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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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nicht, daß ein jiddischer Name wie Belinsky sich schlechter anhört als ein Kraut-Name wie Eisenhower, meinen Sie nicht auch? »
    «Ich schätze nicht.»
    «Da wir gerade von Namen reden, wenn Sie wieder mit der MP reden, erwähnen Sie mich oder das CIC besser nicht. Und zwar wegen der Tatsache, daß die MP kürzlich eine Operation vermasselt hat, die wir am Laufen hatten. Es ge lang dem KGB, aus dem Bataillonshauptquartier in der Stiftskaserne ein paar US-Militäruniformen zu klauen. Die Russen zogen sie an und überredeten die MPs im 19. Bezirk, ihnen dazu zu helfen, einen unserer besten Informanten in Wien zu verhaften. Zwei Tage später berichtete uns ein anderer Informant, der Mann sei im KGB-Hauptquartier in der Mozartgasse verhört worden. Kurz darauf erfuhren wir, daß sie ihn erschossen hatten. Aber erst nachdem er geredet und zahlreiche andere Namen preisgegeben hatte.
    Ja, das gab einen fürchterlichen Wirbel, und der Amerika nische Hochkommissar trat verschiedenen Leuten in den Arsch wegen der erbärmlichen Sicherheitsrnaßnahmen des 796. Korps. Sie stellten einen Lieutenant vors Kriegsgericht und degradierten einen Sergeant. Das Ergebnis ist, daß es in den Augen der Leute in der Stiftskaserne auf dasselbe hinaus läuft, ob man Lepra hat oder beim eIe ist. Ich denke mir, das ist für Sie vielleicht schwer zu verstehen, weil Sie Deut scher sind.»
    «Im Gegenteil», erwiderte ich, « wir Krauts verstehen nur zu gut, was es heißt, wie Leprakranke behandelt zu werden.»
    17
    Das Wasser, das aus den Steirer Alpen in meinem Wasser hahn ankam, schmeckte sauberer als ein Zahnarztfinger. Ich nahm ein volles Glas mit aus dem Badezimmer, um ans Tele fon zu gehen, das im Wohnzimmer läutete, und trank einen Schluck, während ich darauf wartete, daß Frau Blum-Weiss den Anruf durchstellte.
    «Hallo, guten Morgen», sagte Shields mit gespielter Fröh lichkeit. «Ich hoffe, ich habe Sie aus dem Bett geholt.»
    « Ich war gerade beim Zähneputzen. »
    « Und wie fühlen Sie sich heute?» fragte er und kam im mer noch nicht zur Sache.
    «Ein leichter Kopfschmerz, das ist alles.» Ich hatte ein biß chen zuviel von Belinskys Lieblingsschnaps getrunken.
    «Na, daran ist der Föhn schuld », meinte Shields. «Jeder in dieser Stadt, der sich irgendwie seltsam benimmt, gibt dem Föhn die Schuld. Aber alles, was mir auffällt, ist, daß Pferde scheiße dann noch schlimmer stinkt als gewöhnlich.»
    « Es ist hübsch, wieder mit Ihnen zu plaudern, Shields.
    Was wollen Sie? »
    « Ihr Freund Abs ist nicht in München angekommen. Wir sind ziemlich sicher, daß er in den Zug gestiegen ist, nur daß wir am anderen Ende der Reise keine Spur von ihm entdek ken konnten.»
    «Vielleicht ist er woanders ausgestiegen.»
    «Die einzige Station, wo der Zug hielt, war Salzburg, und auch dort hatten wir vorgesorgt.»
    «Vielleicht warf ihn jemand raus. Während der Zug noch fuhr.»
    Ich wußte zu gut, wie das ging. «Nicht in der amerikanischen Zone.»
    «Na schön, die fängt aber erst in Linz an. Zwischen Wien und Ihrer Zone liegen mehr als hundert Kilometer russisches Niederösterreich. Sie haben selber gesagt, Sie sind sicher, daß er in den Zug gestiegen ist. Also welchen Schluß muß man daraus ziehen?» Dann erinnerte ich mich daran, was Belin sky über die erbärmlichen Sicherheitsvorkehrungen der MP gesagt hatte. «Es ist natürlich möglich, daß er Ihre Männer einfach abgehängt hat, daß er zu gerissen für sie war.»
    Shields seufzte. «Gelegentlich, Gunther, wenn Sie nicht zu emsig mit Ihren alten Nazi-Kameraden beschäftigt sind, werde ich mal mit Ihnen zum DP-Lager in Auhof rausfahren und Ihnen die illegalen jüdischen Emigranten zeigen, die dachten, sie könnten uns austricksen.» Er lachte. «Das heißt, wenn Sie nicht befürchten, von Insassen eines Konzentrati onslagers wiedererkannt zu werden. Es wäre vielleicht sogar lustig, Sie gleich dazulassen. Diese Zionisten haben nicht meinen Sinn für Humor, wenn's um die SS geht.»
    <
    « Passen Sie auf, wo Sie hintreten. Wenn ich auch nur die leiseste Witterung habe, daß ich Scheiße an Ihren Schuhen rieche, werde ich Sie einbuchten.»
    «Ja, wenn Sie was wittern, ist es wahrscheinlich der Föhn.»
    Shields stieß ein Geisterbahnlachen aus und legte auf.
    Ich ging zur Tür und ließ einen kleinen, verschlagen ausse henden Mann

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