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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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meinem Bier. Er hielt das Glas Aufmerksamkeit heischend vor mir hoch, bevor er es auf den Tisch stellte.

    «Iss 'ne schöne Blume drauf, wie immer », sagte er. «Danke.» Ich nahm einen tiefen Zug und wischte mir mit dem Handrücken den Schaum von der Oberlippe. Frau Stock nahm mein Essen aus dem Aufzug und brachte es an den Tisch. Sie warf ihrem Mann einen Blick zu, der ein Loch in sein Hemd hätte ätzen können, doch er tat so, als hätte er nichts gemerkt. Dann ging sie fort und machte den Tisch sauber, den der pockennarbige Kriminalassistent verlassen hatte. Stock nahm Platz und sah mir beim Essen zu.
    Nach einer Weile sagte ich: «Also, was haben Sie gehört?
    Was Neues?"
    «Die Leiche eines Mannes wurde aus dem Landwehrkanal gefischt.»
    «Das ist ungefähr so ungewöhnlich wie ein fetter Eisenbahner», sagte ich zu ihm. «Der Kanal ist die Toilette der Gestapo, das wissen Sie. Inzwischen ist es doch so: Wenn in dieser gottverdammten Stadt jemand verschwindet, geht es schneller, wenn man bei der Kanalmeisterei nach ihm fragt und nicht bei der Polizei oder im Leichenschauhaus.»
    «Ja, aber diesem Mann hatte man einen Billardstock in die Nase gerammt. Er hat ihm das Großhirn durchbohrt, heißt es."
    Ich legte Messer und Gabel weg. «Würde es Ihnen was ausmachen, mit den blutigen Einzelheiten so lange zu warten, bis ich mit dem Essen fertig bin? »
    «Verzeihung », sagte Stock. «Nun ja, das ist alles, wirklich. Aber normalerweise machen die doch solche Sachen nicht, die von der Gestapo, oder?»
    «Es läßt sich nicht sagen, was man in der Prinz-AlbrechtStraße für normal hält. Vielleicht hat er seine Nase in etwas reingesteckt, wo sie nicht erwünscht war. Vielleicht wollte die Gestapo mal was Künstlerisches machen. Komische Vorstellung, daß das früher mal das Kunstgewerbemuseum war - das Gestapo-Hauptquartier, meine ich. Lustig. Ich wette, die armen Hunde, die sie dort bearbeiten, legen sich bei dem Gedanken so glücklich schlafen wie kleine Schuljungen. »Ich stand auf und ging zur Tür. «Na ja, Hauptsache, die Lindberghs sind da.»
    Ich ging zurück ins Büro. Frau Protze polierte das Glas des vergilbenden Drucks von Tilly, der in meinem Vorzimmer an der Wand hing und auf dem sich der General der Kaiserlichen Armee im Dreißigjährigen Krieg an den Nöten des unglücklichen Bürgermeisters von Rothenburg weidete. Als ich durch die Tür kam, begann das Telefon zu läuten. Frau Protze lächelte mich an und marschierte schneidig in ihr Zimmerchen, um das Gespräch anzunehmen, während ich wieder mal einen Blick auf das gesäuberte Bild warf. Es war lange her, daß ich es eingehend betrachtet hatte. Von dem Bürgermeister, der Tilly angefleht hatte, seiner Stadt die Zerstörung zu ersparen, hatte der siegreiche Feldherr verlangt, er solle sechs Liter Bier austrinken, ohne Luft zu holen. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte der Bürgermeister diese ungeheure säuferische Heldentat vollbracht, und die Stadt war verschont geblieben. Das war mir schon immer als typisch deutsch erschienen. Und es war genau die Art von sadistischer Gemeinheit, die sich auch irgendein SA-Halunke einfallen lassen konnte. So sehr ändert sich im Grunde nichts.
    «Es ist eine Dame», rief Frau Protze mir zu. «Sie will ihren Namen nicht nennen, aber sie besteht darauf, mit Ihnen zu sprechen.»
    «Dann stellen Sie durch», sagte ich und ging in mein Büro. Ich griff nach dem Sprechgerät und dem Hörer.
    «Wir sind uns letzte Nacht begegnet», sagte die Stimme.
    Ich fluchte insgeheim, denn ich glaubte, es wäre Carola, das Mädchen von Dagmars Hochzeitsempfang. Ich wollte diese kleine Episode gründlich vergessen. Doch es war nicht Ca rola. «Oder sollte ich besser sagen. Es war ziemlich spät. Sie waren im Begriff zu gehen, und ich kam gerade von einer Gesellschaft zurück. Erinnern Sie sich? »
    «Frau ... " Ich zögerte, denn ich konnte es immer noch nicht ganz glauben.
    «Bitte », sagte sie. « Ohne . Ilse Rudel, wenn's Ihnen nichts ausmacht, Herr Gunther.»
    «Ich habe überhaupt nichts dagegen», sagte ich. «Wie könnte ich mich nicht erinnern? »
    « Das wäre schon möglich», erwiderte sie. «Sie sahen sehr müde aus." Ihre Stimme war so süß wie ein Pfannkuchen von Kaiser's. «Hermann und ich, wir vergessen oft, daß andere Leute nicht solche Nachteulen sind.»
    «Wenn Sie mir gestatten, das zu sagen, Sie sahen für die Zeit ziemlich gut aus."
    «Oh, danke », flötete sie, und ihre Stimme

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