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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Unfall aussehen lassen", sagte ich. « Folglich muß ich sie natürlich so schnell wie möglich aus Wien fortschaffen. Und dazu brauche ich Sie. Können Sie eine Reisegenehmigung und eine Fahrkarte für sie besorgen? »
    « Sicher», antwortete er, « aber versuchen Sie sie dazu zu überreden, so viele Sachen wie möglich zurückzulassen. Wir werden sie durch die Zone fahren und sie in einen Zug nach Salzburg setzen. Auf diese Weise wird es so aussehn, als sei sie verschwunden, womöglich tot. Das würde Ihnen helfen, richtig? »
    « Hauptsache ist, daß sie sicher aus Wien rauskommt", er klärte ich ihm. «Wenn jemand Risiken auf sich nehmen muß, dann lieber ich als sie.»
    « Überlassen Sie das mir, Kraut. Ich werde ein paar Stun den brauchen, um alles in die Wege zu leiten, aber das kleine Fräulein ist so gut wie draußen. Ich schlage vor, daß Sie in Ihr Hotel zurückkehren und auf mich warten, bis ich mit ihren Papieren komme. Dann werden wir sie abholen. In diesem Fall wäre es vielleicht besser, wenn Sie ihr bis dahin nichts er zählen würden. Vielleicht möchte sie ihren Freund Becker nicht im Stich lassen, wenn er die Suppe auslöffeln muß, die er sich eingebrockt hat. Es wäre besser, wenn wir sie einfach einladen und sie wegbringen könnten. Dann bleibt ihr nicht mehr viel anderes übrig, als zu protestieren."
    Nachdem Belinsky fortgegangen war, um die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, fragte ich mich, ob er so bereitwil lig dabei geholfen hätte, Traudl sicher aus Wien fortzuschaf fen, wenn er das Foto gesehen hätte, das König mir gegeben hatte. Er hatte mir erzählt, Traudl Braunsteiner sei eine KGB Agentin. So wie ich Traudl kannte, schien mir das vollkommen absurd. Doch für jeden anderen - am allermeisten für ein Mitglied des CIC -, der das Foto sah, das in einem Wie ner Restaurant aufgenommen war und auf dem Traudl sich offensichtlich der Gesellschaft eines russischen KGB-Ober sten namens Poroschin erfreute, wäre die Sache vielleicht nicht ganz so klar gewesen.

    26
    Als ich in die Pension Caspian zurückkehrte, erwartete mich dort ein Brief von meiner Frau. Ich erkannte die enge, beinahe kindliche Handschrift auf dem billigen braunen Umschlag so fort, der, zwei Wochen lang auf Gedeih und Verderb einem planlosen Postverkehr ausgesetzt, zerknittert und verschmiert war. Ich stellte ihn auf das Kaminsims in meinem Wohnzim mer, starrte ihn eine Weile an und dachte an meinen Brief an sie, den ich zu Hause in Berlin auf dieselbe Weise auf dem Ka minsims deponiert und seinen herrischen Ton bedauert hatte.
    Seitdem hatte ich ihr lediglich zwei Telegramme geschickt: eines, um ihr zu sagen, daß ich heil in Wien angekommen sei, und ihr meine Adresse mitzuteilen; und das andere teilte ihr mit, der Fall könne sich unter Umständen ein wenig länger hinziehen, als ich ursprünglich angenommen hätte.
    Ich meine, ein Graphologe hätte Kirstens Schrift problem los analysieren und mich ziemlich leicht davon überzeugen können, die Schrift des inliegenden Briefes zeige, daß er von einer ehebrecherischen Frau verfaßt sei, die in der Gemüts verfassung sei, ihrem unaufmerksamen Ehemann zu sagen, daß sie, wenngleich er ihr zweitausend Dollar in Gold hinter lassen habe, trotzdem die Absicht habe, sich scheiden zu las sen und das Geld dazu zu benutzen, mit ihrem stattlichen amerikanischen Schätzchen in die Vereinigten Staaten auszu wandern.

    Ich starrte den ungeöffneten Umschlag noch immer mit ge wisser Beklommenheit an, als das Telefon läutete. Es war Shields. «Und wie geht es uns heute?» fragte er in seinem übergenauen Deutsch.
    «Es geht mir sehr gut, danke der Nachfrage », sagte ich und machte seine Sprechweise nach, was er jedoch nicht zu bemerken schien. «Womit genau kann ich Ihnen dienen, Herr Shields? »
    «Nun, angesichts der Tatsache, daß Ihr Freund Becker jetzt vor Gericht kommt, habe ich mich, offen gesagt, ge fragt, was für eine Art von Detektiv Sie sind. Ich fragte mich, ob Sie auf irgend etwas Neues gestoßen sind, das sich auf den Fall bezieht: ob Ihr Klient wohl für seine fünftausend Dollar eine Gegenleistung erhalten wird.»
    Er machte eine Pause und wartete auf meine Antwort, und als ich nichts sagte, fuhr er erheblich ungehaltener fort. «Also? Wie lautet die Antwort? Haben Sie den entschei denden Beweis gefunden, der Becker vor der Schlinge des Henkers bewahren wird? Oder wird er baumeln?»
    «Ich habe Beckers Zeugen gefunden, wenn Sie das meinen, Shields. Nur daß ich

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