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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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das Tablett zu holen, sondern Arthur Nebe. Er hielt eine Automatik in der Hand.
    «Zwingen Sie mich nicht, sie zu benutzen, Berni», sagte er. «Sie wissen, daß ich nicht zögern würde, Sie zu erschießen, wenn ich müßte. Es ist besser, Sie nehmen drüben an der Wand Platz.»
    «Was ist das? Ein Höflichkeitsbesuch ?» Ich zog mich von der Tür zurück. Er warf mir ein Päckchen Zigaretten und Streichhölzer nach.
    «Das könnte man sagen.»
    «Ich hoffe, Sie sind nicht hier, um über alte Zeiten zu plau dern, Arthur. Im Augenblick habe ich keine ausgesprochen sentimentalen Gefühle.» Ich warf einen Blick auf die Zigaret ten. Winston. «Weiß Müller, daß Sie amerikanische Sargnä gel rauchen, Arthur? Seien Sie vorsichtig. Sie könnten Ärger kriegen: Er hat ein paar merkwürdige Vorstellungen von den Amis.» Ich zündete eine Zigarette an und inhalierte mit be dächtiger Befriedigung. «Trotzdem, herzlichen Dank.»
    Nebe zog sich von draußen einen Stuhl herein und setzte sich vor die Tür. «Müller hat seine eigenen Vorstellungen, wohin die Org sich bewegt», sagte er. «Aber an seinem Pa triotismus oder an seiner Entschlossenheit ist kein Zweifel. Er ist ziemlich skrupellos.»
    «Ich kann nicht sagen, daß mir das nicht aufgefallen wäre.»
    «Freilich hat er die unglückselige Neigung, andere Leute nach seinen eigenen gefühllosen Maßstäben zu beurteilen. Das bedeutet, er glaubt wirklich, daß Sie imstande sind, den Mund zu halten und das Mädchen sterben zu lassen.» Er lächelte. «Ich kenne Sie natürlich ein bißchen besser. Gun ther ist ein sentimentaler Mensch, sagte ich ihm. Er hat sogar etwas von einem Narren. Es würde ihm ähnlich sehen, für je manden seinen Hals zu riskieren, den er kaum kennt. Und wäre es eine Nutte. In Minsk war es genauso. Er war ohne zu zögern dazu bereit, sich lieber an die Front versetzen zu las sen, als unschuldige Leute zu töten. Leute, denen er nichts schuldete. »
    «Das macht mich nicht zu einem Helden, Arthur. Nur zu einem menschlichen Wesen.»
    « Es macht Sie zu einer Person, mit der Müller umzugehen weiß, zu einem Mann mit Prinzipien. Müller weiß, was Men schen auf sich nehmen und trotzdem schweigen werden. Er hat haufenweise Menschen gesehen, die ihre Freunde und dann sich selbst geopfert haben, um zu schweigen. Er ist ein Fanatiker. Das einzige, was er begreift, ist Fanatismus. Und folglich glaubt er, daß Sie ein Fanatiker sind. Er ist davon überzeugt, es bestünde die Möglichkeit, daß Sie ihm etwas verbergen. Wie ich schon sagte, ich kenne Sie besser. Ich denke, wenn Sie gewußt hätten, warum Linden getötet wurde, hätten Sie es gesagt.»
    « Na, schön zu wissen, daß jemand mir glaubt. Das wird es mir erträglicher machen, in den heutigen Wein verwandelt zu werden. Hören Sie, Arthur, warum erzählen Sie mir das? Da mit ich Ihnen sagen kann, Sie seien ein besserer Menschen kenner als Müller? »
    «Ich dachte folgendes: Wenn Sie Müller haargenau das sa gen würden, was er hören will, könnte Ihnen das eine Menge Qualen ersparen. Ich sehe einen alten Freund ungern leiden. Und glauben Sie mir, er wird Sie leiden lassen.»
    «Daran zweifle ich nicht. Es ist nicht der Kaffee, der ge holfen hat, mich wach zu halten, das kann ich Ihnen sagen. Kommen Sie, was soll das hier sein? Die alte Leier von Freund und Feind? Wie ich sagte, ich weiß nicht, warum Lin den das Licht abgedreht wurde.»
    «Nein, aber ich könnte es Ihnen sagen.»
    Ich zuckte zusammen, als der Zigarettenrauch mir in die Augen stach. «Wenn ich Sie recht verstehe», sagte ich un sicher, «wollen Sie mir erzählen, was mit Linden passierte, damit ich es Müller auftischen kann, um mir dadurch ein schlimmeres Schicksal als den Tod zu ersparen, richtig? »
    «So ungefähr.»
    Ich hob meine schmerzenden Schultern. «Ich glaube nicht, daß ich etwas zu verlieren habe», grinste ich. «Natürlich könnten Sie mich einfach fliehen lassen, Arthur. Um der alten Zeiten willen.»
    «Wir wollen nicht über alte Zeiten sprechen, das haben Sie selber gesagt. Außerdem wissen Sie zuviel. Sie haben Müller gesehen. Sie haben mich gesehen. Ich bin tot, haben Sie das vergessen? »
    «Ich meine es nicht persönlich, Arthur, aber ich wünschte, sie wären es.» Ich nahm mir noch eine Zigarette und entzün dete sie am glimmenden Ende der vorhergegangenen. «In Ordnung, packen Sie aus. Warum wurde Linden umge bracht?»
    «Linden hatte einen deutsch-amerikanischen Hintergrund.
    Er studierte sogar Deutsch

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