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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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zahlreiche Boote vertäut waren. Auf einem kurzen, grasigen Hang lag eine Ansammlung sauber gestrichener Bootshäuser und dahinter das Gasthaus Eichwalde. Ich nahm ein Stück Tau und sprang vom Boot auf den Anleger. Six stellte den Motor ab.
    «Wir nähern uns dem Haus am besten sehr vorsichtig», sagte er und sprang auf den Anleger, wo er den Bug des Bootes vertäute. «Ein paar von diesen Burschen neigen dazu, erst zu schießen und dann zu fragen.»

    «Ich kenne ihr Innenleben», sagte ich.
    Wir verließen den Landesteg und gingen den Hang hinauf zu den Bootshäusern. Sah man von den anderen Booten ab, deutete nichts darauf hin, daß sonst noch jemand auf der Insel war. Doch in der Nähe der Bootshäuser tauchten hinter einem kieloben liegenden Boot zwei bewaffnete Männer auf. Ihr kalter Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, daß sie es auch mit mir aufgenommen hätten, wenn ich ihnen erzählte, ich hätte die Beulenpest. Es lag jene Art von Selbstbewußtsein darin, das nur eine abgesägte Schrotflinte vermitteln kann.
    «Das ist nahe genug», sagte der größere der beiden. «Dies ist Privatbesitz. Wer sind Sie, und was wollen Sie hier?» Er hob die Waffe nicht vom Unterarm, wo sie ruhte wie ein schlafendes Baby, aber schließlich mußte er sie nicht sehr hoch heben, um einen Schuß abzufeuern.
    Six erklärte: «Es ist außerordentlich wichtig, daß ich den Roten spreche.» Er stieß eine Faust in die Fläche der anderen Hand, während er sprach. Das ließ ihn ziemlich melodramatisch erscheinen. «Mein Name ist Hermann Six. Ich kann Ihnen versichern, meine Herren, daß er mich empfangen wird. Aber bitte, beeilen Sie sich.»
    Die beiden Männer scharrten unsicher mit den Füßen. «Der Chef sagt uns immer, wenn er jemand erwartet. Und von euch bei den hat er nichts gesagt.»
    «Trotzdem, Sie können sich darauf verlassen, daß er Sie zur Hölle schicken wird, wenn sich herausstellt, daß Sie uns abgewiesen haben.»
    Schrotflinte blickte seinen Kumpel an, der nickte und in Richtung auf das Gasthaus davonging. Er sagte: «Wir werden hier warten, bis wir das nachgeprüft haben.»
    Six rang nervös die Hände und rief ihm nach: «Bitte beeilen Sie sich. Es ist eine Sache auf Leben und Tod.» Schrotflinte grinste, als er das hörte. Ich schätzte, daß er an Sachen auf Leben und Tod gewöhnt war, bei denen sein Chef die Finger im Spiel hatte. Six holte eine Zigarette hervor und steckte sie nervös in den Mund. Er nahm sie wieder heraus, ohne sie anzuzünden.
    «Bitte», sagte er zu Schrotflinte. «Halten Sie ein Pärchen auf der Insel fest, einen Mann und eine Fra u ? Die ... die ... » «Die Teichmüllers », sagte ich.
    Schrotflintes Grinsen verschwand, und er schien mit seiner Grimasse einen Stummen nachzuahmen. «Ich weiß nichts », sagte er schwerfällig.
    Wir blickten weiter besorgt auf das Gasthaus. Es war ein zweistöckiges Gebäude, weiß gestrichen, mit ordentlichen schwarzen Fensterläden, einem Blumenkasten voller Geranien und einem hohem Mansardendach. Während wir das Haus betrachteten, begann Rauch aus dem Schornstein zu steigen, und als die Tür sich schließlich öffnete, rechnete ich fast damit, ein altes Weib mit einem Tablett Spekulatius werde herauskommen. Schrotflintes Kumpel winkte uns zu kommen.
    Wir schritten im Gänsemarsch durch die Tür, wobei Schrotflinte den Schluß bildete. Die zwei abgesägten Läufe verursachten mir ein Jucken im Nacken: Wenn Sie jemals jemanden gesehen haben, den man mit einer Abgesägten aus kurzer Entfernung umgelegt hat, wissen Sie, warum. Wir kamen in einen kleinen Vorraum mit ein paar Hutständern, nur daß sich niemand die Mühe gemacht hatte, seinen Hut dranzuhängen. Dahinter war ein kleines Zimmer, in dem jemand Klavier spielte, als fehlten ihm ein paar Finger. Am entfernten Ende waren eine runde Theke und ein paar Barhocker. Hinter der Theke waren jede Menge Sporttrophäen aufgereiht, und ich fragte mich, wer sie gewonnen hatte und wofür. Vielleicht für «Die meisten Morde in einem Jahr» oder für den «Saubersten Knockout mit einem Gummiknüppel» - ich hatte selber einen Kandidaten für diesen Preis, falls ich ihn finden konnte. Aber vermutlich hatten sie die Dinger bloß gekauft, damit das Haus mehr an das erinnerte, was es angeblich war - die Geschäftsstelle einer Wohlfahrtsorganisation von Ex-Sträflingen.
    Schrotflintes Partner knurrte. «Hier entlang», sagte er und führte uns zu einer Tür neben der Theke.
    Das Zimmer sah aus wie ein

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