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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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Pfote gegen den Zaun. Der Dackel wachte nicht auf. Ich drehte mich zu dem Käfig auf der anderen Seite. Dort lag ein Spanielweibchen, eine dicke Fliege summte um ihre Schnauze herum. Spaniels mochte ich auch: Bernie sagte, von einem Spaniel hätte Iggy ebenfalls etwas. Ich ging hinüber, schlug mit der Pfote gegen den Käfig. Das Spanielweibchen öffnete die Augen, sah mich kurz an und schloss sie dann wieder.
    Die Tierheimfrau kam mit einem Napf Trockenfutter und einem Napf Wasser zurück. »H ier, bitte schön«, sagte sie. Dann ging sie wieder und schloss die Maschendrahttür hinter sich. Ich trank Wasser, das Hundefutter ließ ich stehen, hatte keinen Hunger. Ich lief wieder ein bisschen herum, dann ging ich hinaus. Der Dackel war nicht mehr da. Ich legte mich hin. Die Sonne wanderte über den Himmel, die Schatten wurden länger. Es wurde Nacht. In der Ferne hörte ich das Brummen von Motorrädern.
    Ich träumte vom Meer. Ich war sogar schon einmal am Meer gewesen, nachdem wir einen Fall gelöst hatten, an den ich mich nicht mehr erinnerte, außer daran, dass ich den Bösewicht am Hosenbein gepackt hatte. Aber ans Meer erinnerte ich mich gut. Diese Wellen! Wir hatten Bodysurfing gemacht, Bernie und ich, wir waren ins Wasser gesprungen und hatten uns von den Wellen tragen lassen, ein Riesenspaß, vor allem, nachdem ich damit aufgehört hatte, ihn dauernd ans Ufer ziehen zu wollen, und auch damit, das Wasser zu trinken, weil mir davon nur schlecht wurde. Eine Welle nach der anderen rollte heran. Bernie hatte ununterbrochen gelacht. Er lernte am Strand eine Frau kennen, und er schien sie zu mögen. Während er die ganze Zeit redete, wandte die Frau keinen Blick von dem langen Rotzfaden, der ihm aus der Nase hing; grüner Rotz, glaube ich, aber Bernie sagte immer, wenn es um Farben ginge, könnte man sich nicht auf mich verlassen.
    Ich wachte auf, hungrig, aber ausgeruht, ich fühlte mich gut, bereit, den Tag zu beginnen. Dann sah ich, wo ich war. Mein Schwanz sank sofort nach unten. Ich stellte ihn auf, verließ den Raum, ging hinaus in den Käfig. Das Spanielweibchen lag immer noch an derselben Stelle, ihre Augen offen. Dieses Mal wedelte sie mit dem Schwanz, nur ein ganz kleines bisschen. Ich wedelte zurück. Fliegen schwirrten um sie herum.
    Ich drehte mich zu dem Käfig auf der anderen Seite, der Dackelseite, aber der Dackel war nicht mehr da. Stattdessen lief dort jetzt ein Mischling, ungefähr meine Größe, auf und ab. Er sah mich und ging sofort auf mich los, ohne eine Sekunde zu zögern. Vielleicht hatte er den Zaun nicht bemerkt. Er wurde zurückgeworfen, landete auf der Seite, rappelte sich mit einer merkwürdigen Verrenkung wieder hoch und starrte mich sabbernd an. Ich ging zurück in mein Zimmer, drehte mich ein paarmal im Kreis und legte mich hin. Hier gefiel es mir nicht.
    Fressen wurde gebracht – es war ganz in Ordnung. Mein Wassernapf wurde gefüllt. Ein Mann führte mich hinter dem Gebäude spazieren. Da gab es zwar keine Bäume, aber er ließ mir jede Menge Zeit, mein Geschäft zu erledigen. Alle in dem Tierheim waren nett. Also: keine Klagen. Aber es gefiel mir trotzdem nicht.
    Ein Mann mit einem Klemmbrett kam vorbei, sah zu mir herein. »H ey«, rief er jemandem zu. »Z ählt der erste Tag auch?«
    »J a«, rief jemand zurück.
    »O bwohl es keine vollen vierundzwanzig Stunden waren?«
    »N eue Vorschrift.«
    »A lso bleiben ihm noch …« Der Mann schrieb irgendetwas mit seinem Stift auf und ging wieder weg. Er ließ einen Geruch zurück, den ich unangenehm fand. Ich schloss die Augen und döste weg – kein erholsamer Schlaf, sondern von der Art, die ich nicht mag: schlafen, weil es sonst nichts zu tun gibt.
    »W ie wär ’ s mit dem hier?«
    Ich öffnete die Augen. In dem Flur vor meinem Raum standen ein paar Menschen und sahen mich durch den Zaun an: die Tierheimfrau plus das, was wie eine Familie aussah – Vater, Mutter, zwei Kinder.
    »Z u groß. Überleg bloß mal, was es kostet, den zu füttern.«
    »I ch finde ihn süß. Sieh doch mal, was er für lustige Ohren hat.«
    »I ch zahle das zusätzliche Futter von meinem Taschengeld. Bitte, Daddy, können wir ihn mitnehmen? Bitte!«
    »I ch denke darüber nach.«
    »S ie haben bis morgen früh Zeit«, sagte die Tierheimfrau. »B is neun.«
    Ich habe es nicht so damit, Pläne zu machen, aber in diesem Augenblick begann sich in meinem Kopf ein Plan zu formen. Schritt eins bestand darin, mit dieser netten kleinen Familie von hier zu

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