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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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Ich wusste, was das war: eine Mine. Bernie stand auf alte verlassene Minen in der Wüste. Wir hatten jede Menge erkundet, und eins wusste ich – da drin war es kühl. Daran musste ich dauernd denken, während es immer heißer und heißer wurde.
    Die Sonne ging hinter dem Hügel unter. Die Luft wurde kühler, aber das half nichts gegen meinen Durst. Meine Zunge fühlte sich dick und trocken an, wie irgendein fremdes Ding, das gar nicht zu mir gehörte. Lange Schatten breiteten sich aus. Der Himmel wurde dunkler.
    Plötzlich roch ich Wasser, ein frischer, wunderbarer Geruch mit einem Hauch von Felsen und Metall. Gleich darauf hörte ich Schritte. Ich stand auf.
    Mr Gulagow bog um die Ecke der Scheune. Er trug eine große Schüssel. Wasser schwappte über den Rand. Vor dem Käfig blieb er stehen, stellte die Schüssel auf den Boden. Wenn ich die Zunge durch das Gitter streckte, wäre ich beinahe hingekommen; es stand nur ein klitzekleines Stück zu weit weg.
    Er sah auf mich herunter. »H allo, Stalin. Wie geht ’ s, wie steht ’ s?«
    Ich reagierte kein bisschen, bewegte keinen Muskel, gab keinen Mucks von mir. Mein Name war nicht Stalin.
    »D u und ich, wir werden gute Freunde werden, Stalin«, sagte Mr Gulagow. »E s ist ein wenig heiß hier draußen. Hast du Durst?«
    Ich rührte mich nicht.
    »H ier ist Wasser. In dieser alten Mine gibt es eine Quelle mit schönem kaltem Wasser.« Er stieß mit dem Fuß gegen die Schüssel; eine kleine Welle schwappte über den Rand. »W illst du schönes kaltes Wasser? Ich kann es näher zu dir schieben, kein Problem. Du musst nur eine Kleinigkeit tun – sitz.« Er machte eine Pause. »F ertig? Stalin, sitz.«
    Ich blieb stehen.
    »S itz.«
    Ich richtete mich ein bisschen höher auf.
    »E nttäusch mich nicht, Stalin. Du bist doch bestimmt abgerichtet worden. Du weißt doch, was ›S itz‹ bedeutet.«
    Was ich wusste, ging nur Bernie und mich etwas an.
    »E ins wirst du bei mir schnell lernen – Ungehorsam lasse ich nicht durchgehen. Und ich gewinne immer.« Seine Stimme wurde lauter und sein Gesicht röter. »S itz! Sitz! Sitz, du dämlicher Köter!«
    Vergiss es.
    Mr Gulagow stieß die Wasserschüssel um und stapfte davon. Als er weg war, streckte ich meine Zunge durch das Gitter und leckte etwas von der feuchten Erde auf.

Kapitel 10
    Ich legte mich hin, die Zunge hing mir aus dem Maul. Ich fing an zu hecheln, konnte nicht mehr damit aufhören. Ich erinnerte mich an das eine Mal, als ich Schnee gesehen hatte. Das war bei einem Ausflug gewesen, den Bernie und ich in die Berge unternommen hatten, ich weiß nicht mehr genau, wo. Erst waren wir lange mit dem Auto gefahren. Dann waren wir losgegangen, immer höher hinauf, und plötzlich hatte so ein weißes Zeug auf dem Boden gelegen. Das war vielleicht eine Überraschung gewesen! Überall weißes Zeug. Ich war begeistert darin herumgesprungen.
    »S chnee, Chet«, sagte Bernie. »D as ist Schnee.«
    Ich hatte noch nie was von Schnee gehört. Ich schnupperte daran, probierte ihn, wälzte mich darin. Hu – davon bekam ich überall Gänsehaut. Bernie warf Schneebälle. Ich fing sie in der Luft. Sie zerplatzten auf meiner Schnauze. Ich rutschte herum, auf der Seite, auf dem Rücken, kreuz und quer. Wir hatten einen Mordsspaß, und danach, auf dem Weg nach unten, kamen wir an einer Stelle vorbei, wo der Schnee zu Wasser geschmolzen war und als kleiner Bach zwischen ein paar Felsen entlangfloss – gurgelte, wie Bernie es nannte. Ich hielt meine Schnauze in den Bach. Das war das beste Wasser, das ich je in meinem Leben getrunken hatte. Jetzt musste ich wieder daran denken – ich konnte sogar an gar nichts anderes mehr denken –, in dem Käfig hinter Mr Gulagows Scheune, und ich hörte auf zu hecheln.
    Es war schon ziemlich dunkel, aber noch nicht ganz, als ich sie zurückkommen hörte. Ich stand auf, fühlte mich ein bisschen komisch, nicht ganz bei mir. Dieses Mal waren es Boris und Mr Gulagow, und keiner von ihnen hatte Wasser dabei.
    »W ow«, sagte Boris. »S eine Zunge sieht aus wie Holzscheit.«
    »D as ist nicht so wichtig«, sagte Mr Gulagow und wedelte mit der Hand. Das wenige Licht, das es noch gab, fing sich in den großen Ringen an seinen Fingern. »H unde können tagelang ohne Wasser auskommen.«
    »I ch dachte, das ist bei Kamele«, sagte Boris.
    Mr Gulagow blieb stocksteif stehen. »S oll das ein Scherz sein?«
    »O nein, Sir. Kein Scherz.«
    »A usgezeichnet«, sagte Mr Gulagow. »H umor ist etwas

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