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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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aufgefallen? »

    Ich sah, daß Stahlecker darüber ein wenig grinsen mußte, aber Tesmer lächelte ebenfalls, und ihm gefiel die Bemerkung nicht.
    «Gunther, Sie reißen Ihr Maul weiter auf als ein Niggersänger. Ihr Freund hier mag Sie ja für einen Witzbold halten, aber ich glaube ganz einfach, daß Sie ein Scheißkerl sind, also verarschen Sie mich nicht. Mir fehlt jeder Sinn für Humor.»
    «Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt, Tesmer. Ich machte die Tür auf, und da stand Herr Kalb, und seine Kanone zielte auf mein Mittagessen.»
    «Eine Parabellum, auf Sie gerichtet, und trotzdem haben Sie's geschafft, ihn fertigzumachen. Ich sehe kein einziges verdammtes Loch in Ihnen, Gunther.»
    « Ich mache einen Fernkurs in Hypnose. Wie ich sagte, ich war froh, daß er danebenschoß. Sie haben die kaputte Lampe gesehen.»
    «Hören Sie, mich können Sie nicht so leicht hypnotisieren. Dieser Bursche war ein Profi. Nicht von der Sorte, die sich von Ihnen für 'n Tütchen Brausepulver die Wumme wegnehmen läßt.»
    «Ein Profi für was - Herrenbekleidung? Das glauben Sie ja selber nicht, Tesmer. Er war doch noch ein halbes Kind.» «Nun, das macht es noch schlimmer für Sie, weil er jetzt nicht mehr älter werden kann.»
    « Er mag jung gewesen sein», sagte ich, «a ber er war kein Schwächling. Ich beiße mir nicht auf die Lippe, weil ich sie so verdammt anziehend finde. Dies ist richtiges Blut, wissen Sie. Und mein Morgenmantel. Er ist zerrissen, oder ist Ihnen das nicht aufgefallen?»
    Tesmer lachte spöttisch. «Ich dachte, Sie wären bloß ein bißchen nachlässig mit Ihrer Garderobe.»
    «He, das ist ein Fünfzigmarkmantel. Sie glauben doch wohl nicht, ich hätte ihn bloß zerrissen, um Ihnen einen Gefallen zu tun, oder? »

    « Sie konnten sich's leisten, ihn zu kaufen, dann können Sie sich's auch leisten, ihn einzubüßen. Ich dachte immer, daß Burschen von eurer Sorte zuviel Geld verdient haben.» Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück. Ich erinnerte mich, daß Tesmer einer der Männer war, die für den Polizeichef, Walther Wecke, die Drecksarbeit machten und damit beauftragt waren, die Polizei von Konservativen und Bolschewiken zu säubern. Er war ein niederträchtiger Schweinehund, wie er im Buch steht. Ich fragte mich, wie es Stahlecker schaffte, zu überleben.
    « Wieviel verdienen Sie, Gunther? Drei? Vierhundert Mark die Woche? Vermutlich soviel wie ich und Stahlecker zusammen. Was meinen Sie, Stahlecker ?» Mein Freund zuckte zurückhaltend die Achseln.
    « Ich weiß nicht.»
    « Sehen Sie », sagte Tesmer. « Selbst Stahlecker hat keine Ahnung, wie viele Tausender im Jahr Sie einsacken.»
    « Sie haben den falschen Beruf, Tesmer. So wie Sie übertreiben, sollten Sie für das Propagandaministerium arbeiten.» Er sagte nichts. « Schon gut, schon gut, ich habe begriffen. Wieviel wird es mich kosten? » Tesmer zog die Schultern hoch und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken, das sich auf seinem Gesicht auszubreiten drohte.
    « Für einen Mann mit einem Fünfzigmarkmantel ? Sagen wir einen runden Hunderter.»
    « Ein Hunderter? Für diesen billigen, kleinen Koofmich?
    Schauen Sie ihn noch mal an, Tesmer. Er hat weder ein Charlie-Chaplin-Bärtchen noch einen steifen rechten Arm!»
    Tesmer stand auf. « Sie reden zuviel, Gunther. Hoffen wir, daß Sie Fransen um den Mund kriegen, bevor er Sie in ernsthafte Schwierigkeiten bringt.» Er blickte erst Stahlecker an, dann mich. « Ich gehe jetzt pissen. Ihr alter Kumpel hier hat Zeit, Sie zu überzeugen, bis ich zurückkomme, sonst ... » Er schürzte seine Lippen und schüttelte den Kopf. Als er hinausging, rief ich ihm nach: «Vergessen Sie nicht, vorher den Deckel hochzuklappen.» Ich grinste Stahlecker an.
    «Wie geht's dir, Bruno?»
    «Was ist los mit dir, Bernie? Hast du getrunken? Bist du blau oder was? Komm schon, du weißt, daß Tesmer dir das Leben verdammt schwerrnachen kann. Zuerst nimmst du den Mann mit deinem flotten Gequatsche auf die Schippe, und jetzt willst du dich stur stellen. Bezahl den Schweinehund.»
    «Hör mal, wenn ich ihn nicht zappeln ließe und mir Zeit lassen würde, bevor ich für dieses Jüngelchen bezahle, wird er sich ausrechnen, daß ich eine Menge mehr wert bin. Bruno, sobald ich diesen Hurensohn sah, wußte ich, daß dieser Abend mich was kosten würde. Bevor ich die Kripo verließ, hatten er und Wecke mich auf ihrer Liste. Ich hab's nicht vergessen und er ebensowenig. Ich bin ihm noch ein paar Höllenqualen schuldig.»
    «Nun,

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