Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin
die Achseln zuckte.
«Wir haben Sie nicht geschlagen», sagte er. «Was soll das heißen? »
«Ich sagte, wir haben Sie nicht geschlagen.»
Vorsichtig betastete ich meinen Hinterkopf und inspizierte dann das getrocknete Blut an meinen Fingerspitzen. «Ich schätze, ich hab's getan, als ich mir die Haare kämmte, ist es so? »
«Sagen Sie's uns », sagte der Inspektor. Ich hörte mich seufzen.
«Was geht hier vor? Ich verstehe nicht. Sie haben meinen Ausweis gesehen, nicht wahr? »
«Ja», erwiderte der Inspektor. «Hören Sie, warum erzählen Sie nicht von Anfang an. Nehmen Sie an, wir wüßten absolut nichts.»
Ich widerstand der ziemlich naheliegenden Versuchung und begann zu erzählen, so gut ich es in diesem Zustand konnte. «Ich arbeite an einem Fall», sagte ich. «Haupthändler und das Mädchen werden wegen Mordes gesucht ... »
«Augenblick mal », sagte er. «Wer ist Haupthändler ?» Ich runzelte die Stirn und gab mir noch mehr Mühe, mich zu konzentrieren. «Nein, jetzt erinnere ich mich. Sie nennen sich jetzt Teichmüller. Haupthändler und Eva hatten zwei neue Pässe, die Jeschonnek ihnen beschaffte.»
Der Inspektor wippte auf seinen Absätzen. «Das ist doch schon was. Gert Jeschonnek. Die Leiche, die wir fanden, richtig?» Er wandte sich an seinen Wachtmeister, der meine Walther PPK an einem Stück Bindfaden aus einer Papiertüte zog.
« Ist das Ihre Waffe, Herr Gunther?» fragte der Wachtmeister.
«Ja, ja », sagte ich verdrossen. « Es stimmt, ich habe ihn erschossen. Es war Notwehr. Er griff nach seiner Waffe. Er war dort, um mit Haupthändler ein Geschäft zu machen. Oder mit Teichmüller, wie er sich jetzt nennt.» Abermals sah ich den Inspektor und den Wachtmeister diesen vielsagenden Blick tauschen. Ich fing an, unruhig zu werden.
« Erzählen Sie uns von diesem Teichmüller », sagte der Wachtmeister.
« Haupthändler», sagte ich, ihn wütend verbessernd. « Sie haben ihn doch, oder?» Der Inspektor schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. « Dieses Mädchen. Eva, was ist mit ihr?» Er kreuzte die Arme und blickte mich durchdringend an.
«Jetzt passen Sie mal auf, Gunther. Erzählen Sie uns nicht immer wieder denselben Quark. Ein Nachbar hat einen Schuß gehört. Wir fanden Sie, bewußtlos, eine Leiche und zwei Pistolen, beide abgefeuert und jede Menge ausländisches Geld. Keine Teichmüllers, keinen Haupthändler, keine Eva.»
« Keine Diamanten?» Er schüttelte den Kopf.
Der Inspektor, ein fetter, schmieriger, müde wirkender Mann mit tabakgelben Zähnen, nahm mir gegenüber Platz und bot mir eine Zigarette an. Er nahm selber eine und gab uns schweigend Feuer. Als er wieder sprach, hörte sich seine Stimme beinahe freundlich an.
« Sie waren früher ein Polyp, nicht?» Ich nickte mit schmerzendem Kopf. « Ich glaube, mich an den Namen zu erinnern. Sie waren auch ein ziemlich guter, wie ich mich ermnere.»
« Danke», sagte ich.
«Dann brauche ich ausgerechnet Ihnen ja auch nicht zu sagen, wie die Sache aus Sicht der Polizei aussieht? » «Schlecht, wie? »
«Mehr als das.» Der Inspektor rollte die Zigarette zwischen seinen Lippen und verzog das Gesicht, als ihm der Rauch in die Augen stieg. «Soll ich Ihnen einen Anwalt rufen?»
«Danke, nein. Aber solange Sie noch in der Stimmung sind, einem Ex-Polypen einen Gefallen zu tun, möchte ich Sie um etwas bitten. Ich habe eine Assistentin, Inge Lorenz. Vielleicht könnten Sie sie anrufen und ihr sagen, daß ich in Haft bin.» Er gab mir Papier und Bleistift, und ich schrieb drei Telefonnummern auf. Der Inspektor schien ein anständiger Bursche zu sein, und ich wollte ihm erzählen, daß Inge verschwunden war, nachdem sie mit meinem Wagen an den Wann see gefahren war. Das hätte jedoch bedeutet, daß sie meinen Wagen gesucht und Marlene Sahms Taschenkalender gefunden hätten, was sie zweifellos belastet hätte. Vielleicht war Inge krank geworden und hatte irgendwo ein Taxi genommen, da sie wußte, daß ich den Wagen holen würde. Vielleicht.
«Was ist mit Ihren Freunden bei der Polizei? Jemand am Alex vielleicht? »
«Bruno Stahlecker », sagte ich. «Er kann beschwören, daß ich nett zu Kindern und herrenlosen Hunden bin, aber das war's dann auch schon.»
«Das ist zu dumm.» Ich dachte einen Augenblick nach.
Ungefähr das einzige, was ich tun konnte, war, die beiden Rabauken von der Gestapo anzurufen, die mein Büro auf den Kopf gestellt hatten, und sie damit zu konfrontieren, was ich erfahren hatte. Ich konnte
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