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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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möchte wirklich kein Mensch sein.
    Janie schrieb etwas auf ein Post-it – Bernie hatte damit das Büro tapeziert, bevor die Tafel auftauchte – und klebte es an die Innenseite der Tür. »O kay, Chet.« Sie tätschelte mich freundlich und ganz sanft. »P ass gut auf dich auf, ja?« Janie machte die Tür hinter sich zu und ging weg. Ich hörte, wie ihr Transporter angelassen wurde, und dann verlor sich das Geräusch. Iggy bellte immer noch.
    Ich trabte um die Ecke in die Küche. Nach einem Besuch im Hundesalon war ich oft ein bisschen hungrig, auch außerhalb der Essenszeit. Ich fragte mich, ob in meinem Napf noch etwas vom Frühstück übrig sein mochte – war das schon jemals passiert? –, als ich plötzlich den Geruch von Fremden wahrnahm. Und nicht irgendwelche Fremde, sondern Fremde, die unter anderem nach gekochter Roter Bete rochen. Ich gab ein lautes Bellen von mir, das im ganzen Haus widerhallte und so wild klang, dass ich selbst ein wenig erschrak. Ich bellte ein zweites Mal, noch lauter. Danach lief ich von Zimmer zu Zimmer, weiter bellend, und spürte, wie sich das Fell auf meinem Rücken sträubte.
    Alles sah normal aus: die Küche, der leere Fressnapf, das Esszimmer, das nie benutzt wurde, das Wohnzimmer mit dem großen Fernseher, wo wir uns Filme ansahen, Bernie und ich, das große Schlafzimmer, wie immer ein einziges Durcheinander, Charlies Zimmer, wo man angeblich vom Boden essen konnte, wobei man das eigentlich von jedem Boden konnte, wenn denn mal etwas darauf zu finden war. Aber normal, das war der springende Punkt, alles völlig normal. Dann ging ich ins Büro.
    Etwas stimmte nicht, und das war nicht nur der Geruch der Rote-Bete-Fremden, der hier stärker als im übrigen Haus war. Was war es, was stimmte nicht? Ich lief hierhin und dorthin, schnüffelte und bellte. Es dauerte eine Weile, aber dann sah ich es: Dort, wo sonst die Tafel an der Wand hing, war jetzt eine leere Stelle, die Farbe heller als die übrige Wand. Ich schnüffelte noch mal, roch Bernies Geruch, versteht sich, der aber beinahe überdeckt wurde von dem der Rote-Bete-Fremden.
    O nein. Bernie war weg.
    Ich raste in einem fort bellend durch das Haus. Sämtliche Türen waren geschlossen und auch alle Fenster, weil jetzt endlich die Klimaanlage lief, nachdem es richtig heiß geworden war. Ich konnte nicht raus! Bernie! Ich warf mich gegen die Haustür. Ich hatte einmal gesehen, wie Bernie eine Tür eingetreten hatte, aber unsere gab nicht nach, knarzte nicht einmal. Ich versuchte es noch einmal mit aller Kraft. Das Einzige, was passierte, war, dass Janies Post-it von der Tür fiel. Es flatterte auf die Seite und verschwand hinter dem Stapel Altpapier.
    Bernie!

Kapitel 29
    Nacht. Ich war völlig außer mir. Ich raste durch das Haus, sah in allen Zimmern nach und sah noch einmal nach, blieb nur stehen, wenn ich etwas hörte oder dachte, dass ich etwas hörte, und wenn ich tatsächlich etwas hörte, stellte sich immer heraus, dass gerade ein Auto vorbeifuhr oder hoch oben ein Flugzeug weit übers Haus flog oder Iggy wieder bellte. Schlimmer noch, ich hatte es nicht mehr ausgehalten, trotz aller guten Vorsätze, und mich schließlich zu meiner allergrößten Beschämung neben dem Klo in dem kleinen Bad in der Diele erleichtert.
    Bernie. Wo bist du? Irgendetwas Schlimmes war passiert – ich spürte es. Die Rote-Bete-Fremden waren gekommen, und jetzt war Bernie weg und die weiße Tafel auch. Bernie weg – weg und womöglich in Schwierigkeiten –, und ich konnte nicht raus, konnte mich nicht auf die Suche nach ihm machen. Ich, der ich für die Sicherheit verantwortlich war. Plötzlich stand ich wieder vor der Haustür, warf mich dagegen, wieder und wieder, zwecklos. Bernie hatte vor nicht allzu langer Zeit, als wir im Büro arbeiteten, von Ergebnissen geredet. Was hatte er gesagt? Ich hatte keine Ahnung. Ich bellte und bellte, ein wildes Bellen, das durchs ganze Haus hallte, aber es half nichts. Dann – was war das? Ich lauschte mit aufgestellten Ohren.
    Aber es war nur Iggy. Kläff, kläff, kläff. Ich bellte nicht einmal zurück. Was konnte der arme alte Iggy schon tun? Meine einzige Hoffnung war – was? Was war meine einzige Hoffnung? Dann wusste ich es: Sie war, dass Bernie zurückkommen würde, durch diese Tür. Vielleicht jetzt? Ich beobachtete die Tür, wandte keinen Blick davon, bereit, auf ihn zuzuspringen. Die Tür öffnete sich nicht. Nach einer Weile fuhr ein Auto die Straße hoch, ein lautes Auto, das ein bisschen

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