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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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wie der Porsche klang. Aber wir hatten den Porsche doch gar nicht mehr, oder? Ich konnte ihn immer noch vor mir sehen, wie er von dieser Bergstraße segelte und tief unten in der Schlucht verbrannte. Das war höchst verwirrend. Konnte das da draußen trotzdem Bernie sein, der im Porsche angefahren kam? Das laute Auto fuhr weiter, das Motorengeräusch wurde immer leiser, bis es schließlich ganz weg war. Ich erhob mich, fing an, an der Tür zu kratzen. Ich kratzte so laut, dass ich beinahe das Klingeln des Telefons überhörte.
    Ich rannte den Flur hinunter ins Büro, stand vor dem Schreibtisch und sah zu, wie das Telefon klingelte. Klingel, klingel, und dann eine Stimme, eine Stimme, die ich kannte und mochte. »B ernie? Suzie hier. Nehmen Sie bitte ab, wenn Sie da sind. Ich muss dringend mit Ihnen reden. Hm … äh … ich habe einen Fehler gemacht, Bernie, und ich hoffe, dass, äh … na ja, rufen Sie mich doch an, wenn Sie Zeit haben, Bernie, bitte.«
    Ich sprang hoch und stieß das Telefon vom Schreibtisch. Das ganze Ding – Basisstation, Hörer, Kabel – fiel auf den Boden und landete hinter dem Schreibtisch. Und von dort hörte ich Suzie.
    »B ernie? Sind Sie da? Sind Sie das?«
    Ich bellte.
    »C het?«
    Ich bellte und bellte. Suzie! Suzie!
    »C het? Geht es dir gut?«
    Ich bellte immer weiter. Nach einem Moment hörte ich ein Klicken und weg war Suzie. Ich quetschte mich unter den Schreibtisch, kroch auf die blinkenden Lichter des Telefons zu. Jetzt sprach eine andere Frau, nicht Suzie, ihre Stimme war unangenehm, keine Freundin von meinesgleichen, das hörte ich gleich. »W enn Sie einen Anruf tätigen wollen, legen Sie bitte auf und wählen Sie erneut.« Ich bellte sie an. »W enn Sie einen Anruf tätigen wollen, legen Sie bitte auf und wählen Sie erneut.« Ich bellte lauter. Sie sagte es noch ein paarmal, das mit dem erneut Wählen, und ich wurde immer wütender. Dann fing das Telefon an zu piepsen, ein schnelles, hohes Piepsen, das mir in den Ohren wehtat. Ich schlug mit meiner Vorderpfote nach dem Telefon, aber es piepste einfach weiter, unerträglich.
    Ich verließ das Büro, lief erneut durchs Haus, ein dunkles Haus, kein einziges Licht war an. Ich konnte mich nicht beruhigen, nicht mit diesem Rote-Bete-Geruch in der Luft und dem ständigen Piepsen. In der Waschküche fand ich eine alte Ledersandale von Bernie und zerkaute sie. Ich bellte wieder, dachte, ich würde außer dem Piepsen noch etwas hören, wurde still. War das eine Sirene? Ja, eine Sirene, weit entfernt. Ich wartete darauf, dass sie lauter werden würde, aber das wurde sie nicht. Stattdessen wurde sie leiser, und dann war es wieder still bis auf das Piepsen, und Iggy ein-, zweimal. Dann war auch er still. Iggy war mein Kumpel. Er wollte mir helfen, konnte es aber nicht. Armer, alter Iggy. Ich stand auf und kratzte wieder an der Haustür. Was sollte ich sonst auch tun? Ich kratzte und kratzte, ohne etwas zu erreichen. Dann überkam mich eine vage Erinnerung, eine Erinnerung an einen Film, den ich zusammen mit Bernie gesehen hatte, vielleicht mit Rin Tin Tin, in dem Rinty ganz allein eine Tür am Türknauf geöffnet hatte. Hatte Bernie nicht sogar gesagt: »D as sollten wir auch mal üben«?
    Aber wir hatten es nicht geübt. Wie hatte Rinty das gemacht? Ich ließ meine Pfoten von der Stelle, wo ich gekratzt hatte, bis zum Türknauf gleiten; er schimmerte schwach im Licht der Straßenlaterne an der Ecke. Ich kratzte am Türknauf, zuerst mit der einen Pfote, dann mit der anderen. Nichts passierte. Ein Knauf war dazu da, dass er sich drehte; ich hatte so oft gesehen, wie sie sich drehten, aber der da tat es einfach nicht. Ich kratzte und kratzte, immer schneller, hörte ein Knurren, das mich kurz erschreckte, bis mir klar wurde, dass es von mir kam. Nach einer Weile ließ ich mich auf alle viere nieder, um mich kurz auszuruhen, und ich wollte mich gerade wieder aufrichten und es noch einmal probieren, als ich auf der Straße ein Auto hörte.
    Es näherte sich. Ich hörte das Quietschen, das Autos manchmal von sich gaben, wenn sie anhielten. Dann war eine Weile nur der Motor zu hören – erkannte ich diesen ganz speziellen Motor? – und dann Stille. Aber nur einen Moment lang; eine Autotür öffnete und schloss sich, und dann waren Schritte auf dem Weg zum Haus zu hören. Erkannte ich diese Schritte? Ich glaubte schon.
    Jemand klopfte an die Tür. »B ernie? Sind Sie da?« Es war Suzie.
    Ich bellte.
    »C het?«
    Der Knauf drehte sich. Die

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