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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Problem hilft, das er hat.

    Wie es scheint, hat irgend so ein Steinmetz im britischen Sek tor ins Gras gebissen, als ihm ein Stein auf seine Titten fiel. Beinahe jeder, der Chef des Lieutenants eingeschlossen, glaubt, daß es wahrscheinlich ein Unfall war. Nur daß der Lieutenant einer von der gewitzten Sorte ist. Er hat Sherlock Holmes gelesen und will auf eine Detektivschule gehen, wenn er die Armee verläßt. Er hat da eine Theorie, daß sich jemand an Pichlers Geschäftsbüchern zu schaffen gemacht hat. Ich weiß zwar nicht, ob das ein ausreichendes Motiv ist, einen Mann zu töten, oder nicht, aber ich erinnere mich, daß ich Sie gestern morgen nach Hauptmann Lindens Beerdigung in Pichlers Laden habe gehen sehen.» Er grinste. «Zum Teu fel, ich geb's zu, Gunther. Ich habe Sie beschattet. Also, was sagen Sie dazu? »
    «Pichler ist tot? »
    «Wie wär's denn, wenn Sie's mal mit ein bißchen Überra schung versuchten? < Sagen Sie mir nicht, daß Pichler tot ist!) oder: Sie wissen nicht zufällig, was ihm zugestoßen sein könnte, nicht wahr? »
    «Vielleicht ist ihm sein Geschäft über den Kopf gewach sen.»
    Shields gefiel der Witz. Er lachte, als habe er einmal Unter richt im Lachen gehabt, und zeigte alle seine, meist schlech ten Zähne in einer Kinnlade, blau wie ein Boxhandschuh und breiter als das Oberteil seines Kopfes mit dem dunklen, schütter werdenden Haar. Er kam mir noch viel lauter vor als die meisten anderen Amerikaner. Er war ein großer, musku löser Mann mit Schultern wie ein Rhinozeros und trug einen Anzug aus hellbraunem Flanell mit Aufschlägen, breit und scharf wie zwei Schweizer Hellebarden. Seine Krawatte ver diente es, über einer Cafeterasse zu hängen, und seine Schuhe waren schwere braune Oxfords. Amerikaner schienen eine Vorliebe für wuchtige Schuhe zu haben, so wie die Iwans Armbanduhren liebten: Der einzige Unterschied bestand darin, daß sie die Schuhe im allgemeinen in Geschäften kauf ten.
    « Offen gesagt, das Problem dieses Lieutenants interessiert mich einen Dreck», sagte er. «Der Mist liegt vor der Tür der Briten, nicht vor meiner. Also sollen sie auch davor kehren. Nein, ich setze Ihnen bloß auseinander, daß Sie mit uns zu sammenarbeiten müssen. Schon möglich, daß Sie überhaupt nichts mit Pichlers Tod zu tun haben, aber ich bin sicher, daß Sie nicht gern einen Tag damit vergeuden wollen, Lieutenant Canfield das zu erklären. Also helfen Sie mir, und ich helfe Ihnen: Ich werde vergessen, daß ich Sie jemals in Pichlers La den habe gehen sehen. Begreifen Sie, was ich Ihnen sage?»
    «Mit Ihrem Deutsch ist alles in Ordnung», sagte ich. Andererseits staunte ich über die Verbissenheit, mit der er die Betonung attackierte und die Konsonanten mit einer na hezu theatralischen Präzision behandelte, beinahe so, als be trachte er diese Sprache als eine, die man gefühllos sprechen müsse.
    « Ich nehme an, daß es keine Rolle spielen würde, wenn ich sagte, daß ich nicht das geringste darüber weiß, was Pichler zugestoßen ist? »
    Shields zuckte entschuldigend die Achseln. «Wie ich schon sagte, das ist ein Problem der Briten, nicht das meine. Viel leicht sind Sie unschuldig. Aber Sie kriegen sicher Bauch schmerzen, wenn Sie das den Briten erklären müssen. Ich schwöre, daß sie jeden von euch Krauts für einen verdamm ten Nazi halten.»
    Ich hob meine Hände und gab mich geschlagen. «Also, wie kann ich Ihnen helfen? »
    «Nun, als ich hörte, daß Sie, bevor Sie zu Hauptmann Lin dens Beerdigung kamen, seinen Mörder im Gefängnis besuch ten, konnte ich natürlich meine kriminalistische Neugier nicht bremsen.» Sein Ton wurde schärfer. «Kommen Sie, Gunther. Ich will wissen, was zum Teufel zwischen Ihnen und Becker los ist.»

    «Ich nehme an, Sie kennen Beckers Version der Ge schichte. »
    « Als wäre sie in mein Zigarettenetui graviert.»
    «Nun, Becker glaubt daran. Er bezahlt mich, daß ich sie nachprüfe. Und er hofft, daß ich sie beweise.»
    «Sie überprüfen die Geschichte, sagen Sie. Und in welcher Eigenschaft? »
    «Als Privatdetektiv.»
    «Sie sind ein Schnüffler? Nein, so was.» Er beugte sich auf seinem Stuhl vor, ergriff den Saum meiner Jacke und befühlte mit Finger und Daumen den Stoff. Ich war froh, daß ich in diesen Anzug keine Rasierklingen eingenäht hatte. «Nein, das kaufe ich Ihnen nicht ab. Dazu sind Sie nicht schmierig genug.»
    «Schmierig oder nicht, es ist die Wahrheit.» Ich

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