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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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vertraute Bernie, glaubte ihm jedes Wort. Ich drehte mich um und rannte.
    Ich rannte so schnell ich konnte, meine Pfoten berührten kaum den Boden, meine Ohren lagen flach an, und trotzdem hatte sie mich praktisch sofort eingeholt und ihre Krallen gruben sich in meinen Rücken. Wir rollten zusammen den Abhang hinunter, immer weiter bergab, Gesicht an Gesicht. Diese Augen: die Augen einer Mörderin.
    Schließlich prallten wir gegen einen großen Kaktus und hörten auf zu rollen. Ich war sofort wieder auf den Beinen, sie allerdings auch. Sie duckte sich, machte sich bereit zum Sprung. Ich sah sie an und knurrte, keine Ahnung, warum, ich tat es einfach. Sie zögerte, als wäre sie sich plötzlich nicht mehr ganz sicher – Bernie hatte recht! –, und statt zu springen schlug sie mit der Pranke nach mir, das ging so schnell, dass ich nicht einmal mehr ausweichen konnte. Meine Seite tat weh, aber was war jetzt los? Sie hatte sich mit der Kralle in einem der Kettenglieder verfangen. Das verschaffte mir eine kurze Pause, eine Pause, die ich nutzte, um den Kopf herumzudrehen und sie in die Schulter zu beißen. Sie brüllte, ein schreckliches Brüllen, das wie Gewitterdonner klang. Mir stellten sich sämtliche Haare auf. Sie versuchte ihre Pranke zu befreien, zog sie mit einem heftigen Ruck zurück und ich spürte ihre gewaltige Kraft bis unter die Haut. Die Kette zerriss auf der Stelle, und sie brüllte erneut und setzte zum Sprung an. Aber schon im nächsten Moment wurde aus ihrem Brüllen eine Art Röcheln, wie ich es von Hühnerknochenunfällen kannte. Was war das denn? Hinter diesen riesigen Zähnen, tief in ihrem Schlund, erspähte ich ein Kettenglied; es musste ihr ins Maul geflogen sein. Sie wich zurück, beugte sich nach vorne, versuchte es auszuhusten. Ich machte mich rasch aus dem Staub und blickte nicht mehr zurück, bis ich die Ebene erreicht hatte: weit und breit keine Spur von ihr.
    Ich folgte der Sonne: das schien richtig zu sein. Sie führte mich zu diesen fernen Bergen. Ich fiel in meinen gewohnten Trab. Wie angenehm, von dieser Kette befreit zu sein! Wenn ich erst mal anfing, konnte ich ewig so dahintraben.
    Als die Sonne hinter den Bergen verschwand und es sofort kühler wurde, ging ich nur noch, und das nicht besonders schnell. Ich war hungrig, müde, durstig, alles auf einmal. Meine Zunge war wieder völlig ausgedörrt, viel zu groß für mein Maul. Zwischendurch musste ich immer mal wieder hecheln, und von Zeit zu Zeit stieg mir der Geruch von Blut in die Nase; es musste meins sein. Einmal stieß ich mitten in der Einöde auf einen Pfosten mit einem Schild dran. Ich sah es eine Weile an, und anschließend zu den Bergen. Es schien nicht so, als wären sie irgendwie näher gekommen, aber ihre Schatten waren es, und die kamen immer weiter auf mich zu.
    Es wurde Nacht. Am Himmel erschienen Sterne, immer mehr, bis er voll davon war. Ich wusste, dass meine Richtung stimmte, und ging weiter. Dann entdeckte ich in der Ferne ein Licht, ein unruhiges Licht, gelb flackernd. Bald danach roch ich Rauch, und nicht nur Rauch, sondern auch Fleisch, Fleisch auf einem Grill. Ich legte ein bisschen an Tempo zu, fiel sogar in Trab. Allmählich wurde das flackernde gelbe Licht zu einem Feuer, und darum herum bewegten sich Gestalten, die wie Menschen aussahen. Ich näherte mich ihnen, blieb aber außerhalb des Lichtkreises.
    Menschen, ja, und zwar von der Sorte der Biker; wir mochten Motorradfahrer nicht, Bernie und ich. Sie saßen um ein großes offenes Lagerfeuer herum, Männer und Frauen, tranken, rauchten, brieten Burger; ihre Motorräder standen neben einer alten, halb verfallenen Hütte. Wie viele Motorradfahrer? Das gehört zu den Dingen, zu denen ich nichts sagen kann.
    »H ey, was ist das?«
    Ich stellte die Ohren auf.
    »E in Kojote?«
    Ich zog mich zurück, ich war nicht in der Stimmung für Beleidigungen.
    »N ee. Sieht aus wie ein Hund.«
    »H ier draußen?«
    »D er hat bestimmt Hunger.«
    »H ey, Köter – willst ’ n Burger?«
    Wenig später saß ich am Lagerfeuer, kaute an einem Burger, nicht dem ersten, und schloss Freundschaft mit den Bikern. Ich änderte meine Meinung über Motorradfahrer, oder zumindest über diese Motorradfahrer. Sie waren alle sehr groß, auch die Frauen, und hatten jede Menge Tätowierungen und Piercings – beim Anblick von Piercings bekam ich jedes Mal am ganzen Körper Gänsehaut –, aber sie waren nett.
    »E r sieht ziemlich fertig aus.«
    »I ch frag mich, wo er

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