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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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meine Aufmerksamkeit zu erregen versuchte.

    Er ging zur Bar, nickte Lotte zu und zog unterwegs eine fri sche Zigarre aus der Brusttasche seines grünen Tweedanzu ges.
    «Herr Gunther», sagte er lächelnd, «wie schön, Sie wie derzusehen. »
    «Hallo, König », sagte ich. «Wie geht's Ihren Zähnen?» «Meinen Zähnen?» Sein Lächeln verschwand, als hätte ich mich nach seinem Schanker erkundigt.
    «Wissen Sie nicht mehr?» erklärte ich. «Sie haben mir doch von Ihren Prothesen erzählt.»
    Sein Gesicht entspannte sich. «Ja, habe ich. Es geht viel besser, danke.» Er fand zu seinem Lächeln zurück und sagte: «Ich höre, Sie hatten ein bißchen Pech am Spieltisch.» «Nicht nach Fräulein Hartmanns Meinung. Sie sagte mir, die Art, wie ich spielte, hätte mit Glück oder Pech nichts zu tun.»
    König, der seine Vier-Schilling-Corona inzwischen in Brand gesetzt hatte, grinste. «Dann müssen Sie mir gestatten, Ihnen einen Drink zu spendieren.» Er winkte dem Barmann und bestellte für sich einen Scotch und noch einmal das, was ich trank. «Haben Sie viel verloren? »
    «Mehr als ich mir leisten kann », sagte ich unglücklich. « Ungefähr viertausend Schilling.» Ich leerte mein Glas und schob es über den Tresen zum Nachfüllen. «Zu dumm, wirk lich. Ich sollte überhaupt nicht spielen. Ich habe wirklich kein Talent zum Kartenspielen. Also bin ich jetzt blank.» Ich trank König schweigend zu und schluckte meinen Wodka. « Gott sei Dank war ich so vernünftig, meine Hotelrechnung im voraus zu bezahlen. Davon abgesehen, gibt es nicht viel Grund zur Freude.»
    «Dann müssen Sie mir erlauben, Ihnen etwas zu zeigen», sagte er und paffte heftig an seiner Zigarre. Er blies einen großen Rauchring in die Luft über den Kopf seines Terriers und sagte: «Zeit, eine zu dampfen, Lingo », worauf das Vieh, sehr zur Erheiterung seines Besitzers, auf und ab sprang und aufgeregt in der tabakgeschwängerten Luft schnüffelte wie der verrückteste Nikotinsüchtige.
    «Das ist ein sauberer Trick", lächelte ich.
    «Oh, das ist kein Trick", sagte König. «Lingo weiß eine gute Zigarre fast genauso zu schätzen wie ich." Er beugte sich nieder und tätschelte den Kopf des Hundes. «Ist's nicht so, mein Junge?" Der Hund antwortete mit einem Bellen.
    «Nun gut, wie immer Sie's nennen, was ich im Augenblick brauche ist Geld, kein Gelächter. Zumindest bis ich nach Berlin zurück kann. Wissen Sie, es ist ein Glück, daß Sie zu fällig hier vorbeikamen. Ich saß da und fragte mich, wie ich es wohl deichseln könnte, das Thema dieser Arbeit, die Sie mir angeboten haben, wieder anzuschneiden."
    «Mein lieber Freund, alles zu seiner Zeit. Zuerst möchte ich, daß Sie jemanden kennenlernen. Es ist Baron von Bol schwing, und er leitet hier in Wien eine Dependance des Österreichischen Bundes für die Vereinten Nationen. Es ist der Österreichische Verlag. Er ist ebenfalls ein alter Kame rad, und ich weiß, daß es ihn interessieren würde, einen Mann wie Sie kennenzulernen. "
    Ich wußte, daß König von der SS sprach.
    «Er steht nicht zufällig in Verbindung mit Ihrer Gesell schaft für Konjunkturforschung, oder? "
    <    Ich lächelte und schüttelte gequält den Kopf. «Was ist das für eine Stadt, in der man sagt, wenn man in Wirklichkeit meint. Ihr hört sich eher an wie mein , Herr König: ein farbiges Bändchen um einen ziemlich schlichten Kuchen.»
    «Ich kann nicht glauben, daß ein Mann, der bei der Ab wehr gedient hat, mit solchen notwendigen Umschreibungen nicht vertraut ist. Trotzdem, da Sie es wünschen, werde ich, wie man sagt, meine Karten aufdecken. Aber lassen Sie uns erst von der Bar fortgehen.» Er führte mich zu einem ruhigen Tisch, und wir nahmen Platz.
    « Die Organisation, deren Mitglied ich bin, ist im Grunde eine Vereinigung von deutschen Offizieren, deren vordring lichste Ziele und Absichten in der Sammlung von Forschun gen - Verzeihung, geheimen Erkenntnissen - bestehen, wie zum Beispiel über die Bedrohung, welche die Rote Armee für ein freies Europa darstellt. Obgleich wir militärische Rang bezeichnungen selten verwenden, orientieren wir uns natür lich an der militärischen Disziplin, und wir bleiben Offiziere und Ehrenmänner. Der Kampf gegen den Kommunismus ist ein verzweifelter, und es gibt Zeiten,

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