Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde
Freund», sagte er, «willkommen in der Orga nisation.»
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Während der nächsten beiden Tage traf ich in dem Laden ne ben dem Orientai mehrmals mit König zusammen, um mich in den zahlreichen ausgetüftelten und geheimen Arbeitsrne thoden der Organisation schulen zu lassen. Doch zuerst hatte ich, bei meiner Ehre als deutscher Offizier, eine feierliche Ein verständniserklärung zu unterzeichnen, nichts über die ver deckten Aktivitäten der Organisation verlauten zu lassen. Darüber hinaus war in der Erklärung festgelegt, daß jeder Bruch der Verschwiegenheit schwer bestraft werden würde, und König sagte, ich sei gut beraten, wenn ich meine neue Beschäftigung nicht nur allen Freunden und Verwandten, sondern «sogar» - und dies waren exakt seine Worte -, «so gar Ihren amerikanischen Kollegen» verschweigen würde. Diese und einige andere Bemerkungen, die er machte, brach ten mich zu der Annahme, daß die Org, wie sie die Or ganisation nannten, in Wirklichkeit ganz und gar vom ame rikanischen Geheimdienst finanziert wurde. Als also meine Ausbildung - im Hinblick auf meine Erfahrungen bei der Ab wehr eine stark verkürzte - abgeschlossen war, verlangte ich voller Zorn von Belinsky, daß wir uns so bald wie möglich trafen.
« Was liegt Ihnen im Magen, Kraut? » fragte er, als wir uns an einem Tisch gegenübersaßen, den ich in einer ruhigen Ecke des Cafe Schwarzenberg für uns hatte reservieren las sen.
« Wenn's mir den Appetit verschlagen hat, dann nur, weil Sie mir die falsche Speisekarte gezeigt haben.»
« Was? Und wie kommt das? » Er begann mit einem seiner nach Knoblauch stinkenden Zahnstocher zu hantieren.
« Das wissen Sie verdammt gut. König ist Mitglied einer deutschen Geheimorganisation, die Ihre eigenen Leute ge gründet haben, Belinsky. Ich weiß das, weil sie es gerade ge schafft haben, mich anzuwerben. Also, entweder Sie setzen mich ins Bild, oder ich gehe in die Stiftskaserne und erkläre, daß ich jetzt zu wissen glaube, daß Linden von einer Organi sation deutscher Spione, die von Amerikanern gefördert wird, ermordet wurde.»
Belinsky warf kurz einen Blick in die Runde und beugte sich dann entschlossen über den Tisch. Er umfaßte ihn mit seinen Armen, als habe er vor, ihn hochzuheben und mir über den Schädel zu schlagen. « Ich glaube nicht, daß das eine sehr gute Idee wäre », sagte er ruhig.
« Nein? Vielleicht glauben Sie, daß Sie mich aufhalten können. Auf die Art, wie Sie den russischen Soldaten zum Schweigen gebracht haben. Das könnte ich vielleicht auch noch erwähnen.»
« Vielleicht werde ich Sie umbringen, Kraut», sagte er. « Das dürfte nicht zu schwierig sein. Ich habe eine Pistole mit Schalldämpfer. Ich könnte Sie vermutlich hier drin umlegen, und niemand würde es bemerken. Das ist das Angenehme an den Wienern. Selbst wenn ihnen das Hirn von irgend jeman dem in ihre Kaffeetasse spritzte, würden sie sich auch weiter bloß um ihren eigenen Scheißkram kümmern.» Er grinste bei der Vorstellung, schüttelte den Kopf und schnitt mir das Wort ab, als ich versuchte zu antworten.
« Aber wovon sprechen wir überhaupt?» sagte er. « Es ist nicht nötig, daß wir uns streiten. Nicht im geringsten. Sie ha ben recht. Vielleicht hätte ich Sie vorher aufklären sollen, aber wenn die Org Sie angeworben hat, waren sie zweifellos gezwungen, eine geheime Erklärung zu unterzeichnen, habe ich recht?»
Ich nickte.
«Vielleicht nehmen Sie diese Erklärung nicht sehr ernst, aber Sie werden wenigstens verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß meine Regierung von mir verlangte, eine ähnliche Erklä rung zu unterzeichnen, und daß ich sie in der Tat sehr ernst nehme. Ich kann Sie erst jetzt ganz ins Vertrauen ziehen, so ironisch das klingt: Ich ermittle gegen ebendiese Organisa tion, und die Tatsache, daß Sie dort jetzt Mitglied sind, macht es mir möglich, Sie wie jemanden zu behandeln, der kein Sicherheitsrisiko mehr darstellt. Ist doch gar nicht so schief, die Logik, wie? »
< «Crowcass habe ich schon erwähnt, richtig? » «Die Kommission für Kriegsverbrechen? Ja.»
«Also, wie soll ich's ausdrücken? Die Verfolgung von Na zis und die Beschäftigung von deutschen Geheimdienstlern schließen einander nicht unbedingt aus. Lange Zeit haben die Vereinigten Staaten frühere Mitglieder der Abwehr ange worben, um gegen die Sowjets zu spionieren.
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