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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
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sechzig Minuten elf Dosen getrunken. Ich hatte mich bei der neunten verabschiedet. Fünfeinhalb Liter in einer Stunde waren der ungebrochene Rekord. Ich werde
Tetanus
deswegen auf ewig bewundern. So was schafft man eigentlich nicht. So was ist anormal.
    16.12 Uhr. Arne und Frederic sind schon bei Dose Nummer vier. Die haben sie nicht alle. Langsam müssten die doch auch geschnallt haben, dass es nichts bringt, wenn man zu schnell ist. Sie sind Sprinter. Ich Langstreckensäufer. Mir schmeckt schon das dritte Bier nicht heute. Ich bin wohl zu lange weg gewesen. Mein Kopf macht komische Geräusche. Ich sollte aufhören. Aber es geht um so viel Geld. Scheiße noch mal. So viel Asche. Ich denke an meine Maschine und den Nürburgring. Für die Ehre mache ich das schon lang nicht mehr. Welche Ehre?
Tetanus
war zur Seite gekippt und hat gezuckt, als stünde er unter Strom. Die Kotze war ihm aus der Nase herausgelaufen. Sein Körper hatte sich zusammengekrümmt, er hat ausgesehen wie ein Klappmesser. Wir haben versucht, ihn gerade hinzulegen. Aber das war unmöglich. Apallisches Syndrom, hat später das Notarztteam gesagt. Wachkoma mit Spastik durch irreparablen Hirnschaden, haben die schon behauptet, als sie
Tetanus
noch nicht mal ganz in den Krankenwagen geschoben hatten. Wenn er überlebt, könne er bis ans Ende seiner Tage so krumm bleiben. Ich weiß noch, ich habe gehofft, dass er stirbt. Wer will schon die Ewigkeit in einer so widerlichen Stellung verharren?
    Halb fünf. Sechstes Bier. Mir ist schlecht. Einer von den Neuen hat schon gekotzt. Arne und Frederic haben nachgelassen, wir haben jetzt Gleichstand. Mir ist schlecht. Irgendwas stimmt nicht. Das Bier schmeckt beschissen. Mir ist schlecht.
    Irgendwas stimmt nicht.
    Sechs Bier sind doch so gut wie gar nichts.
    Oder? Bin ich breit. Verdammt.
    Kann die Uhr nicht mehr erkennen. Auf einmal. Keulenschlag und Scheiße. Siebtes Bier. Muss aufstoßen. Denke an
Tetanus
.
    Wir hätten ihm helfen sollen... Wir haben ihn einfach liegen lassen ... War er nicht so was wie ein guter Kumpel?... Er hat sich tot gesoffen. Aber das waren auch nur sieben Bier ... Sieben Bier sind doch so gut wie gar nichts
...
    Was ist los? War ich eben weggetreten? Die beiden Idioten sind die einzigen außer mir, die noch ’ne Dose am Hals haben. Was ist mit dem Geld? Soll ich drauf spucken?
              Ich beiße ins Blech. Siebte Dose. Ich bin
Piranha
. Ich bin der ungeschlagene König im Dosenstechen. Ich ...
            werde ...
    mit meiner Maschine ...
          über den Ring heizen ...
                   ....................    wenn das hier zu Ende ... ist ...
    Mein Gott, ist mir heiß!
    Tetanus fährt neben mir. Wir haben beide neue Maschinen. Unsere Räder preschen über den Asphalt. Vielleicht ist es auch ein Spiegel. Wasser. Keine Ahnung. Er ist schön. Alles total easy
.
    Die anderen haben uns Ethanol in die Dosen gespritzt, sagt Tetanus. Deswegen sind wir beim Trinken so schnell an unsere Grenzen gekommen – und darüber hinaus geflogen. Wir haben das nicht gemerkt bei dem ganzen Bier und dem Tempo. Wir haben das Zeug getrunken wie Wasser. Aber es war reinstes Feuer in den Dosen
.
    Die anderen denken, sie haben jetzt gewonnen. Weiß der Kuckuck, was die mit dem Geld machen. Ist uns egal
.
    Tetanus und ich fahren über den Ring. Wir sind Sieger. Wir berühren die Erde nicht. Wir kennen keine Grenzen. Wir haben keinen Durst
.

Jonas an Bord
von Frauke Schuster
    Ab wann Salvatore Pantini wirklich und unzweifelhaft begriff, dass er, nur er allein, die Eifel vor dem totalen Untergang bewahren konnte? Er vermochte es selbst nicht zu sagen. Hatte er etwa schon bei dem ersten Unfall einen Verdacht gehegt? Ein feines, nagendes Unbehagen in den Eingeweiden verspürt, ein außergewöhnliches Flattern seines schrottreifen Herzens? Jedenfalls – noch immer hatte er den schrecklichen Knall im Ohr, von jenem Tag, als die schwere BMW krachend in die Hauswand des Pizzamare donnerte. Er sah sich, wie er hinausrannte, sah den verkrümmten Körper des Unglücksfahrers vor der Wand, gesichtslos unter dem roten Helm mit dem schwarzen Drachenaufkleber, sah, wie sich das Vorderrad des Motorrads in der Luft weiterdrehte, länger als das Herz des Sterbenden schlug ... Und er sah Max und Rudi, die beiden vor einem Monat zugezogenen Bayern, die mit weit aufgerissenen Augen von der anderen Straßenseite herübergafften ... Und während Salvatores Blick bald geradezu magisch von

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