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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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»Wir sind auch fast schon quitt. Nur zwei Dinge noch, und dann wird es gut sein … Wer war der andere? Du weißt schon, der Kerl, der mit Regulski zusammen war?«
    »Ich weiß, wen du meinst.« Patzerts Stimme ist fast schon wieder normal. »Aber ich weiß nicht, wie der heißt. Wirklich nicht. Der saß immer nur hinten drin …«
    »Das könnte fast schon wahr sein«, meint Harlass. »Und von wem kommt das, dass ich immer der Depp war, der blöde Pisser, den man nicht für voll genommen hat?«
    »So war das nicht …«, beginnt Patzert, aber Harlass, der sich auf dem Fahrersitz halb nach hinten gekehrt hat, legt ihm die linke Hand auf den Mund und hat in der rechten die 464 Viking, denn Scheinwerferlicht tastet über den Erdwall, streift auch den BMW mit den beiden Männern darin. … Polizei? Wenn es wirklich Bullen sind, denkt Harlass, dann muss er den ersten von ihnen noch beim Aussteigen erwischen … Das Scheinwerferlicht wandert weiter, das fremde Auto wird in die andere Ecke des Bauplatzes gesteuert, dorthin, wo das planierte Gelände an das Flussufer grenzt. Ein Schauder läuft Harlass kalt über die Unterarme und kräuselt die Haut, nein, keine Polizei, ein Liebespaar hat die offene Schranke entdeckt. Die Scheinwerfer erlöschen, niemand steigt aus dem Wagen, vermutlich sind die Insassen damit beschäftigt, die Rückenlehnen herunterzuklappen.
    »Dann wollen wir das mal zu Ende bringen«, flüstert Harlass, steckt die Pistole wieder in den Hosenbund und sammelt die beiden Socken wieder auf. »Tut mir leid«, sagt er, als er Patzert die Nase zuhalten und ihm die Socken wieder in den Mund stopfen will, »aber wir wollen die Herrschaften nicht durch irgendwelches Geschrei stören, das siehst du doch ein?« Patzert wehrt sich und wirft den Kopf hin und her, so dass Harlass ihn kurz und hart ohrfeigen muss. Dann gibt Patzert auf und macht gehorsam und ganz von selbst den Mund auf. Harlass bindet den Knebel fest, verstaut die 446 Viking in seinem Brotbeutel, klemmt sich den Mollie unter den Arm und steigt aus. Er geht um den Wagen und hakt dabei den Tragriemen von seinem Brotbeutel ab. Dann öffnet er die Beifahrertür, packt die gefesselten Hände Patzerts, zieht sie hoch und fixiert sie mit dem Tragriemen an dem Handgriff über der Wagentür. Er tritt einen Schritt zurück und betrachtet die gefesselten und hochgebundenen Hände. Die Ärmel von Patzerts Sakko sind zurückgerutscht, so dass man die Flecken auf den Unterarmen sieht. Die Flecken sind keine Tätowierung, sondern vernarbte Brandwunden, irgendwann ist eine Aktion schiefgelaufen, aber so hat alles sein Gutes: Patzert wird wissen, wie sich das anfühlt.
    Das, was auf ihn zukommt.
    Harlass schraubt die Flasche wieder auf und gießt das Gemisch aus Benzin und Mineralöl über Patzerts Anzug und über dessen nackte schwabbelige Beine. Dabei achtet er gar nicht so sehr darauf, wohin er das Zeug schüttet, sondern er sieht Patzert in die Augen, jetzt hat er zum ersten Mal Zeit, sich das anzusehen – bei Regulski und dem anderen davor war es viel zu schnell gegangen. Die Augen werden groß, und es ist ein Ausdruck darin, als ob sie um etwas betteln würden. Als ob noch etwas zu sagen wäre, etwas ungeheuer Wichtiges. Er nickt und lächelt ihm zu. Es gibt für Dolf nichts mehr zu sagen, selbst wenn er reden könnte.
    S chon immer hat die Welt auf diese Stadt blicken können«, ruft Dagmar Wohlfrom-Kühn, »und schon immer ist Berlin eine weltoffene, eine aufgeschlossene Stadt gewesen. Das wird, das soll, das muss so bleiben. Wer hierher kommen und seinen Beitrag zu seinem und unser aller Wohlstand leisten will, seinen Beitrag zum wissenschaftlichen Rang unserer Universitäten und zur lebendigen kulturellen Vielfalt Berlins – der soll willkommen sein und hier in Sicherheit leben dürfen, auch in jener Sicherheit, dass seine kulturelle Eigenheit respektiert wird. Darüber wollen wir aber nicht vergessen, dass auch unsere eigenen Bürger Anspruch auf Sicherheit haben, auf Sicherheit für Leib, Leben und Eigentum, und Anspruch darauf, dass auch ihrer eigenen, ihrer angestammten kulturellen Identität der Respekt gezollt wird, der ihr zukommt, und vor allem: dass auch der alt gewordene Mensch sich in dieser Stadt wieder sicher fühlen darf und dass auch und gerade ihm mit dem Respekt begegnet wird, den seine weißen Haare beanspruchen dürfen … Ich danke Ihnen.«
    Sie verbeugt sich, wieder brandet Beifall auf, dann hält es den Herrn mit der Knollennase

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