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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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erinnern Sie sich an irgendwelche Namen?»
    « Berni, es waren Kaulquappen, kleine Fische. SS-Unter scharführer und Rechnungsführer der Armee. jeder Nazi-jä ger hätte sie einfach zurückgewiesen. Diese Burschen sind hinter größeren Fischen her wie Bormann und Eichmann. Nicht hinter elenden kleinen Rechnungsführern.»
    « Trotzdem, für Linden waren diese Akten wichtig. Wer immer ihn umgelegt hat, er hat auch dafür gesorgt, daß zwei Amateurdetektive, die er kannte, umgebracht wurden. Zwei juden, die das Lager überlebt hatten und dabei waren, ein paar alte Rechnungen zu begleichen. Ich habe sie vor ein paar Tagen tot aufgefunden. Da waren sie schon eine Weile tot. Vielleicht waren die Akten für sie bestimmt. Darum würde es helfen, wenn Sie versuchten, sich an ein paar Na men zu ennnern.»
    «Gewiß, wenn Sie es sagen, Berni. Ich werd versuchen, fleißig meine Hausaufgaben zu machen.»
    «Tun Sie das. Jetzt erzählen Sie mir von König. Wie sah er aus? »
    «Warten Sie mal: Er war um die Vierzig, würde ich sagen.
    Gut gebaut, dunkler, dichter Schnurrbart, wog ungefähr neunzig Kilo, eins neunzig groß; trug einen guten Tweed anzug, rauchte Zigarren und hatte immer einen kleinen Hund bei sich - einen kleinen Terrier. Er war mit Sicherheit Österreicher. Manchmal hatte er ein Mädchen bei sich. Ihr Name war Lotte. Ihren Familiennamen weiß ich nicht, aber sie arbeitete im Casanova Club. Gut aussehende Schlampe, eine Blondine. An mehr kann ich mich nicht erinnern.»
    «Sie sagten, daß ihr über den Krieg gesprochen habt. Hat
    er Ihnen erzählt, wie viele Orden er bekommen hat? » «Ja.»

«Denken Sie nicht, Sie sollten es mir erzählen? »
    « Hab nicht gedacht, daß es wichtig sein könnte.»
    «Ich entscheide, was wichtig ist. Kommen Sie, packen Sie aus, Becker.»
    Er starrte gegen die Wand, dann zuckte er die Achseln. «Soweit ich mich erinnere, sagte er, er sei der österreichi schen Nazipartei beigetreten, als sie noch illegal war, 1931. Später wurde er festgenommen, weil er Plakate geklebt hatte. Also floh er nach Deutschland, um der Haft zu entge hen, und trat in die Bayerische Polizei in München ein. 1933 ging er zur SS und blieb dort bis Kriegsende. »
    «Welchen Rang hatte er? » «Hat er nicht gesagt.»
    «Hat er Ihnen irgendeinen Hinweis darauf gegeben, wo er diente und in welcher Position? »

    Becker schüttelte den Kopf.
    « Ihr zwei habt ja nicht gerade eine ergiebige Unterhaltung geführt. In welchen Erinnerungen habt ihr geschwelgt, an den Brotpreis ? In Ordnung. Was ist mit dem zweiten Mann der mit König in Ihre Wohnung kam und Sie bat, nach Lin den zu suchen? »
    Becker preßte die Hände an die Schläfen. « Ich habe ver sucht, mich an seinen Namen zu erinnern, aber er wollte mir einfach nicht einfallen», sagte er. « Er war ein bißehen mehr der Typ höherer Offizier. Sie wissen schon: sehr steif und ge schniegelt. Möglicherweise ein Adliger. Auch er war um die Vierzig, groß, dünn, glatt rasiert, schüttere Haare. Trug ein Jackett ohne Aufschlag und eine Club-Krawatte.» Er schüt telte den Kopf. « Bei Club-Krawatten kenne ich mich nicht gut aus. Könnte ein Herrenclub gewesen sein, ich weiß es nicht.»
    « Und der Mann, den Sie aus dem Atelier kommen sahen, in dem Linden getötet wurde: Wie sah er aus? »
    « Er war zu weit weg, um viel zu erkennen, außer daß er ziemlich klein und sehr stämmig war. Er trug einen dunklen Hut und Mantel und hatte es eilig.»
    « Darauf möchte ich wetten», sagte ich. « Die Firma Re klame- und Werbezentrale. Sie ist in der Mariahilfer Straße, richtig? »
    « War», sagte Becker düster. « Sie hat zugemacht, kurz nachdem ich eingebuchtet wurde.»
    « Erzählen Sie mir trotzdem davon. War es immer König, den Sie dort sahen? »
    « Nein. Es war gewöhnlich ein Bursche namens Abs, Max Abs. So ein Akademikertyp, Spitzbart, kleine Brillengläser, Sie wissen schon.» Becker nahm sich eine von meinen Ziga retten. « Da war eine Sache, die ich Ihnen erzählen wollte. Einmal, als ich dort war, hörte ich, daß Abs einen Anruf bekam, von einem Steinmetz namens Pichier. Vielleicht hatte er eine Beerdigung. Ich dachte, Sie könnten Pichier vielleicht finden und etwas über Abs rauskriegen, wenn Sie heute mor gen zu Lindens Beerdigung gehen.»
    «Um zwölf», sagte Lieb!.
    «Ich dachte, es wäre einen Versuch wert, Berni », fuhr Bek ker fort.
    «Sie sind der Klient», sagte ich.
    «Achten Sie darauf, ob Lindens Freunde auftauchen. Und dann besuchen

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