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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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ich höre, geht's denen, die andersherum sind, im KZ nicht besonders gut.» Neumann starrte niedergeschlagen in seinen Kaffee.
    «Sie sind ein übler Schweinehund», seufzte er. «Zwei Hunderter, sagten Sie, und etwas drauf?»
    «Ein Hunderter jetzt und zwei weitere, wenn die Information in Ordnung ist.» Er begann zu zucken.
    «Sie wissen ja nicht, was Sie verlangen, Herr Gunther. Da ist ein Ringverein im Spiel. Die würden mich mit Sicherheit kaltmachen, wenn sie rauskriegen würden, daß ich sie verpfiffen habe.» Die Ringvereine waren Zusammenschlüsse von ehemaligen Sträflingen, die sich offiziell der Rehabilitierung von Verbrechern widmeten. Sie hatten respektable Vereinsnamen, und in ihren Grundsätzen und Statuten war von sportlicher Betätigung und gesellschaftlichen Veranstaltungen die Rede. Es kam nicht selten vor, daß ein Ringverein ein üppiges Bankett ausrichtete (alle Vereine verfügten über viel Geld), zu dem Strafverteidiger und Polizeibeamte als Ehrengäste erschienen. Aber hinter ihren scheinbar ehrenwerten Fassaden waren die Ringvereine nichts anderes als die Einrichtungen des organisierten Verbrechens in Deutschland.
    «Welcher Ring ist es?» fragte ich. «Nennt sich     «Nun, sie werden es nicht rauskriegen. Jedenfalls ist keiner der Ringvereine mehr so mächtig wie früher. Es gibt nur einen Ringverein, der heutzutage gute Geschäfte macht, und der ist die Partei.»
    «Bei Prostitution und Drogen sind sie vielleicht ein bißchen aus dem Geschäft», sagte er, «aber die Ringvereine kontrollieren immer noch Glücksspiel, Devisenschmuggel und Wechselstuben, sie haben den schwarzen Markt, den Handel mit neuen Pässen, und sie haben ihre Hehler und Kredithaie.» Er zündete sich die nächste Zigarette an. « Glauben Sie mir, Herr Gunther, sie sind noch immer mächtig. Kommen Sie ihnen besser nicht in die Quere.» Er senkte die Stimme und beugte sich zu mir. « An dem Gerücht, sie hätten einen alten Junker um die Ecke gebracht, der für Göring arbeitete, ist bestimmt was dran. Wie gefällt Ihnen das? Die Polypen wissen noch nicht mal, daß der Mann schon tot ist.»
    Ich zermarterte mir das Hirn, und plötzlich fiel mir der Name ein, den ich mir aus Gert Jeschonneks Adreßbuch abgeschrieben hatte. « Dieser Junker, er hieß nicht zufällig von Greis? »
    «Ich habe keinen Namen gehört. Ich weiß bloß, daß er tot ist und die Polizei immer noch nach ihm sucht.» Er schnippte nachlässig die Asche in den Aschenbecher.
    «Jetzt erzählen Sie mal von dem Safeknacker.»
    «Ja, könnte sein, daß ich was aufgeschnappt habe. Vor ungefähr einem Monat kam ein Bursche namens Kurt Mutschmann nach zwei Jahren Knast in Tegel wieder raus. Nach allem, was ich über ihn hörte, ist Mutschmann ein richtiger Künstler. Er könnte einer Nonne die Beine öffnen, die schon die Leichenstarre hat. Aber die Polypen wissen nichts über ihn. Sehen Sie, er kam hinter Gitter, weil er ein Auto geklaut hatte. Mit seiner wirklichen Arbeit hatte das nichts zu tun. Er ist jedenfalls ein Mann von der , und als er rauskam, war der Ring zur Stelle, um sich um ihn zu kümmern. Nach einer Weile beauftragten sie ihn mit seinem ersten Job. Ich weiß nicht, was das für 'n Job war. Aber jetzt wird's interessant, Herr Gunther. Der Boß der , der Rote Dieter, hat auf Mutschmann, der nirgends zu finden ist, mittlerweile einen Spürhund angesetzt. Man munkelt, Mutschmann hätte mit ihm ein falsches Spiel getrieben.»
    «Mutschmann war ein Profi, sagen Sie? » « Einer der besten.»
    «Würden Sie sagen daß bei ihm Mord drin war? » «Hm», erwiderte Neumann. «Ich kenne den Mann selbst
    nicht. Aber soviel ich weiß, ist er ein Künstler. Hört sich nicht an, als ob Mord sein Ding wäre.»
    «Was ist mit diesem< Roten Dieter> ? »
    «Er ist ein echter Schweinehund. Er nietet einen Mann um, wie sich jemand anders in der Nase bohrt.»
    «Wo kann ich ihn finden? »
    « Sie werden ihm doch nicht erzählen, daß ich's Ihnen gesagt habe, Herr Gunther? Nicht mal, wenn er Ihnen eine Kanone an den Kopf drücken würde.»
    «Nein », log ich. So weit ging die Loyalität nun doch nicht.
    « Nun, Sie könnten es im Restaurant Rheingold am Potsdamer Platz versuchen. Oder im Deutschen Haus. Und wenn Sie meinen Rat wollen: Nehmen Sie eine Kanone mit.»
    «Ich bin gerührt über Ihre Sorge um mein Wohlergehen, Neumann.»
    «Sie vergessen das Geld », verbesserte er mich. «Sie sagten, ich würde

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