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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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Menge davon. Was für ein Ort war …?
    Der Motorradfahrer öffnete die Tür, und wir gingen hinein. Jetzt standen wir in einem kleinen Zimmer mit einem Tresen und einer Frau dahinter und außerdem noch vielen anderen Gerüchen, allesamt von Angehörigen meines Völkchens. Das hatte sich Bernie ausgedacht – er sagte immer, wir wären ein Völkchen von vielen in unserem Vielvölkerstaat.
    Die Frau blickte hoch. Ihr Lächeln verschwand, als sie den Biker sah.
    »K ann ich Ihnen helfen?«, fragte sie.
    Mein Motorradkumpel deutete mit dem Daumen auf mich. Er trug einen breiten silbernen Daumenring; der Anblick lenkte mich ab, und deshalb bekam ich wahrscheinlich bloß einen Teil von dem mit, was er sagte. »… einen Streuner aufgelesen.«
    »T rägt er eine Hundemarke?«, fragte die Frau.
    »N ee«, sagte der Motorradfahrer. »S ieht so aus, als hätte er ’ ne schwere Zeit hinter sich, ist aber ein braver Kerl.«
    »W arum behalten Sie ihn nicht? Wir könnten auf der Stelle die Impfungen erledigen und …«
    Mein Motorradkumpel winkte ab. »N ee.«
    »S ie wissen doch, dass nur fünfzehn Prozent der Hunde, die im Tierheim abgegeben werden, wieder zu ihren Besitzern zurückkommen?«, fragte die Frau.
    Was war das hier? Ein Tierheim? Ich war schon einmal in einem Tierheim gewesen, aber das war undercover, als Bernie und ich an einem Diebstahlsfall gearbeitet hatten, den ich nie ganz durchschaut hatte. Aber ich hatte etwas über Tierheime gelernt: kein Platz, kein Auslauf und ständig ein geheimnisvolles Kommen und Gehen, meistens Gehen. Ich drehte mich zur Tür. Geschlossen, und es gab keinen anderen Ausgang.
    »N ee«, sagte der Motorradfahrer.
    »U nd dass nur fünfundzwanzig Prozent ein neues Herrchen finden?«
    »W usste ich auch nicht.«
    »A ber Sie wissen, was mit den anderen passiert?«, fragte die Tierheimfrau. Sie senkte die Stimme. »W ir hier haben zum Beispiel drei Tage Gnadenfrist, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Der Biker sah mich lange an. Ich wedelte mit dem Schwanz, aber nur leicht: Ich verstand nicht, was »G nadenfrist« bedeutete, und selbst mit drei Tagen hatte ich ein bisschen Schwierigkeiten. Wieder fiel mir auf, wie groß mein Motorradkumpel war, alles an ihm bis auf seine Augen. »I ch geh dann mal wieder«, sagte er.
    Er drehte sich um und ging zur Tür. Ich trabte ihm hinterher, denn eins war ganz sicher: Ich ging dann auch mal wieder. Die Frau lachte. »I st er nicht ein kluges Kerlchen?«, fragte sie. Dann stand sie auf einmal hinter mir und legte mich an die Leine, bevor ich wusste, wie mir geschah. Sie zog nicht sehr fest, nur so, dass ich ein bisschen Druck spürte. Ich sah sie überrascht an. Als ich mich wieder zur Tür drehte, fiel sie gerade zu, und mein Motorradkumpel war weg.
    »G anz ruhig, mein Guter«, sagte die Frau. Sie ging um mich herum, kniete sich vor mich und streichelte mir den Kopf. »D u bist einer von den Hunden, um die sich jemand kümmert, das sehe ich. Wo ist dein Halsband?«
    Gute Frage.
    Sie kraulte mich hinter dem Ohr, einfach perfekt. Sie war eine Kraulexpertin. »W ie heißt du?«
    Chet. Mein Name war Chet. Ich wohnte in der Mesquite Road, hatte einen wichtigen Job und den besten Partner der Welt.
    Sie seufzte. »H ast du Hunger? Wir können dir zumindest was zu fressen geben.« Sie stand wieder auf und führte mich um die Theke herum zu einer Tür. Wir gingen durch und sofort ertönte von allen Seiten Gebell.
    Ein Gang. Links und rechts kleine Räume mit Maschendraht zum Gang hin und einem von meinesgleichen in jedem, kleine, große, Männchen, Weibchen, reinrassig und keine Rasse, und alle bellten, bis auf ein Pitbull-Weibchen. Sie starrte mich mit ihren graubraunen Augen einfach nur an. Ich erinnerte mich an die Gefängnisfilme, die ich mit Bernie gesehen hatte.
    »H ört auf«, sagte die Frau.
    Alle verstummten. Warum? Plötzlich war mir nach Bellen zumute, und ich tat es auch. Keiner machte mit. Wir kamen zu einem leeren Raum. Die Frau führte mich hinein, nahm mir die Leine ab.
    »S ch, sch«, sagte sie. »S ch. Bist ein guter Junge.«
    Ich hörte auf zu bellen. Sie ging weg. Ich lief in dem kleinen Raum herum. Auf der anderen Seite gab es keine Wand, sondern einen Käfig im Freien. Ich ging hinaus. Ich konnte riechen, wer diesen Weg vor mir gegangen war, und davor. Im Käfig nebenan lag ein kleiner Dackel und schlief. Bernie nannte sie immer Würstchen. Ich mochte Dackel – Bernie sagte, Iggy hätte etwas von einem Dackel. Ich schlug mit der

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