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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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…?«
    »Stefan ist vorher weggefahren, wenige Minuten vorher. Und er hat auch nichts gesehen oder gehört. Also auch keinen Schuss oder so …«
    Berndorf nickt. Plötzlich runzelt er die Stirn und tastet nach seiner linken Hosentasche, irgendetwas stört ihn. Aus der linken Hosentasche hängt der Staublappen, also zieht er ihn heraus und legt ihn neben die Schreibtischlampe. »Entschuldigung! … Ihr Mann war also weggefahren, bevor die Schießerei losging – woher weiß er dann, dass der Tote einer seiner Bekannten war? Hätte es nicht auch sonst ein Badegast sein können?«
    Karen Andermatt scheint überrascht. »Wenn ich mich richtig erinnere, hat er das zuerst auch gar nicht genau gewusst. Als er heimkam, sagte er nur, die Schießerei vor dem Hallenbad müsse losgegangen sein, kurz nachdem er weggefahren war. Aber irgendwann kamen in den Nachrichten wohl genauere Angaben – wie alt der Mann war und dass es sich um einen Senatsangestellten gehandelt hat. Da muss ihm klar geworden sein, wer gemeint ist … Es sei ein gewisser Giselher Marcks gewesen, sagte er heute Morgen beim Frühstück … Marcks mit Ce-Ka-Es.«
    »Aus erster Hand – ich meine: von der Polizei, hat er den Namen also nicht erfahren. Er ist bisher nicht einvernommen worden?«
    »Nein, bisher nicht«, antwortet Karen Andermatt und sitzt mit einem Mal kerzengerade auf dem Besucherstuhl. »Er war mit einem russischen Bekannten dort, und nach der Sauna hat er den ins Hotel zurückgebracht. Von der Schießerei hat er dann im Autoradio gehört …«
    »Gut möglich«, meint Berndorf bedächtig. »Es gibt ein paar Reporter, die sind sehr nah an der Polizei dran.«
    »Das ist nicht nur möglich, sondern es ist so«, gibt Karen zurück. »Stefan ist ja auch nicht gleich zurückgefahren, sondern er und sein russischer Bekannter haben sich in der Hotelbar noch etwas unterhalten.«
    »Und dieser Russe – ist er inzwischen von der Polizei vernommen worden?«
    »Nein. Es ist so … Ruzkow, also dieser Bekannte, ist heute Morgen zurück nach Moskau geflogen.«
    Berndorf hat sich zurückgelehnt, die Arme über der Brust verschränkt, und betrachtet die Besucherin forschend. Karin gibt den Blick zurück, scheinbar ungerührt und fast trotzig.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, bricht Berndorf schließlich das Schweigen. »Entweder ich schreibe Ihnen eine Rechnung, sagen wir: über achtzig Euro plus Mehrwertsteuer, und wir sind quitt. Oder …« Er hält inne, als ob ihm plötzlich Zweifel gekommen seien, ob es wirklich eine zweite Möglichkeit gäbe.
    »Oder?«, fragt Karen.
    »Oder Sie erteilen mir den Auftrag herauszufinden, ob Ihre Überwachung in irgendeiner Weise mit diesen Vorkommnissen zu tun hat, von denen Ihr Mann …«, er zögert kurz, »um ein Haar Zeuge gewesen wäre.«
    »Es gefällt mir nicht, wie Sie das formulieren«, antwortet Karen. »Außerdem verstehe ich es nicht. Ich habe Sie gebeten herauszufinden, wer mich überwachen lässt. Wer diese albernen Detektive sind, ist mir dabei völlig gleichgültig. Ich will wissen, wer genau bei Regnier sie losgeschickt hat.«
    Berndorf scheint nicht zufrieden. »Wenn ich weiter für Sie tätig sein soll, muss ich zuerst überprüfen, ob Sie noch immer überwacht werden. Außerdem benötigen Sie – auch wenn Sie das jetzt nicht zu interessieren scheint – einen stichhaltigen Nachweis, dass diese beiden Leute tatsächlich von Meunier & Kadritzke auf den Weg geschickt worden sind …«
    »Warum?«
    »Falls juristische Konsequenzen angezeigt sind. Und sei es nur, um die Kosten erstattet zu bekommen. Außerdem – ich sagte es schon – muss ich mich mit Ihrem Mann beschäftigen. Womöglich wird auch er überwacht oder ausgespäht. Es wäre fahrlässig, dies nicht zu überprüfen. Aber um das tun zu können, muss ich legitimiert sein. Deswegen der erweiterte Auftrag, wenn Sie ihm denn nähertreten wollen …«
    Karen will etwas sagen. Aber er hebt die Hand. »Allein kann ich diese Ermittlungen nicht führen. Ich müsste also einen Mitarbeiter zuziehen, und das bedeutet, dass wir mit achtzig oder auch zweimal achtzig Euro nicht mehr auskommen.«
    Karen zögert. Sie betrachtet ihr Gegenüber. Ein älterer – nein, ein alter Mann. Müde. Warum muss so jemand noch arbeiten? Wie soll ausgerechnet so jemand etwas herausfinden über die Welt, in der Stefan sich bewegt? »Also gut«, sagt sie unvermittelt. »Finden Sie heraus, was es über diese alberne Überwachung herauszufinden

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