Berndorf, Jacques (Hrsg)
Tochter sein – in die halbe Kniebeuge ging – Nur nicht berühren, mein Arsch ist sauberer als die Klobrillen der Deutschen Bahn – Bomberpilot, dachte er, wir nannten das Bomberpilot, damals beim Bund. Er grinste ein Jungengrinsen.
Wie sie sich festhält, abstützt mit der linken Hand, die rutschende Bluse unterm Kinn. Wie sie kämpft, verliert, den Blusenzipfel schließlich in ihren Mund nimmt. Wie sie hersieht zu ihm, wie sie sieht, dass er guckt. Wie sie zu lächeln versucht, was nicht leicht ist, mit einem Blusenzipfel im Mund, mit nacktem Arsch, mitten im Pinkeln; stoßweise jetzt, noch mal und noch mal. Die Vorstellung ihres nassen Geschlechts, das sich öffnet und schließt. Blut schießt in den Unterleib, ganz plötzlich, fast wie ein Schlag. Ein Schlingern, sie taumelt. Er springt zu ihr hin, ganz Gentleman, fasst sie unter den Armen, berührt ihre Brüste dabei. Und dreht sich rasch wieder um, fast erschrocken; aber die Beule in seiner Hose hat sie jetzt sowieso gesehen. Plötzlich ist es so still, dass er das Kratzen des Toilettenpapiers auf ihrem Schamhaar hört. Alles wird dunkel, und in der Dunkelheit sagt seine eigene Stimme: Lassen Sie mich das machen!
Marek liegt auf dem Bett, und er weiß es. Es steht schon im Internet, Mord im Nachtzug. Wäre er schneller gewesen, hätte er was geahnt! Er weint nicht, aber er zwinkert auch nicht mehr, starr die Augen zur Decke gerichtet. Schweiß sammelt sich in der Kehlgrube, langsam, so, wie die Zeit verrinnt. Er sieht Jenny nicht, aber seltsamerweise kann er sie hören, hört sie lachen. Zwanzigtausend! Was hätten sie damit alles gemacht? In seinen Händen die Papiere des Mannes. Er braucht nur noch ein Telefonbuch.
»Jennifer Strobel aus Trier, einundzwanzig.«
»Beruf?«
»Studiert angeblich.«
»Familie?«
»Alles sehr bürgerlich.«
»Gab’s mal Ärger?«
»Nur in den letzten zwei Jahren. Sie wollte wohl kein Abi mehr machen ...«
»Ein fester Freund?«
»Vishniac, Marek, fünfundzwanzig.«
»Beruf?« fragte Meylage.
»Krankenpfleger«, antwortete Feldmann.
»Gips!«, sagten dann beide so gleichzeitig, dass sie darüber lachen mussten.
Es regnete schon den ganzen Tag; ein dünner grauer Regen, der überallhin drang und kein Geräusch verursachte. Er hatte keine Minute geschlafen, nur an das Mädchen gedacht. Nicht! Bitte!! Was sollte er seiner Frau sagen? Du siehst furchtbar aus, stimmt was nicht? Was sollte er über das Geld sagen? Stell dich nicht so an! Ich hab nur schlecht geschlafen. Wegen gestern? Als sie schreien wollte, hatte er ihr den Mund zugehalten, die rechte Hand hart zwischen ihre Beine gekrallt. Zuviel Aufregung, armes Bärchen! Es war feucht und heiß zwischen ihren Beinen. Er versuchte zu grinsen. Ich werde zu alt für sowas. Komm schon, du willst es doch! Sie küsste ihn auf die Wange, flüchtig, wie tausendmal. Sie wehrte sich, aber der Gipsarm behinderte sie. Er keuchte. Tja, alt muss man sein, reich muss man sein! Sie versuchte, ihm ein Knie zwischen die Beine zu rammen, aber sie verhedderte sich in der runtergezogenen Jeans. Und das Geld ist im Safe? Sie fiel. Er fiel auf sie, hörte etwas knacken und dachte noch, es wäre die Klobrille. Es klingelte an der Tür.
»Keine großen Diebstähle gemeldet, aber das ist auch kein Wunder.«
»Warum?«
»Die meisten kommen wahrscheinlich aus Luxemburg ...«
»Schwarzgeld!«
»An sich eine saugute Masche«, stellte Feldmann mit professioneller Anerkennung fest. »Sie lockt die Kerle aufs Klo, er beklaut sie, steigt an der nächsten Station aus, pickt sie an der übernächsten auf ...«
»Und die Opfer halten das Maul, weil sie das Geld sowieso nicht haben dürften«, ergänzte Meylage.
»Vielleicht hat der letzte mittendrin was gemerkt?«
»Oder er wollte mehr, als ihr nur beim Pinkeln zusehen.«
»Schreiben wir Vishniac zur Fahndung aus. Hoffentlich kann er den Kerl beschreiben, sonst kriegen wir ihn nie.« Feldmann seufzte vor Enttäuschung.
»Moment!« Kommissarin Meylage stutzte. »Also, die haben den Mann beklaut.«
»Ja. Aber nachdem er das Mädchen umgebracht hat, wird er das wohl kaum anzeigen.«
»Nein. Aber dann hatte er doch gestern Nacht kein Geld...«
Feldmann ging der Mund auf. Dann griff er mechanisch zum Telefon: »Hallo, ich bin’s. Checkt doch mal die Taxistände an den Stationen von Bitburg bis Köln. Wir suchen jemanden, der gestern Nacht nicht bezahlen konnte.«
Er legte auf und versank in finsterem Schweigen. »Scheiße!« rief er dann
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