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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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Zittern hörte bald auf. Ich fühlte mich gar nicht mal so schlecht.

Kapitel 6
    Wir saßen im Fernsehzimmer, Bernie mit seinem Laptop auf dem Sofa, ich auf dem Fernsehsessel, das verletzte Bein auf einem Kissen. Es lief Der Hund von Baskerville. Ich hatte den Film schon mehrmals gesehen, öfter, als ich zählen konnte – also bis zwei in meinem Fall, zum Beispiel Bernie und ich –, aber dass sich die Leute beim Heulen des Hundes vor Angst beinahe in die Hose machten, war immer wieder schön.
    Wenn ich doch auch so heulen könnte … hey!, vielleicht konnte ich es ja?
    »C het, bitte. Das machst du jedes Mal bei dieser Szene.«
    Echt?
    Er klapperte auf seiner Tastatur. »I ch versuche mich zu konzentrieren. Wie es aussieht, besuchen drei Tims oder Timothys die Abschlussklasse der Heavenly Valley High.« Klapper, klapper. »U nd einer von ihnen ist im Bogenschützenverein. Tim Fletcher.« Er warf mir einen Blick über den Bildschirm seines Laptops zu. »I st dir klar, was das bedeutet?«
    Ich hatte nicht den Schimmer einer Ahnung.
    Bernie nahm das Telefon. »S ergeant Torres von der Vermisstenabteilung, bitte.« Er sah mich noch einmal an und flüsterte: »W ie geht ’ s dir?«
    Mir? Besser denn je. Der Hund von Baskerville heulte wieder, und Sherlock Holmes machte ein nachdenkliches Gesicht. Was für ein Heulen!
    »C het, bitte, hör auf damit! Oh, hi, Rick, nein, nein, ich habe nur mit meinem … also, ich rufe wegen dieser Frau an, Cynthia Chambliss. Hat sie sich wegen ihrer Tochter bei dir gemeldet?« Er hörte zu. »R ick? Soweit ich weiß, heißt sie Madison, nicht Meredith.« Er hörte erneut zu. »J a, ich glaube auch, dass sie wieder auftaucht. Nur eine Kleinigkeit gibt mir zu denken. Du weißt von ihrem ersten Verschwinden, bei dem sich herausstellte, dass sie gar nicht verschwunden war?« Wieder zuhören. Dann fing Bernie an, von dem ersten Verschwinden zu berichten. Im Fernseher rauchte Sherlock Holmes eine Pfeife. Wie das wohl sein mochte, eine Pfeife rauchen? Plötzlich hatte ich Lust darauf, dass Bernie sich eine Zigarette anzündete. Das war schlecht von mir, stimmt, aber es roch so gut.
    »D ie Sache ist die, Rick: Madison wurde an diesem Abend in der Mall gesehen, aber sie ist nicht ins Kino gegangen, obwohl sie an der Kasse anstand. Laut meiner Zeugin – eine Kassiererin, die sie anhand eines Fotos identifiziert hat – tauchte ein junger Mann auf, und nachdem sie ein paar Worte gewechselt hatten, gingen sie miteinander weg. Und genau das, dass sie von der Kinokasse wegging, kommt mir komisch vor. Ich denke, wir sollten herausfinden, wer der Typ war.« Ich konnte die Stimme am anderen Ende der Leitung hören, sehr leise, unwillig. »G ut, dann kümmere ich mich selbst darum«, sagte Bernie. »I n der Zwischenzeit würde ich sie an eurer Stelle auf die Vermisstenliste setzen. Ja, ich weiß, das widerspricht dem, was ich … aber …«
    Bernie legte auf. Er stand auf, öffnete die Schiebetür, trat auf die Terrasse. Unter einem Stuhl entdeckte er eine zusammengeknüllte Zigarettenschachtel. Er fummelte darin herum und fischte eine Zigarette heraus, warf mir einen schuldbewussten Blick zu. Der arme Bernie. Das Rauchen tat ihm nicht gut, auch wenn ich nicht genau wusste, warum; dabei genoss er es. Merkwürdige Sache. Er klopfte seine Taschen ab. Ich wusste, was das bedeutete: Streichhölzer. Ich entdeckte ein Heftchen auf dem Sofa, sprang von dem Fernsehsessel und …
    Oh. Mein Bein. Hatte ich komplett vergessen. Aber – so schlimm war es auch wieder nicht. Ich ging zum Sofa, schnappte mir die Streichhölzer, brachte sie nach draußen.
    »C het! Du sollst doch nicht – hey. Was hast du denn da?« Er nahm die Streichhölzer. »G uter Junge.« Er tätschelte mich. Wir setzten uns draußen hin, Bernie rauchte, blaue Rauchfahnen wehten mir um die Nase, die Nacht brach herein. Bernie nahm einen tiefen Zug. »W illst du wissen, was ich denke?«
    Ich wollte.
    »W ir sollten diesen ersten Abend rekonstruieren, an dem sie nicht verschwunden war, und herausfinden, was passiert ist, wohin sie gegangen ist, mit wem und warum. Vielleicht liegt da der Hase im Pfeffer.« Es war nicht ganz einfach, ihm zu folgen, und ich gab es mehr oder weniger auf, aber der Schluss ließ mich aufhorchen. Ich hätte nämlich auch gerne gewusst, wo Hasen so liegen, aber dass das im Pfeffer sein sollte? Wie kamen sie nur in diese kleinen Gläschen? Während ich mich noch mit dieser Frage herumquälte, merkte ich plötzlich, dass

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