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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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du hast es mit Sicherheit teuer für dich gemacht, als du den Preis des Mantels erwähnt hast.»
    «Nicht wirklich », erwiderte ich. «Er kostet fast hundert.»
    «Meine Güte », flüsterte Stahlecker. «Tesmer hat recht.
    Ihr verdient wirklich zuviel Geld.» Er schob seine Hände tief in die Taschen und sah mich durchdringend an.
    «Willst du mir erzählen, was sich wirklich hier abgespielt hat? »
    «Ein andermal, Bruno. Zum größten Teil stimmte es.» «Von einer oder zwei winzigen Kleinigkeiten abgesehen.» «Richtig. Hör mal, ich möchte dich um einen Gefallen
    bitten: Können wir uns morgen treffen? Die Nachmittagsvorstellung in den K'!.mmerlichtspielen im Haus Vaterland. Hintere Reihe, vier Uhr.» Bruno seufzte und nickte dann. «Werd's versuchen.»
    «Versuch mal, ob du bis dahin was über den Fall Paul Pfarr rauskriegen kannst.» Er runzelte die Stirn und wollte gerade etwas sagen, als Tesmer von der Toilette zurückkam. « Ich hoffe, Sie haben den Fußboden aufgewischt.» Tesmer wandte mir ein Gesicht zu, das so streitsüchtig aussah wie ein gotischer Wasserspeier. Die eckige Kinnlade
    und die breite Nase verliehen ihm etwa soviel Profil wie ein Stück Bleirohr. Alles in allem erinnerte er an ein Wesen aus der älteren Steinzeit.
    «Ich hoffe, Sie haben sich entschlossen, klug zu werden », knurrte er. Hätte man mit einem Wasserbüffel diskutiert, wären die Chancen besser gewesen.
    «Wie es scheint, habe ich keine andere Wahl», sagte ich. «Ich schätze, es besteht keine Aussicht auf eine Quittung, wie?»
    7
    Nicht weit entfernt vom Hohenzollerndamm, am Rand von Dahlem, befand sich das riesige schmiedeeiserne Tor zu Six' Anwesen. Ich saß eine Weile im Wagen und beobachtete die Straße. Mehrere Male schloß ich die Augen, und mein Kopf fiel vornüber. Es war eine lange Nacht gewesen. Nach einem kurzen Nickerchen stieg ich aus und öffnete das Tor. Dann schlenderte ich zum Wagen zurück, bog in die Privatstraße ein und fuhr einen langen, sanften Hang hinunter und in den kühlen Schatten, den die dunklen Pinien warfen, die den Kiesweg säumten.
    Bei Tageslicht war Six' Haus noch eindrucksvoller, obwohl ich jetzt erkannte, daß es nicht ein Haus war, sondern daß zwei Häuser dicht beieinanderstanden: schöne, solide gebaute wilhelminische Landhäuser.

    Ich fuhr vor den Haupteingang, wo Ilse Rudel in der Nacht, in der ich sie zum ersten Mal sah, ihren BMW geparkt hatte, stieg aus und ließ die Wagentür offen, bloß für den Fall, daß die zwei Dobermänner auftauchen würden. Auf Privatdetektive sind Hunde überhaupt nicht versessen, und diese Antipathie beruht ganz und gar auf Gegenseitigkeit.
    Ich klopfte an die Tür. Ich hörte das Echo in der Halle, und als ich die geschlossenen Fensterläden sah, fragte ich mich, ob ich umsonst gekommen war. Ich zündete mir eine Zigarette an und stand da, lässig an die Tür gelehnt, rauchte und horchte. Das Haus war ungefähr so ruhig wie der Saft in einem als Geschenk verpackten Gummibaum. Dann hörte ich Schritte und richtete mich auf, als die Tür sich öffnete und der levantinische Kopf und die runden Schultern von Farraj, dem Butler, erschienen.
    «Guten Morgen », sagte ich strahlend. «Ich hoffte, Herrn Haupthändler anzutreffen.» Farraj blickte mich mit dem klinischen Ekel eines Fußpflegers an, der einen septischen Zehennagel betrachtet.
    «Haben Sie ein Verabredung?» fragte er.
    « Eigentlich nicht», sagte ich und reichte ihm meine Karte. «Trotzdem hoffte ich, er würde mir fünf Minuten opfern. Ich war neulich abend hier, um Herrn Six zu sprechen.» Farraj nickte schweigend und gab mir meine Karte zurück.
    «Verzeihen Sie, daß ich Sie nicht wiedererkannt habe, mein Herr.» Die Hand noch immer an der Tür, wich er in die Halle zurück und forderte mich auf einzutreten. Nachdem er die Tür hinter mir geschlossen hatte, blickte er mit einer gewissen Belustigung auf meinen Hut.
    «Zweifellos wünschen Sie, Ihren Hut wieder bei sich zu behalten? »
    «Ich denke, es wäre besser, meinen Sie nicht?» Ich stand so dicht vor ihm, daß ich den sehr eindeutigen Geruch von Alkohol wahrnehmen konnte, der nicht von der Sorte war, die in exklusiven Herrenclubs serviert wurde.
    «Wie Sie wünschen, mein Herr. Wenn Sie hier einen Augenblick warten wollen. Ich werde Herrn Haupthändler fragen, ob er Sie empfangen kann.»
    «Danke », sagte ich. «Haben Sie einen Aschenbecher?» Ich hielt die Zigarette mit der Asche in die Höhe wie eine subkutane

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