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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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sich an die Finsternis gewöhnt hatten.
    «Franz. Wo zum Teufel steckst du?» Wir hörten ein leises Stöhnen und das Klatschen von Fleisch auf Fleisch. Dann sahen wir sie: einen hünenhaften Mann, die Hosen auf die Knöchel herabgelassen, über den stummen und nackten Körper von Hermann Six' Tochter gebeugt, die mit dem Gesicht nach unten an ein umgedrehtes Boot gefesselt war.

    «Weg von ihr, du fettes Schwein», kreischte der Rote. Der Mann, so groß wie ein Schrankkoffer, machte keine Anstalten, dem Befehl zu gehorchen, nicht einmal, als dieser aus kürzerer Entfernung und mit größerer Lautstärke wiederholt wurde. Die Augen geschlossen, den Kopf, der wie ein Schuhkarton geformt war, auf die Brustwehr der Schultern zurückgelegt, rührte sich Franz nicht von der Stelle. Er zwängte seinen riesigen Penis beinahe krampfhaft in Grete Pfarrs Anus rein und raus, die Beine dabei gebogen wie ein Mann, dessen Pferd unter ihm durchgegangen ist.
    Der Rote schlug ihm hart gegen die linke Schläfe. Er hätte ebensogut gegen eine Lokomotive dreschen können. In der nächsten Sekunde zog der Rote einen Revolver und schoß dem Mann wie beiläufig in den Kopf.
    Franz sackte mit gekreuzten Beinen zu Boden wie ein zusammenfallender Schornstein. Eine rote Fontäne spritzte aus seinem Kopf, und sein noch immer erigierter Penis neigte sich auf die Seite wie der Hauptmast eines Schiffes, das auf eine Klippe gelaufen ist.
    Der Rote stieß die Leiche mit der Schuhspitze beiseite, während ich begann, Grete loszubinden. Mehrere Male schielte er verlegen auf die tief eingeschnittenen Striemen auf dem Gesäß und den Oberschenkeln, die ihr eine kurze Peitsche zugefügt hatten. Ihre Haut war kalt und roch intensiv nach Sperma. Man konnte nicht sagen, wie oft sie vergewaltigt worden war. «Verdammter Mist, sehen Sie sich das an », stöhnte der Rote kopfschüttelnd. «Wie kann ich sie in diesem Zustand Six vorführen? »
    «Hoffen wir, daß sie noch lebt», sagte ich, zog meinen Mantel aus und breitete ihn auf dem Boden aus.
    Wir legten sie auf den Mantel, und ich preßte mein Ohr auf ihre nackte Brust. Ich hörte das Herz schlagen, doch ich schätzte, daß sie einen schweren Schock hatte.
    «Kommt sie wieder in Ordnung?» Der Rote fragte naiv wie ein Schuljunge, der sich nach seinem Lieblingskaninchen erkundigt. Ich sah zu ihm auf und bemerkte, daß er den Revolver immer noch in der Hand hielt.
    Durch den Schuß angelockt, standen einige Männer drohend an der Rückwand des Bootshauses. Ich hörte einen von ihnen sagen: «Er hat Franz umgelegt», und ein anderer sagte: «Dazu gab's keinen Grund», und ich wußte, daß wir Ärger bekommen würden. Und der Rote wußte es auch. Er drehte sich um und faßte sie ins Auge.
    «Das Mädchen ist Six' Tochter. Ihr alle kennt Six. Er ist ein reicher und mächtiger Mann. Ich hab Franz gesagt, er soll sie zufrieden lassen, aber er wollte nicht hören. Sie hätte nichts mehr vertragen. Er hätte sie umbringen können. Jetzt ist sie kaum noch am Leben.»
    «Du mußtest Franz nicht erschießen », sagte eine Stimme. «Jawohl », sagte eine andere, «du hättest ihn niederschlagen können.»
    «Was?» fragte der Rote, als könne er es nicht fassen. «Sein Schädel war härter als die Eichentür eines Nonnenklosters. »
    «Jetzt nicht mehr.»
    Der Rote kniete neben mir nieder. Mit einem Blick auf seine Männer murmelte er: «Haben Sie eine Kanone?»
    «Ja », sagte ich. «Hören Sie, hier drin haben wir keine Chance und das Mädchen auch nicht. Wir müssen an ein Boot kommen.»
    «Was ist mit Six? »
    Ich knöpfte den Mantel über Gretes nacktem Körper zu und nahm ihn auf die Arme. «Er muß es drauf ankommen lassen.»
    Helfferich schüttelte den Kopf. «Nein, ich werde ihn holen. Warten Sie am Anleger auf uns, solang es geht. Wenn sie anfangen zu ballern, dann hauen Sie ab. Und sollte ich nicht kommen, denken Sie dran: Ich weiß nichts von Ihrem Mädchen, Wanze.» Wir gingen langsam auf die Tür zu, der Rote voran. Seine Männer traten unwillig zurück, um uns durchzulassen. Kaum waren wir draußen, trennten wir uns, und ich ging den grasbewachsenen Abhang hinunter zum Anleger und zu dem Boot.
    Ich legte Six' Tochter auf den Rücksitz. In einem Schrank fand ich eine dicke Decke, die ich über ihren Körper breitete. Sie war noch immer ohne Besinnung. Ich überlegte, ob sie wohl wieder auf die Beine kommen würde, damit ich sie ein zweites Mal nach Inge Lorenz fragen konnte. Würde Haupthändler jetzt

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