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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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fragt Finklin.
    »Welche schöne Dame?«, fragt Berndorf zurück. »Ach die! Ja.«
    »Was: ja?«
    »Die war es, die angerufen hat. Wollten Sie doch wissen.«
    »Eigentlich halte ich Sie für einen Schnüffler«, meint Finklin.
    »Unsinn. Was heißt hier: Sie halten mich für … ? Ich bin einer. Hab ich Ihnen doch gesagt.«
    »Und die schöne Dame?«
    Berndorf wirft ihm einen schrägen Blick zu. »Nichts für unsereinen. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf.«
    »Ah ja«, macht Finklin und greift zur Flasche. »Noch einen?«
    Berndorf rafft sich zu einem Nein auf. »Ich sollte mit Ihnen reden. Oder Sie mit mir. Über Leute, die Mollies in Bierkästen rumtragen.«
    »Nicht mein Bier.« Finklin zieht eine verächtliche Grimasse. »Revisionistischer Aktionismus, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Nicht so ganz.«
    »Das spätkapitalistische und das post-stalinistische Narrenschiff – die werden alle beide untergehen, Nastrovje!«, erklärt Finklin und kippt sein Glas. »Allein in Folge ihrer eigenen Gesetzmäßigkeit. Nicht, weil irgendeiner Bandbomben schmeißt. Und wenn es so weit ist, brauchen wir erst recht keine Mollies. Dann brauchen wir Leute, die das Kommando in den Rettungsbooten übernehmen. Die darauf vorbereitet sind. Nicht doch noch einen?«
    »Nein«, wiederholt Berndorf. »Diese Leute mit ihren Mollies – die wollten kein Schiff anzünden.« Er erhebt die Hand und deutet mit dem Zeigefinger auf Finklin. »Ihr Haus hier wollten die anzünden.«
    »Das ist nichts Neues«, sagt Finklin und beginnt, sich eine neue Zigarette zu drehen.
    »Es ist ein Auto damit in Brand gesetzt worden. In Berlin.«
    »Das geschieht dort jeden Tag. Jeden Tag im Dutzend.«
    »Es saß aber einer drin«, sagt Berndorf. »Einer, der nicht mehr rauskam.« Er beugt sich vor und hebt wieder die Hand, in der Hoffnung, wenigstens etwas Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Dieser eine ist futsch. Aber da wird es noch andere geben. So, wie es den Kerl noch gibt, den wir haben laufen lassen, diesen …«
    »Kappolt, Uwe Kappolt«, hilft Finklin aus und beginnt, das Zigarettenpapier vorsichtig mit der Zungenspitze zu befeuchten.
    »Wir hätten wirklich die Polizei rufen sollen!«
    »In diesem Haus wird keine Polizei gerufen. Grundsätzlich nicht!« Finklin klebt die Zigarette zusammen, betrachtet sie prüfend und ist mit dem Ergebnis offenbar zufrieden.
    »Und es gibt den Mann, der diese Leute hierher in Marsch gesetzt hat.« Berndorf sagt es, als spiele er seine letzte Trumpfkarte aus.
    »Na endlich«, sagt Finklin, steckt sich die Zigarette an und lässt sie im Mundwinkel hängen. »Genau das ist der Punkt. Wenn Sie den Scheißkerl finden …« Jetzt ist er es, der mit dem Finger auf sein Gegenüber zeigt. »… den Scheißkerl, der das alles losgetreten hat – dann sind Sie mit mir im Geschäft!« Er greift zur Flasche und füllt, ohne auf einen Einspruch zu achten, beide Schnapsgläser wieder auf.
    T amar hat das Handy wieder zugeklappt und in die Tasche ihres Sakko gesteckt. Einen Augenblick bleibt sie so sitzen, dann lässt sie sich vom Tisch gleiten, schlüpft aus ihrem Sakko und hängt ihn an einen Haken, der in eines der oberen Bretter des Bücherregals eingedreht ist. Sie kommt zum Tisch zurück, nimmt ihren Becher Kaffee mit beiden Händen, geht damit zu der Trennwand und lehnt sich wieder daran. »Das war gerade Berndorf, den ich angerufen habe. Das mit den Benzinbomben sollte er wissen.«
    Na schön, denkt Karen. Dann sind es also drei Morde, die wie die Kletten aneinanderhängen. Und? Hauptsache, das Telefongespräch gerade eben wird Stukkart ebenfalls auf die Rechnung gesetzt. Sie schüttelt sich.
    »Sie frieren?«, fragt Tamar. »Ich kann die Heizung aufdrehen …«
    Karen widerspricht. Aber doch nicht wegen ihr! »Das war vorhin der zweite Tote, den man mir gezeigt hat, und wieder bin ich völlig unbeteiligt. Es geht mich nichts an. Hoffentlich geht es mich nichts an. Das ist alles, was mir dazu einfällt.«
    »Sie sagen: hoffentlich geht es Sie nichts an«, wiederholt Tamar. »Höre ich da die Sorge durchklingen, Sie könnten selbst bedroht sein?«
    »Nein!«, ruft Karen aus, »wie kommen Sie nur darauf?«
    »Sind Sie deshalb heute Abend zu mir gekommen?«
    »Nein, wirklich nicht, entschuldigen Sie. Es war etwas ganz anderes, ein dummer, spontaner Einfall.«
    Tamar trinkt einen Schluck Kaffee, noch immer an die Wand gelehnt, und betrachtet Karen über den Becher hinweg. »Ein Einfall?«
    Karen blickt auf. Für einen

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