Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
Geschäfte?«
    Berndorf dankt für die Nachfrage und bestellt bei der Kellnerin ein Bier. »Und bei Ihnen?«
    »Och«, meint Windsheimer und überlegt, worauf dieses Gespräch wohl hinauslaufen mag, »alles im grünen Bereich.«
    »Schön«, meint Berndorf und schiebt einen prüfenden Blick nach. »Kein Ärger mit falschen Fuffzigern?«
    Fuffziger?, denkt Windsheimer. Zugezogene sollten nicht berlinern wollen. »Hat man Ihnen welche untergeschoben?«
    »Ein Paar«, antwortet Berndorf. »Beides Füßler. So rasend professionell, dass sie ihrer Zielperson aufgefallen sind. Sieht mir nach Mielkes Schule aus.«
    »Aha«, sagt Windsheimer, hebt die Hände und lässt sie wieder fallen. »Sonst liefern die aber solide Arbeit, was ich so höre.«
    »Mag sein«, antwortet Berndorf. »Vielleicht ist es auch nur ein blödes Vorurteil von mir …« Er wirft einen schiefen Blick auf das Zahlenrätsel. »Höherer Schwierigkeitsgrad, wie?«
    »Ein bisschen Arbeit für die grauen Zellen«, meint Windsheimer. »Dass sie nicht ganz aus der Übung kommen. Aber es hängt gerade.«
    Die Kellnerin bringt Berndorfs Bier. Er hebt das Glas: »Zum Wohl«, und nimmt einen kräftigen Schluck. Dann wischt er sich den Mund ab. »Der Mann – hellgraue Windjacke, nach hinten gekämmte Haare, fliehendes Kinn«, fährt er fort, »die Frau – stämmig, Schnallenschuhe, Brille …«
    »Kollege!«, ruft Windsheimer aus, »wo sind Sie noch mal her? Irgendwoher aus Süddeutschland? Nett. Für Niederschnaizelkreuth wär das ein geradezu perfekter Steckbrief. Aber hier? Keine weiteren Informationen? Und selbst wenn – wie kommen Sie um Himmels willen darauf, dass ich Ihnen die Kollegen zum Fraß vorwerfe?«
    Berndorf lehnt sich zurück und betrachtet sein Gegenüber. Schließlich zuckt er die Schultern. »Diese – wie Sie sagen – Kollegen haben der Zielperson ein GPS ans Auto geklebt.«
    »Und?« Windsheimer hat schmale Augen bekommen.
    »Das Ding ist sichergestellt.« Berndorf lächelt knapp.
    Schweigen senkt sich über den Tisch. Die beiden Männer sehen sich an, als seien beide der Ansicht, der Ball liege nun bei dem anderen. »Und – was haben Sie jetzt vor?«, fragt Windsheimer schließlich und gibt sich Mühe, sein Unbehagen zu verbergen. Plötzlich entdeckt er, dass sein Gegenüber den Kopf leicht schräg hält und schon wieder auf das Zahlenrätsel äugt.
    »Vierte Reihe waagerecht, fünfte Stelle von links – haben Sie es? Da muss eine Sieben rein.«
    Windsheimer will einen Protest murmeln.
    »Alle andere Zahlen sind ausgeschlossen.«
    »Aha«, sagt Windsheimer und muss nun doch nachprüfen. »Stimmt«, sagt er schließlich säuerlich. »Aber …«
    »In dieser anderen Sache gibt es zwei Möglichkeiten«, antwortet Berndorf. »Entweder meldet sich die Agentur, die diese beiden Blindschleichen losgeschickt hat, bei mir und erklärt, wer ihr warum welchen Auftrag gegeben hat, oder die Sache geht zum Datenschutzbeauftragten des Landes Berlin, und dann gibt es richtig Ärger.«
    »Glauben Sie?«
    »Richtig Ärger«, wiederholt Berndorf. »Samt Einschaltung von Kriminalpolizei und Presse. Das wäre nicht gut für die Branche. Ich habe mir sagen lassen, dass gerade eine Novellierung des Landesdatenschutzgesetzes in Arbeit ist. Überhaupt nicht gut würde sich da eine solche Geschichte machen.«
    »Aus dem, was Sie mir erzählt haben«, wendet Windsheimer ein, »da geht für mich nicht einmal zwingend hervor, dass das wirklich Kollegen waren … Aber bitte! Wenn ich Ihnen denn partout behilflich sein soll. Was können Sie mir denn über die Zielperson sagen?«
    Berndorf runzelt kurz die Stirn. »Die Zielperson ist verheiratet mit jemandem aus der oberen Etage von Regnier.«
    »Sssss!«, macht Windsheimer. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Dann hätte ich mir eher vorstellen können, wen Sie mit Ihrer Beschreibung vielleicht gemeint haben. Oder gemeint haben könnten. Aber … sagen Sie mal, Kollege, sind Sie ganz sicher, dass Ihre Zielperson wirklich den ganz großen Hammer herausholen will? Und wenn sie es doch tut – ahnen Sie, wie groß die Freude sein wird, die sie damit ihrem Ehepartner bereitet?«
    »Wenn es anders nicht geht«, antwortet Berndorf, »dann muss es eben so gehen.«
    »Wie Sie meinen.« Windsheimer hebt beide Hände, die Handflächen Berndorf zugewandt. »Für Regnier arbeitet die Agentur Meunier und Kadritzke, der Konzern ist deren wichtigster Kunde. Übrigens verrate ich Ihnen damit kein Geheimnis. Wenn Sie

Weitere Kostenlose Bücher