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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Sie Pichler. Die meisten Wiener Steinrnetze haben ihre Läden an der Mauer des Zentralfriedhofes, also dürfte es überhaupt nicht schwer sein, ihn zu finden. Viel leicht kriegen Sie raus, ob Max Abs eine Andresse hinterlas sen hat, als er seinen Stein bestellte.»
    Ich war nicht besonders scharf darauf, mir von Becker auf diese Weise meine Arbeit vorschreiben zu lassen, aber es schien einfacher, ihn gewähren zu lassen. Ein Mann, den möglicherweise die Todesstrafe erwartet, kann von seinem Privatdetektiv ein gewisses Entgegenkommen erwarten. Be sonders, wenn er im voraus bezahlt hat. Also sagte ich: «Warum nicht? Ich liebe eine schöne Beerdigung.» Dann stand ich auf und ging ein bißchen in der Zelle auf und ab, als wäre ich derjenige, den das Eingesperrtsein nervös machte. Vielleicht war er mehr daran gewöhnt als ich.
    «Da ist noch eine Sache, die mir zu denken gibt», sagte ich, nachdem ich eine Minute grübelnd auf und ab gegangen war.
    «Welche? »
    « Doktor Liebl erzählte mir, Sie wären in dieser Stadt nicht ohne Einfluß und ohne Freunde.»
    «Stimmt genau.»
    «Nun, wie kommt es dann, daß keiner Ihrer sogenannten Freunde versuchte, König zu finden? Oder, zum Beispiel, seine Freundin Lotte? »
    «Wer sagte Ihnen, daß sie das nicht taten? »
    «Wollen Sie das für sich behalten, oder muß ich Ihnen erst ein paar Riegel Schokolade geben? »

    Beckers Ton wurde versöhnlich. «Also, es ist nicht sicher, was passierte, Berni, also wollte ich nicht, daß Sie von dem Job eine falsche Vorstellung bekamen. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, daß ... »
    «Hören Sie mit dem Käse auf, und erzählen Sie mir ein fach, was passierte.» - «Gut. Zwei von meinen Mitarbeitern, die wußten, was sie taten, erkundigten sich nach König und dem Mädchen. Sie nahmen ein paar von den Nachtclubs un ter die Lupe. Und ... » Er wand sich verlegen auf seinem Stuhl. « ... sie sind seitdem nicht mehr gesehen worden. Viel leicht haben sie ein falsches Spiel mit mir getrieben. Viel leicht haben sie einfach die Stadt verlassen.»
    «Oder ihnen erging es wie Linden», ergänzte ich.
    «Wer weiß? Aber deshalb sind Sie hier, Berni. Ich kann Ihnen vertrauen. Ich kenne die Sorte, zu der Sie gehören. Ich respektiere das, was Sie damals in Minsk getan haben, wirk lich. Sie gehören nicht zu denen, die zulassen, daß ein Un schuldiger gehängt wird.» Er lächelte vielsagend. «Ich kann nicht glauben, daß ich der einzige bin, der keinen Nutzen von einem Mann mit Ihren Fähigkeiten gehabt haben solL»
    «Ich tue, was ich tun muß », sagte ich rasch, denn ich konnte Schmeicheleien nicht leiden, schon gar nicht von einem Klienten wie Emil Becker. «Sie wissen, daß Sie es wahr scheinlich verdienen zu hängen », fügte ich hinzu. «Selbst wenn Sie Linden nicht umgebracht haben, es muß eine Menge anderer gegeben haben.»
    «Aber ich habe es einfach nicht kommen sehen. Nicht, be vor es zu spät war. Nicht wie Sie. Sie waren schlau und mach ten sich aus dem Staub, solange Sie noch eine Wahl hatten. Ich hatte diese Wahl nie. Es hieß, Befehlen zu gehorchen, oder du kommst vor ein Kriegsgericht und ein Exekutionskom mando. Ich hatte nicht genug Mut, etwas anderes zu tun als das, was ich tat.»
    Ich schüttelte den Kopf. Es interessierte mich wirklich nicht mehr. «Vielleicht haben Sie recht.»

    «Sie wissen, daß ich recht habe. Wir waren im Krieg, Berni." Er drückte seine Zigarette aus, stand auf und baute sich in der Ecke, in der ich lehnte, vor mir auf. Er senkte die Stimme, als solle Liebl nicht mithören.
    «Hören Sie zu», sagte er. «Ich weiß, dies ist ein gefähr licher Auftrag. Aber nur Sie können ihn durchführen. Man muß ihn unauffällig und heimlich erledigen, auf die Art, auf die Sie sich verstehen. Brauchen Sie eine Wumme? »
    Ich hatte die Waffe, die ich dem toten Russen abgenom men hatte, in Berlin gelassen, weil ich nicht den Wunsch hatte, wegen Überquerens der Grenze mit einer Waffe eine Verhaftung zu riskieren. Ich zweifelte, ob Poroschins Tabak Zertifikat das Problem gelöst hätte. Also zuckte ich die Ach seln und sagte: «Sagen Sie's mir. Es ist Ihre Stadt.»
    «Ich würde sagen, Sie brauchen eine."
    « Na gut», erwiderte ich, «aber auf jeden Fall eine, die sau ber ist.»
    Als wir außerhalb des Gefängnisses waren, lächelte Liebl sarkastisch und sagte: «Ist eine Wumme das, was ich denke?»
    «Ja. Aber es ist bloß eine Vorsichtsmaßnahme.»
    «Die beste Vorsichtsmaßnahme, die Sie beachten sollten,

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