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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Lena Quist.
    »… erst mal haben wir uns gar nichts gedacht, schließlich haben wir ganz was anderes vorgehabt, und wir hatten auch schon angefangen damit, aber dann hat der Meine plötzlich mitten drin aufgehört, und ich denk, was hat er nur? Und da seh ich, dass er einfach zum Rückfenster rausguckt, als ob da weiß Wunder was wäre, und ich guck auch raus …« Sie bricht ab und blickt zur Staatsanwältin und zu Karen, die an der Seitentür des Busses erschienen sind. Die Staatsanwältin stellt sich und Karen vor, einfach so, mit dem Namen und ohne weitere Erklärung, und nach einem kurzen Zögern redet die Schwarzhaarige weiter.
    »… und da seh ich, wie einer an der Beifahrertür von dem anderen Auto so komisch rummacht, als wär jemand Krankes drin, und ich denk mir, das ist aber merkwürdig, so habe ich noch nie welche bumsen sehen, und dann geht der Mann den Hang hinauf, und ich denk schon, jetzt ist gut, da zündet der oben auf dem Hang was an und schmeißt es in hohem Bogen durch die Luft, dass man es durch die Dunkelheit leuchten sieht, und dann fällt es auf den Wagen und wow!« Mit beiden Händen beschreibt sie einen auflodernden Feuerball, so dass ihre Bluse weit aufklafft.
    »Sagen Sie selbst!« Die Schwarzhaarige hat sich an die Staatsanwältin gewandt. »Was hätten wir denn machen sollen? Bis wir begriffen haben, dass da was faul ist, ging der Zauber schon los. Und …« Sie senkt ein wenig die Stimme und tut so, als ob sie verschämt um sich schauen müsste. »… so schnell sind wir dann auch nicht aus dem Auto gekommen.«
    Stimmt, denkt Karen. Dabei haben sie sich beeilt. Den BH hat die Schwarzhaarige jedenfalls gar nicht wieder angelegt, soviel sie gesehen hat. Die Staatsanwältin nickt der jungen Frau zu und wendet sich ab, und Karen folgt ihr zu dem ausgebrannten Wrack. Die Bahre mit den verkrümmten Überresten ist inzwischen weggebracht worden. Keith steht jetzt dort und spricht oder diskutiert mit einem Techniker, der in die Hocke gegangen ist, um mit einem Lappen das Autokennzeichen vom Ruß zu säubern.
    »Ha-eR-Oh«, sagt der Techniker, »Hansestadt Rostock. Warum können die ihre Blechkarren nicht bei sich zu Hause anzünden?«
    Keith geht nicht darauf ein. »Geben Sie das Kennzeichen durch«, ordnet er an, »aber machen Sie bitte auch einen Abgleich mit Motor- und Fahrgestellnummer …« Er wendet sich der Staatsanwältin zu, als warte er auf eine neue Anweisung. Im Licht der Scheinwerfer sieht er gespenstisch blass aus, das Gesicht wirkt eingefallen, mit Ringen unter den Augen. Da ist jemand an seiner Grenze angelangt, denkt Karen und beobachtet die Staatsanwältin. Wird sie das bemerken, und wie wird sie damit umgehen?
    »Sie verständigen mich, sobald Sie etwas über den Toten wissen«, sagt Dagmar Wohlfrom-Kühn und hält dabei mit der Hand den Kragen ihres Pelzmantels geschlossen, als fröstle es sie. »Und über den Fahrzeughalter … Noch etwas! Ich möchte, dass wir uns morgen noch einmal den Fundort Regulski ansehen.«
    Keith blickt fragend, den Kopf ein wenig abgewandt, als habe er gerade nicht richtig gehört.
    »Und zwar hätte ich gerne, dass wir auch Taucher dabeihaben.«
    »Bitte?«
    »Taucher«, wiederholt die Staatsanwältin. »Leute von der Wasserschutzpolizei oder die das sonst können – in ein Gewässer tauchen und schauen, was unten ist.«
    »Wir haben hier gerade einen Toten in einem ausgebrannten Wagen«, sagt Keith mit leiser Stimme, »vielleicht liegt es daran. Ich kann Ihnen jedenfalls gerade nicht folgen, warum wir jetzt Taucher …«
    »Sie müssen mir nicht folgen können«, schneidet ihm die Staatsanwältin das Wort ab, »Sie sollen nur für morgen diese Taucher besorgen. Und dann werden wir schon sehen, ob man vom Fundort aus eine Leiche an dieses Gewässer bringen kann und ob man dort diese Leiche versenken könnte, und die Taucher werden dann herausfinden, ob schon einmal jemand auf diese Idee gekommen ist.« Sie wirft einen prüfenden Blick auf Keith. »Ist Ihnen nicht gut?«
    »Entschuldigung«, sagt Keith. »Ich hatte gerade einen toten Punkt. Bisschen wenig Schlaf in letzter Zeit.«
    »Ja«, sagt die Staatsanwältin, »das kennen wir ja alle.«
    L ichter, manchmal gelb, manche gleißend weiß, kommen ihr entgegen, ziehen an ihr vorbei. Heckleuchten sprühen rot. Verschwommen taucht aus der Tiefe der Straße halbhoch ein Grün auf oder ein blinkendes Gelb. Lange hohe Schluchten, dunkel, einzelne Höhlen erleuchtet, manchmal Lichtbänder. Karen

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