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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
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hatte den Arzt vor Gericht gezerrt, und so was bedeutet immer sehr viel Papier, auch, wenn es im Nichts endet.
    »Meiner Ansicht nach war der Mann ernsthaft gestört«, sagte Dr. Schimanski, als Gillessen wenige Minuten später auf dem Patientenstuhl vor seinem Schreibtisch saß. »Er hatte einen Verfolgungswahn, aber im umgekehrten Sinne als dem herkömmlichen. Sein Lebensinhalt war das Bespitzeln seiner Mitmenschen. Das ist doch krank.«
    »Sie waren selbst auch einmal von seiner Bespitzelungswut betroffen?«
    Dr. Schimanski nickte. »Er hatte eine Magenverstimmung und bat mich, ihm ein bestimmtes Medikament zu verschreiben. Ich ging davon aus, dass er damit bislang gute Erfahrungen gemacht hatte, aber inzwischen bin ich sicher, dass er wusste, er würde es nicht vertragen. Er bekam Herzprobleme und zeigte mich an. Den Rest kennen Sie wohl aus der Akte.«
    »Hat der Prozess Ihrem Ruf geschadet?«, fragte Gillessen. Dr. Schimanski sah ihn offen an. »Nein, jeder im Dorf wusste, was das für ein Idiot war.«
    Gillessen fragte nach dem Abend vor dem Unfall, und der Arzt schien die Frage keineswegs als Beleidigung zu betrachten. Merkwürdig, dachte Gillessen. »Ich habe Frau Heckermann ein herzstärkendes Tonikum verabreicht und bin vorsichtshalber bei den beiden Damen geblieben, bis ich sicher war, dass es ihr wieder gut geht«, erklärte Schimanski und führte Gillessen höflich zur Tür.
    Der Automechaniker Paul Kröger wischte seine ölverschmierten Hände ab und zückte sein Auftragsbuch, als Gillessen ihn besuchte. »Hier, sehen Sie, Herr Kommissar. Der Wagner war schon ewig nicht mehr mit seinem Wagen bei mir in der Werkstatt. Da war der viel zu geizig für. Bestimmt ist der zu so einem Billig-Betrieb in der Stadt gefahren.«
    Auf Jupps Anzeigen gegen ihn angesprochen, sagte Paul: »Wissen Sie was? Ich hatte manchmal das Gefühl, der verfolgt mich. Eigentlich drücke ich meine Kippen immer im Aschenbecher aus. Aber manchmal passiert es eben doch, dass ich sie einfach hinwerfe und austrete. Und jedes Mal war der da, mit seinem verdammten Block, hat sich alles notiert, Datum, Uhrzeit und so weiter, manchmal hat er sogar ein Foto gemacht, und ein paar Tage später hatte ich den Bußgeldbescheid auf dem Tisch. Ich bin froh, dass der tot ist.«
    Paul Kröger war am Abend vor dem Unfall in der Dorfkneipe gewesen. »Der Wirt kann Ihnen mein Alibi bestätigen«, sagte er. Ja, dachte Gillessen, und du seins.
    Am Ende des Tages wusste Gillessen, dass er seine Befragungen einstellen konnte. Keiner der Dorfbewohner war am Abend des Unfalls allein gewesen. Alle hatten ein Alibi. Seine kriminalistische Energie war ihm im Laufe des Tages abhanden gekommen. Eigentlich, stellte er fest, wollte er gar nicht mehr wissen, wer diesen Bekloppten um die Ecke gebracht hatte. Aber er war nun mal Polizist, und es war seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, jede Möglichkeit auszuschöpfen.
    »Wir müssen den Unfallwagen untersuchen«, sagte er deshalb zu Wehner, der Gillessens vergebliche Bemühungen um Aufklärung mit einem Grinsen quittiert hatte. »Vielleicht finden wir da was. Ruf den Abschlepper an und lass den Wagen auf den Polizeihof bringen. Ich sage den Kollegen von der Spurensicherung Bescheid.«
    Sie telefonierten gleichzeitig. Wehner legte etwas früher wieder auf und wartete mit breitem Grinsen auf das Ende von Gillessens Telefonat. »Du kannst gleich noch mal anrufen und die Kollegen wieder zurückpfeifen«, feixte er, als Gillessen den Hörer auflegte. »Der Unfallwagen ist versehentlich in die Schrottpresse geraten und nur noch einen halben Kubikmeter groß.«
    Gillessen ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen und strich mit beiden Händen über seinen Kopf. Dann griff er zu den Aktenordnern mit den Anzeigen und blätterte. Schließlich nahm er ein Blatt heraus und schob es unter das Foto des Unfallwagens. »Missachtung der Vorfahrt und Verkehrsgefährdung durch einen Abschleppwagen. 1.500 Euro.«

Erntezeit
von Alex Krapp
    Jetzt tragen sie den Hein raus. Die Heugabel hat ihm schon jemand aus dem Bauch gezogen, sonst würde der gar nicht in die Kiste passen. Die Polizei durchsucht den Hof. Dauert bestimmt Tage, bei dem Chaos von dem Hein.
    Der Kommissar war schon bei mir. Er wollte wissen, wo ich gestern Abend war. Also: Der Hein, der Schmitz von nebenan und ich saßen in der Kneipe und haben schön Skat gekloppt. Irgendwann trat dann der Jupp an unseren Tisch und fragte den Hein, ob der nicht endlich seine

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