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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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in einer Werbeagen tur annehmen. Lassen Sie hören.»
    « Gehen Sie mir aber nicht an die Gurgel, bevor ich fertig bin, in Ordnung? »
    Ich nickte kurz.
    « Gut. Fangen wir damit an, daß wir - die Leute von Crowcass - glauben, daß Becker an Lindens Ermordung un schuldig ist. Sehen Sie, die Waffe, die Linden tötete, wurde drei Jahre zuvor in Berlin benutzt, um einen anderen Mann zu töten. Die Ballistiker verglichen diese Kugel mit der, die Linden tötete, und stellten fest, daß beide aus der gleichen Waffe abgefeuert wurden. Für die Zeit des ersten Mordes in Berlin hat Becker ein ziemlich gutes Alibi: Er war in russi scher Kriegsgefangenschaft. Natürlich konnte er die Waffe in der Zwischenzeit erworben haben, aber ich bin noch nicht

    zum interessanten Teil gekommen, zu dem Teil, der mich wirklich wünschen läßt, Becker wäre unschuldig.
    Die Waffe war die Standardwaffe der SS, eine Walther P38.
    Wir überprüften die Listen der Seriennummern, die im Do cument Center aufbewahrt werden, und entdeckten, daß die Pistole zu einem ganzen Satz von Waffen gehörte, die an ranghohe Offiziere der Gestapo ausgegeben wurden. Diese spezielle Waffe erhielt Heinrich Müller. Es war eine vage Ver mutung, aber wir verglichen die Kugel, die Linden tötete, mit der, die den Mann tötete, den wir als Müller ausbuddelten, und wissen Sie was? Volltreffer! Wer immer Linden tötete, war möglicherweise auch derjenige, der einen falschen Mül ler einbuddelte. Begreifen Sie, Berni? Es war der beste An haltspunkt, den wir je hatten, daß Gestapo-Müller noch am Leben ist. Das bedeutete, daß er vielleicht vor nur wenigen Monaten hier in Wien gewesen sein und für die Org gearbei tet haben kann, zu deren Mitgliedern Sie nun gehören. Er ist vielleicht immer noch hier.
    Wissen Sie, wie wichtig das ist? Bedenken Sie doch, bitte.
    Müller war der Baumeister des Nazi-Terrors. Zehn Jahre lang herrschte er über die brutalste Geheimpolizei, die die Welt je kannte. Dieser Mann war beinahe so mächtig wie Himmler selbst. Können Sie sich vorstellen, wie viele Men schen er gequält haben muß? Wie viele Hinrichtungen er be fohlen haben muß? Wie viele Juden, Polen, ja sogar Deutsche er umgebracht haben muß? Berni, das ist Ihre Chance, dabei zu helfen, alle diese toten Deutschen zu rächen. Dafür zu sor gen, daß Gerechtigkeit geschieht.»
    Ich lachte verächtlich. « Ist das Ihre Vorstellung von Ge rechtigkeit, einen Mann für etwas hängen zu lassen, das er nicht getan hat? Verbessern Sie mich, wenn ich mich irre, Be linsky, aber ist das nicht Teil Ihres Plans: Becker über die Klinge springen zu lassen?»
    «Natürlich hoffe ich, daß es dazu nicht kommt. Aber wenn es notwendig ist, dann muß es sein. Solange die Militärpolizei Becker hat, wird Müller sich sicher fühlen. Und wenn das einschließt, Becker zu hängen, dann ja. Angesichts dessen, was ich über Emil Becker weiß, wird mir das keine schlaflosen Nächte bereiten.» Belinsky sah mir forschend ins Gesicht, um ein Zeichen der Zustimmung zu entdecken. «Kommen Sie, Sie sind ein Bulle. Sie wissen doch, wie solche Sachen laufen. Erzählen Sie mir nicht, Sie hätten noch nie einen Mann wegen einer Sache festgenagelt, weil Sie sie einem anderen nicht nachweisen konnten. Es gleicht sich alles aus, das wissen Sie.»
    «Gewiß habe ich das getan. Aber nicht, wenn das Leben eines Menschen auf dem Spiel stand. Ich habe nie mit dem Leben eines Menschen Spielchen gespielt.»
    «Vorausgesetzt, Sie helfen uns, Müller zu finden, sind wir bereit, die Sache mit Becker zu vergessen.» Die Pfeife stieß ein kurzes Rauchsignal aus, was auf eine wachsende Unge duld Belinskys hinzudeuten schien.
    «Verstehen Sie doch. Alles, was ich vorschlage, läuft dar auf hinaus, daß sie anstelle von Becker Müller auf die Ankla gebank bringen.»
    «Und wenn ich Müller finde, was dann? Er wird's nicht zulassen, daß ich reinmarschiere und ihm Handschellen an lege. Wie soll ich ihn herbeischaffen, ohne daß mir mein Kopf weggeblasen wird? »
    «Das können Sie mir überlassen. Alles, was Sie zu tun ha ben, ist, exakt festzustellen, wo er ist. Rufen Sie mich an, und mein Team wird den Rest erledigen.»
    «Wie soll ich ihn erkennen? »
    Belinsky griff hinter den Sitz und brachte eine billige Le deraktentasche zum Vorschein. Er zog den Reißverschluß auf und holte einen Briefumschlag heraus, dem er ein Paß foto entnahm. «Das ist Müller», sagte er. «Offenbar spricht er mit einem auffallenden Münchner

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