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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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    «Lassen Sie die Waffe fallen, wenn Sie nichts dagegen haben, Herr Gunther.» Die Stimme in der Türöffnung war geduldig, aber herablassend, als wende sich der Sprecher an ein ungezogenes Kind. Aber ich gehorchte. Ich weiß was Besseres, als mich mit einer Maschinenpistole herumzustreiten, und ein kurzer Blick auf sein Boxer-Gesicht verriet mir, daß er nicht zögern würde, mich zu töten, und wenn ich noch so viele schlechte Witze machte. Als er in das Zimmer kam, folgten ihm zwei weitere Männer, die ebenfalls Waffen trugen.
    «Vorwärts », sagte der Mann mit der Maschinenpistole. «Auf die Füße, ihr beiden.» Eva half Haupthändler beim Aufstehen. «Gesicht zur Wand. Sie auch, Gunther.»
    Die Tapete sah ziemlich billig aus. Für meinen Geschmack ein bißehen zu dunkel und feierlich. Ich starrte ein paar Minuten angestrengt darauf, während ich wartete, durchsucht zu werden.
    «Wenn Sie wissen, wer ich bin, dann wissen Sie auch, daß ich Privatdetektiv bin. Diese zwei da werden wegen Mordes gesucht.»
    Ich sah den Gummiknüppel nicht, sondern ich hörte ihn durch die Luft auf meinen Kopf sausen. Sekunden bruchteile bevor ich zu Boden ging und das Bewußtsein verlor, dachte ich noch, daß ich es satt hatte, dauernd ausgeknockt zu werden.
    16
    Glockenspiel und große Trommel. Wie hieß das Lied noch? Ännchen von Tharau ist's, die mir gefällt? Nein, es war weniger ein Lied als eine Nummer sr zum Straßenbahndepot in der Schönhauser Allee. Die Glocke schepperte, und der Wagen schwankte, als wir durch die Schillerstraße, Pankow und die Breite Straße rasten. Die riesige olympische Glocke im großen Glockenturm, die zur Eröffnung und zum Schluß der Spiele läutet. Die Pistole von Starter Müller und die kreischende Menge, als Joe Louis auf mich lossprintete und mich dann zum zweiten Mal in der Runde zu Boden schickte. Ein viermotoriger Junkers-Eindecker, der durch den Nachthimmel nach Croydon donnerte, nahm mein zerdroschenes Hirn mit. Ich hörte mich sagen:
    «Setzt mich einfach in Plötzensee ab.»
    Mein Kopf trommelte wie ein läufiger Dobermann. Ich versuchte, ihn vom Boden des Wagens zu heben, und stellte fest, daß meine Hände auf dem Rücken gefesselt waren; aber der plötzliche, grausame Schmerz in meinem Kopf ließ mich alles andere vergessen; nur nicht wieder den Kopf heben ...
    ... Hunderttausend Knobelbecher marschieren im Stechschritt Unter den Linden entlang, und ein Mann richtet ein Mikrofon auf sie, um das ehrfurchteinflößende Geräusch einer Armee einzufangen, die sich knirschend bewegt wie ein riesenhaftes Pferd. Ein Luftalarm. Die feindlichen Gräben werden mit Sperrfeuer belegt, um den Vormarsch zu decken. Gerade als wir über den Hügel kommen, explodiert eine schwere Granate genau über unseren Köpfen und holt uns von den Beinen. Wir kauern in einem Granattrichter voll verbrannter Frösche. In meinem Kopf ein großes Klavier, meine Ohren hallend, wenn die Hämmer die Saiten treffen, warte ich auf das Signal, das die Schlacht beendet ...
    Wacklig, wie ich war, spürte ich, daß ich aus dem Wagen gezogen und, halb getragen, in ein Gebäude geschleppt wurde. Die Handschellen wurden mir abgenommen, man setzte mich und hielt mich fest, als wolle man verhindern, daß ich vom Stuhl fiel. Ein Mann in Uniform, der nach Karbol roch, durchsuchte meine Taschen. Als er das Futter nach außen stülpte, merkte ich, daß mein Jackenkragen am Hals klebte, und als ich ihn befühlte, stellte ich fest, daß es Blut aus der Wunde war, die mir der Knüppel zugefügt hatte. Danach warf jemand einen raschen Blick auf meinen Kopf und sagte, ich sei in der Lage, ein paar Fragen zu beantworten, obwohl er ebensogut hätte sagen können, ich sei in der Lage, einen Golfball zu putten. Sie gaben mir einen Kaffee und eine Zigarette:
    «Wissen Sie, wo Sie sind? » Ich mußte mich zurückhalten, den Kopf zu schütteln, ehe ich murmelte, ich wisse es nicht. «Sie sind im Kriporevier Königsweg im Grunewald.» Ich nippte ein wenig an meinem Kaffee und nickte langsam. «Ich bin Kriminalinspektor Hingsen », sagte der Mann.

    «Und das ist Wachtmeister Wentz.» Er deutete auf den Mann, der neben ihm stand. Es war der, der nach Karbol roch. «Vielleicht wären Sie so gütig, uns zu erzählen, was passiert ist? »
    «Hätte Ihr Typ nicht so hart zugeschlagen, fiele es mir unter Umständen leichter, mich zu erinnern», hörte ich mich krächzen.
    Der Inspektor warf einen Blick auf den Wachtmeister, der
    verständnislos

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