, die Staatsanwältin geht zum Rednerpult, das mit dem Signet der Staatspartei in Schwarz-Blau geschmückt ist, sie dankt für die anregende Begrüßung, sehr freundlich und locker tut sie das …
    »… besonders beeindruckt hat mich, lieber Arno Triglaw, Ihre so anregende und überzeugende Darstellung dessen, was man in dieser Stadt tun sollte. Allerdings …« Sie macht eine kurze Pause, hebt die offene rechte Hand und sieht sich im Saal um, fast so, als wolle sie jeden einzelnen der gut siebzig Zuhörer ins Auge fassen. »… allerdings reden wir alle in dieser Stadt schon sehr lange darüber, was man tun sollte. Jetzt, so meine ich, ist aber die Zeit gekommen, auch wirklich etwas zu tun …«
    Zum ersten Mal an diesem Abend brandet richtig Beifall auf.
    D ie Hündin hat am Straßenrand Aufstellung genommen, die Lefzen drohend hochgezogen und immer wieder tief knurrend. Unter ihr im Straßengraben steht ein kräftiger, fast vierschrötiger jüngerer Mann, die Augen gegen das Licht der Taschenlampe abgeschirmt, mit der ihn Berndorf ausleuchtet. »Ruhig, Hexe!«, sagt Finklin und geht ein paar Schritte auf die andere Straßenseite. »Hierher, und Platz!« Er muss den Befehl ein paar Mal wiederholen, denn Hexe hat eine andere Einschätzung der Lage als er. Schließlich folgt sie und legt sich mit einem ärgerlichen Schniefen, den Kopf aber wachsam zur Straße gerichtet.
    »Sagen Sie uns bitte, wer Sie sind?«, fragt Berndorf den Mann, der noch immer im Straßengraben steht.
    »Sind Sie von der Polizei?«, kommt die Gegenfrage von unten. »Dann sorgen Sie dafür, dass der Hund wegkommt. Der hat mich angefallen.«
    »Zuerst sagen Sie, wer Sie sind und was Sie hier tun«, beharrt Berndorf.
    »Sie haben mir gar nichts zu befehlen.«
    »Vielleicht doch«, sagt Finklin, der von der anderen Straßenseite zurückgekommen ist. »Die Polizei sucht jemand. Jemand, der angeblich hier gesehen worden ist. Ich hab es erst nicht geglaubt.« Er hat die Pistole in der Hand und lädt sie durch. »Bei dem Mann soll es sich um einen Doppelmörder handeln. Einen äußerst gefährlichen Mann … Sie können da unten im Graben bleiben, bis die Polizei kommt, oder Sie können heraufkommen und sich ausweisen. Und uns erklären, was Sie hier vorgehabt haben …«
    »Der bin ich nicht«, kommt es aus dem Straßengraben. »Der heißt Harlass, den die Polizei sucht, Lutz Harlass. Mein Name ist Kappolt, ich bin hier vorbei gekommen, ich wollte … einen Waldlauf wollte ich machen, joggen, verstehen Sie?«
    »Können Sie sich ausweisen?«, fragt Tamar.
    »Ja …« Der Mann greift in seine Lederjacke und hält erschrocken inne, denn Finklin hat die Pistole auf ihn gerichtet. »Hören Sie, ich hab keine Waffe …« Er hebt beide Hände.
    »Kommen Sie auf die Straße!«, befiehlt Tamar. Kappolt versucht es, aber mit erhobenen Händen ist das gar nicht so einfach, und er kommt ins Stolpern, Berndorf zieht ihn vollends hoch und stellt ihn vor Finklin. Dann tastet er Kappolt ab, eine Waffe hat dieser offenbar nicht bei sich, aber ein Handy. Tamar lässt sich die Brieftasche geben und schaut sich im Schein von Berndorfs Taschenlampe die Papiere darin an. Führerschein und Personalausweis lauten beide auf den Namen Uwe Kappolt, beide Ausweise sind in Berlin ausgestellt. Die Fotos darin zeigen das Gesicht eines noch jungen Mannes mit unfertigen, wenig konturierten Gesichtszügen. »Okay«, sagt Tamar, holt einen Schreibblock aus der Tasche ihrer Jacke und notiert sich, die Lampe unter den Arm geklemmt, Namen und Ausweisnummern.
    »Dürfen Sie das, was Sie da tun?«
    Tamar antwortet mit einem freundlichen Lächeln und reicht die Brieftasche samt den Ausweisen an Kappolt zurück. Berndorf hat das Handy aktiviert und ruft die gespeicherten Nachrichten auf. Es sind drei, alles drei Mitteilungen eines Sportnachrichten-Dienstes, mit den Ergebnissen des Spieltages der Champions League. Er wechselt zur Anrufliste. Das letzte Gespräch war mit einer Nummer geführt worden, die ebenfalls zu einem Mobilfunknetz gehört. Er drückt die Anruftaste, es dauert eine Weile, bis er Funkkontakt hat, nach fünf oder sechs Rufzeichen will er abbrechen, als doch noch jemand den Anruf entgegennimmt.
    »Ja?«, fragt eine Stimme. Es ist ein gedehntes, fast vergnügtes »Ja«.
    Berndorf stellt sich vor. »Ich habe

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