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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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nichts weißt.» «Illmann hat mir davon erzählt. Habe ihn neulich abends zufällig getroffen.»
    «So? Wo war das?»
    «Im Leichenschauhaus. Dort bin ich deinem Kunden begegnet. Gut aussehender Knabe. Vielleicht ist es von Greis.»
    « Nein, daran habe ich auch gedacht. Von Greis hatte eine Tätowierung am rechten Unterarm: einen kaiserlichen Adler. Hör mal, Bernie, ich muß gehen. Wie ich dir schon hundertmal sagte: Verheimliche mir nichts. Wenn du etwas hörst, laß es mich wissen. So wie der Chef mir auf den Hakken steht, könnte ich einen Tip gebrauchen.»
    «Wie ich sagte, Bruno, ich schulde dir einen Tip.» « Zwei. Du schuldest mir zwei, Bernie.»

    Ich hängte ein und machte einen zweiten Anruf. Ich machte einen Termin mit dem Direktor des Zuchthauses Tegel. Dann bestellte ich mir noch ein Bier. Während ich es trank, kritzelte ich auf einem Blatt Papier herum und hoffte, diese Art von Algebra würde mir helfen, klarer zu denken. Am Ende war ich verwirrter als vorher. Algebra war nie meine starke Seite gewesen. Ich wußte, ich kam voran, aber wo ich landen würde, darüber, wo das war, würde ich mir erst dann Gedanken machen, wenn ich angekommen war.
    10
    Die Derfflingerstraße war bequem vom brandneuen Luftfahrtministerium zu erreichen, das am Südende der Wilhelmstraße, Ecke Leipziger Straße, lag, ganz zu schweigen vom Amtssitz des Präsidenten auf dem nahen Leipziger Platz: günstig für von Greis, um seinem Herrn in dessen Eigenschaft als Chef der Luftwaffe und Ministerpräsident von Preußen aufzuwarten.
    Von Greis wohnte in der dritten Etage eines eleganten Mietshauses. Da kein Hausmeister zu sehen war, ging ich geradewegs nach oben. Ich betätigte den Türklopfer und wartete. Nachdem etwa zwei Minuten verstrichen waren, bückte ich mich, um durch den Briefschlitz zu spähen. Zu meiner Überraschung drehte sich die Tür in den Angeln, als ich die Klappe zurückschnappen ließ.
    Ich brauchte meinen Feldstecher nicht, um zu erkennen, daß die Wohnung von oben bis unten gefilzt worden war. Der Parkettboden der langen Diele war sowohl mit Büchern, Papieren, Umschlägen und leeren Briefordnern als auch mit einer großen Menge Glasscherben übersät, denn die Türen eines großen Bücherschrankes waren zertrümmert worden.

    Ich ging an ein paar Türen vorbei und blieb wie angewurzelt stehen, als ich vor mir in einem der Räume einen Stuhl knirschen hörte. Instinktiv griff ich nach meiner Waffe. Mein Pech, daß sie noch im Auto war.
    Ich wollte gerade nach einem schweren Kavalleriesäbel greifen, der an der Wand hing, als ich ein Stück Glas unter einem Fuß knacken hörte, und dann traf mich ein schmerzhafter Schlag in den Nacken, und ich stürzte durch ein Loch in der Erde.
    Ein paar Minuten, die mir jedoch wie Stunden vorkamen, lag ich am Grund eines tiefen Brunnens. Als ich mich ins Bewußtsein zurücktastete, fühlte ich etwas in meinen Taschen und vernahm dann aus weiter Ferne eine Stimme. Dann spürte ich, wie mich jemand bei den Schultern hochhob, ein paar Kilometer schleif te und mein Gesicht unter einen Wasserfall hielt. Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte blinzelnd zu erkennen, wer der Mann war, der mich niedergeschlagen hatte. Er war fast ein Riese, mit einem gewaltigen Mund und dicken Backen, als habe er sie mit vielen Brotscheiben vollgestopft. Um den Nacken hatte er ein Hemd, freilich eines von der Art, das man eigentlich in einem Frisörstuhl trägt, und den Nacken hätte man gut und gerne vor einen Pflug spannen können. Die Ärmel seiner Jacke waren mit mehreren Kilo Kartoffeln ausgestopft, und sie endeten vorzeitig und enthüllten Gelenke und Fäuste von der Größe zweier gekochter Hummer. Ich atmete tief ein und schüttelte den schmerzenden Kopf. Ich richtete mich langsam auf und umklammerte mit beiden Händen meinen Nacken.
    «Herrgott noch mal, womit haben Sie mich geschlagen?
    Mit einem Stück Eisenbahnschiene? "
    «Tut mir leid", sagte mein Angreifer, «aber als ich sah, daß Sie sich den Säbel greifen wollten, beschloß ich, Sie ein bißchen zu bremsen."
    «Ich schätze, ich kann von Glück sagen, daß Sie nicht beschlossen, mich auszuknocken, sonst ... » Ich deutete auf meine Papiere, die der Riese in seinen großen Tatzen hielt. «Sieht so aus, als wüßten Sie, wer ich bin. Darf ich fragen, wer Sie sind? Mir scheint, ich müßte Sie kennen.»
    «Rienacker, Wolf Rienacker, Gestapo. Sie waren früher mal ein Polyp, oder? Am Alex.»
    «Stimmt. »
    «Und jetzt sind Sie

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