Bernie und Chet
Er schrieb etwas auf ein Stück Papier, gab es Bernie. »H ier ist die Adresse – er hat eine Firma in Pedroia.«
»G laubst du, dass er verrückt ist?«, fragte Bernie, als wir wieder im Auto saßen.
Schwierig zu sagen. Es gab Zeiten – wie jetzt, auf dem Freeway, in einer Autoschlange eingekeilt, die bis zum Horizont reichte und nicht mal im Schritttempo dahinkroch –, da hatte ich den Eindruck, dass alle Menschen verrückt waren.
»I ch nicht«, sagte Bernie.
Gut, ich dann auch nicht.
»A usgefuchst würde ich eher sagen.«
Ich nicht. Ich wusste natürlich, was ein Fuchs war, schließlich hatte ich droben im Canyon schon mehr als einmal mit einem zu tun gehabt – aber Ausgehfuchs? Eher Reingehfuchs. Die waren doch allesamt Feiglinge, die sich einem ehrlichen Kampf nicht stellen wollten und sich lieber in ihrem Bau verkrochen. Es konnte doch nicht sein, dass Bernie das nicht wusste! Nein. Ich hörte auf, mir Gedanken darüber zu machen, richtete mich auf meinem Kopilotensitz auf und genoss die Fahrt.
Eine lange Fahrt: Wir fuhren mit der Sonne im Rücken, aber vor uns lagen noch genug Sonnen, die uns von den Fenstern der anderen Autos aus blendeten. Bernie setzte seine Sonnenbrille auf. Ich mochte es nicht, wenn er sie trug, und bellte womöglich ein bisschen.
»V erdammt noch mal, Chet – ich bin es.«
Wir nahmen eine Ausfahrt und gelangten in ein Gewerbegebiet – das sah man an den Lastern, Laderampen und Maschendrahtzäunen.
»P edroia«, sagte Bernie. »W eißt du, was das hier mal war? Die Pedroia-Ranch, die allererste Viehranch im ganzen Valley. Und schau, was daraus geworden ist.«
Ich legte eine Pfote auf Bernies Knie.
Wir stellten das Auto vor einem langen, flachen Gebäude ab. Bernie las vor, was auf dem Schild stand: »›R over and Company‹. Was die wohl machen?« Er öffnete die Tür und wir traten ein. Ein Wachmann blickte von seinem Schreibtisch auf.
»W ir möchten mit Simon Berg sprechen«, sagte Bernie.
»H aben Sie einen Termin?«
»N ein«, sagte Bernie und gab ihm unsere Karte. »W ir führen eine Ermittlung durch. Ich schätze mal, dass er uns auch so empfangen wird.«
Der Wachmann musterte mich kurz, schien sich aber nicht daran zu stören, dass ich mit hereingekommen war, womit wir beileibe nicht immer rechnen konnten. »W arten Sie hier«, sagte er und verschwand durch eine Tür hinter ihm. Bernie ging zum Schreibtisch und las, was im Besucherbuch des Wachmanns stand. Ich schnüffelte herum. He! Hier roch es wirklich gut, nein, sogar noch besser.
Der Wachmann kehrte mit einem Mann zurück, der viel kleiner als er oder Bernie war. Er war ganz weiß angezogen und trug sogar eine weiße Haube.
»B ernie Little?«, fragte er, während er mit ausgestreckter Hand auf Bernie zuging. »S imon Berg. Cynthia hat mir schon viel von Ihnen erzählt.« Sie schüttelten sich die Hand, eine der schönsten menschlichen Sitten, wie ich finde, wobei es in meiner Welt auch ein paar ganz nette Begrüßungsrituale gab. »H aben Sie irgendwelche Neuigkeiten?«
»N ein«, sagte Bernie. »I ch würde mich nur gerne kurz mit Ihnen unterhalten.«
»J etzt gleich?«
»E s ist wichtig.«
»K lar.« Simon Berg wandte sich an den Wachmann. »S agen Sie hinten bitte Bescheid, dass sie die Drei anhalten?«
Der Wachmann eilte davon.
»W as machen Sie hier?«, fragte Bernie.
»B ei Rover and Company? Wir stellen Gourmetleckereien für Hunde her. Hundert Prozent Bio, frische Zutaten, keine Zusatzstoffe. Und schmecken tun sie auch noch.«
Eines war mir sofort klar: Das war nicht der Bösewicht.
Simon Berg sah mich an und lächelte. »U nd das muss Chet sein. Als Kind hatte ich mal einen Hund, der fast genauso aussah – das war der erste Rover.« Er ließ sich auf die Knie nieder und nahm meinen Kopf in die Hände, aber auf eine Art, gegen die ich nichts einzuwenden hatte. »D u bist aber ein ganz Hübscher. Was für ein Glück, dass du vorbeigekommen bist.«
»W arum Glück?«, fragte Bernie.
Simon Berg erhob sich. »W ir testen heute einen neuen Kauknochen, hergestellt aus eins a argentinischer Büffelhaut. Vielleicht würde Chet ihn für uns testen?«
»K ann ich mir kaum vorstellen, dass ihm das gefällt«, erwiderte Bernie ungerührt.
Simon Berg blickte Bernie einen Moment lang an, dann brach er in lautes Gelächter aus. »U nd vielleicht haben Sie Zeit für eine kleine Tour übers Gelände.«
»G erne«, sagte Bernie. »A ber zuerst eine Frage – fahren Sie einen BMW ?«
»I
Weitere Kostenlose Bücher