Bernie und Chet
groß.« Sie steckte den Daumen in den Mund. Wenn ich einen hätte, würde ich das auch zu jeder sich bietenden Gelegenheit tun.
»E r heißt Chet«, sagte Bernie. »E r mag Kinder.«
»D arf ich ihn streicheln?«
»K lar.«
Sie streckte die Hand aus und berührte meine Schnauze so zart, dass ich es kaum spürte. »E r hat eine kalte Nase.«
Aus dem Haus war die Stimme einer Frau zu hören. »K ayleigh? Was tust du …?« Die Frau tauchte auf. Sie trug einen Morgenmantel und hatte Lockenwickler in den Haaren und irgendein grünes Zeug im Gesicht.
»C het!«
Huch. Da hatte ich doch glatt geknurrt. Das war böse, aber sie war wirklich furchteinflößend.
Die Frau packte Kayleigh und zog sie weg. »W as wollen Sie?«, fragte sie.
»I ch heiße Bernie Little.« Er gab ihr seine Karte. »I ch bin Privatdetektiv und würde gerne mit Tim sprechen.«
»P rivatdetektiv? Meinen Sohn?«
»J a, Ma ’ am. Hier wohnt doch Tim Fletcher? Es gibt da ein kleines Problem auf der Heavenly Valley High, und Ihr Sohn weiß vielleicht etwas, das uns weiterhelfen könnte.«
»P roblem? Tim hat von keinem Problem erzählt.«
»E r schläft immer ganz lange«, sagte Kayleigh.
»K ayleigh«, sagte ihre Mutter, »g eh bitte rauf in dein Zimmer.«
»W ill aber nicht.«
»I ch sage ja nicht, dass dieses Problem unmittelbar etwas mit Tim zu tun hat«, sagte Bernie. »E s hängt mit dem Bogenschützenverein zusammen.«
»I st jemand verletzt worden?«, fragte die Frau. »M it einem Pfeil?«
Kayleigh machte große Augen.
»N icht, dass ich wüsste«, sagte Bernie. »N och nicht. Aber wir wollen doch nicht, dass etwas passiert, oder? Denken Sie nur an die Haftung und all diese Sachen.«
Die Frau kaute auf ihrer Lippe herum. Bernie schaffte das immer wieder, besonders bei Frauen. Es bedeutete, dass wir gleich einen Schritt weiter sein würden. »I ch wecke ihn«, sagte sie. »W arten Sie doch bitte …« Sie sah sich um. Vermutlich wollte sie sagen, dass wir draußen warten sollten, aber in diesem Moment hielt der Laster eines Gärtners auf der anderen Straßenseite. »… in der Küche.« Wir machten uns auf den Weg. »E inen Moment. Sie wollen den Hund mit reinnehmen?«
»E r ist ein ausgebildeter Polizeihund«, sagte Bernie.
»C het«, sagte Kayleigh. »E r hat eine kalte Nase.«
Wir warteten in der Küche, Bernie am Tisch, ich am Fenster. Ich hörte Stimmen von oben. Bernie stand auf, öffnete den Kühlschrank, musterte kurz den Inhalt. So war Bernie, stets auf der Suche nach Informationen. Er saß wieder auf seinem Stuhl, bevor die Frau zurückkehrte, im Schlepptau einen großen Jungen in Boxershorts und T-Shirt. Er hatte zerzauste Haare und verschlafene Augen.
»D as ist mein Sohn Tim«, erklärte die Frau.
»H allo Tim«, sagte Bernie. »S etz dich, bitte.«
Tim setzte sich. Es gab mal eine Phase, da hatten wir, Bernie und ich, uns ständig Filme mit Zombies angesehen. Genauso bewegte sich Tim. Er bemerkte mich und sah verwundert drein.
»M rs Fletcher?«, sagte Bernie. »E s wäre hilfreich, wenn wir allein mit Tim sprechen könnten. Es wird nur ein paar Minuten dauern.«
»A llein? Warum?«
»V erfahrensregel.« Er zuckte hilflos mit den Achseln, als er das sagte, was so viel bedeuteten sollte wie: dumm, ich weiß, aber was soll man machen? Da müssen wir beide durch. Bernie hätte einen tollen Schauspieler abgegeben; zumindest hatte das seine Mutter gedacht. Bei Gelegenheit werde ich auf sie zurückkommen.
Die Frau blinzelte und wandte sich zur Tür. »R uf mich, wenn du mich brauchst, Tim.«
Tim grunzte etwas. Er sonderte starke Gerüche ab. Ich hielt Abstand.
Bernie lächelte Tim an, ein Lächeln, das freundlich wirkte, wenn man ihn nicht kannte. »W ie ich sehe, hat deine Mutter Kaffee gekocht. Willst du welchen?«
Tim schüttelte den Kopf.
»I st das dein Mustang in der Einfahrt?«
Tim grunzte.
»K lasse Auto. Ich hatte auch einen, als ich so alt war wie du. Wie weit bist du – in der Abschlussklasse?«
Tim nickte.
»A n der Heavenly Valley High?«
Neuerliches Nicken.
»S chon Pläne für das nächste Jahr?«
Tim zuckte die Achseln.
»D ir hängt diese Frage bestimmt schon zum Hals raus.«
Tim sah Bernie einen Moment lang an, dann ergriff er das erste Mal das Wort. »I ch habe eine vorläufige Zusage von der Universität von Arizona.«
»G ratulation«, sagte Bernie. »G ute Uni. Du hast vier der besten Jahre deines Lebens vor dir, das garantiere ich dir – solange du nicht im Kittchen
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