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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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an der Schulter. Er drehte sich ein bisschen, drehte sich weiter, zu mir herum, und stach mit dem Messer nach mir. Ich spürte, wie die Klinge durch mein Fell fuhr, aber ich achtete nicht darauf und bohrte meine Zähne in sein Bein. Er grunzte und ließ das Messer fallen. Es fiel klappernd auf den Asphalt, sprang in die Höhe und rutschte durch einen von diesen Gullydeckeln. Ich wirbelte herum, versuchte den Mann umzuwerfen. Er griff in seine Tasche, und als er die Hand wieder herauszog, lag etwas aus Metall darin. Ein Blitz zuckte in meine Richtung. Dann fing alles an zu verschwimmen.
    Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass er rannte, an der Reihe von Autos entlang. Er sprang in eines davon. Ich rannte ihm nach. Das Auto fuhr an. Ich lief daneben her, die ganze Zeit bellend, mächtig sauer. Er sah aus dem Fenster und riss das Lenkrad nach links. Ich spürte einen heftigen Schlag und segelte davon.
    »C het? Chet?«
    »R ufen Sie nach Ihrem Hund, Mister? Ich glaube, er ist hier.«
    Ich lag auf dem Asphalt, mir war nicht besonders gut. Ein Junge starrte auf mich herunter. Bernie kam angespurtet. Ich rappelte mich hoch – er sollte mich auf keinen Fall so sehen. Ganz schön anstrengend. Eines meiner Vorderbeine versagte mir den Dienst. Ich humpelte zu Bernie.
    »O h Gott.« Bernie kniete sich hin und nahm meinen Kopf zwischen seine Hände. »W as ist passiert?«
    Der Junge kam näher. »I ch glaube, er wurde von einem Auto angefahren.«
    »V on einem Auto?« Bernie klang erschrocken. Er sah sich um. »W as für ein Auto?«
    »E in blaues«, sagte der Junge. »I hr Hund ist hinter ihm hergerannt.«
    »H inter dem Auto hergerannt?«
    »J a, und dann sind sie zusammengekracht. Vielleicht hat der Mann ihn ja gar nicht gesehen. Ich glaube jedenfalls, dass es ein Mann war.«
    »W ie sah er aus?«
    »I ch weiß nicht genau.«
    »W eißt du, was für ein Auto es war?«
    »I ch habe nur gesehen, dass es blau war.«
    Bernie strich über mein Fell, ganz sanft. »M ein Gott, er blutet ja.« Ich sah an seinem Blick, wie aufgebracht er war.
    Ich leckte mir das Blut von der Schulter. Nicht viel, keine große Sache. Es überdeckte den metallischen Geschmack von dem Blut des hässlichen Kerls in meinem Maul.
    »H ast du gesehen, was mit meinem Auto passiert ist?«, fragte Bernie.
    »I hr Auto?«, fragte der Junge.
    »D a drüben.« Bernie stand auf und machte Anstalten, mich hochzuheben. Das kam ja gar nicht in Frage. Ich wich zurück. »D ann komm«, sagte er.
    Wir gingen zum Porsche, Bernie, der Junge und ich. Ich humpelte fast gar nicht.
    »K rass«, sagte der Junge. »J emand hat Ihre Reifen zerstochen.« Er sah zu der Stelle, wo ich zusammengefahren worden war. »G lauben Sie, es war derselbe Typ?«
    Bernie nickte. Er gab dem Jungen seine Karte. »R uf mich an, wenn dir noch was einfällt.«
    »H ey«, sagte der Junge. »S ie sind ein echter Privatdetektiv?«
    Der Junge ging weg. Bernie machte ein paar Anrufe – Abschleppwagen, Versicherung, Tierärztin. Tierärztin? Nicht mit mir. Ich lief zu dem Gully und fing an zu bellen.
    »K omm schon, Chet.«
    Ich bellte und bellte.
    »H ör auf damit. Du gehst zur Tierärztin und damit basta.«
    Bernie! Schau doch mal in den Gully!
    Aber er tat es nicht. Als der Abschleppwagen kam, hielt mir Bernie die Tür auf. Ich kletterte hinein, vielleicht nicht mit derselben Leichtigkeit wie sonst.
    »G eht ’ s, alter Junge?«
    »H ey«, sagte der Abschleppwagenfahrer. »K lasse Hund.«
    »K ann man wohl sagen«, erwiderte Bernie.
    Wir bekamen neue Reifen – von der Steuer absetzbar, was immer das bedeutete, Bernie machte jedenfalls kein erfreutes Gesicht – und fuhren zur Tierärztin. Sie hieß Amy, eine große dicke Frau mit einer netten Stimme und vorsichtigen Händen, aber ich fing immer an zu zittern, kaum dass ich im Wartezimmer saß, auch dieses Mal.
    »W as ist denn mit dir passiert, mein armer Kleiner?«, fragte sie.
    Sie legten mich auf einen Tisch. Ich spürte einen kleinen Stich, und dann spürte ich fast nichts mehr. Amy machte sich an mir zu schaffen.
    »S eltsame Wunde für einen Autounfall«, sagte sie.
    »A ch ja?«, sagte Bernie.
    »S ieht eher wie ein Schnitt aus«, sagte Amy. »V ielleicht hat ihn irgendeine Chromleiste erwischt.«
    Chromleiste? Kannte ich dieses Wort? Ich glaubte nicht. Aber ich bekam nicht mehr viel mit. Ich lag einfach nur still auf dem Tisch. Ihre Münder bewegten sich, Bernies und Amys, und ein sanftes Stimmengewirr hüllte mich ein. Das

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