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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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Ausfahrt zum Einkaufszentrum. Ich verstummte.
    Wir kurvten eine Zeit lang auf dem Parkplatz herum. »H ier in der Nähe war es, oder?«, fragte er. »V ielleicht dort, im Schatten dieses Baums?« Er hielt an. Wir stiegen aus, liefen hierhin und dorthin. Bernie sah hinauf in die Baumkrone. »W as ist hier passiert, Chet? Was war los?«
    Was los gewesen war? Ich hatte ein Nickerchen im Schatten des Baums gehalten und – ich lief zu dem Baum, schnupperte am Stamm. Wow. Tausende und Abertausende von Markierungen. So etwas Vielschichtiges hatte ich noch nie gerochen. Es machte mich geradezu schwindlig. Als der Schwindel nachließ, hob ich kurz mein Bein. Warum auch nicht?
    Wie peinlich, bei einem Nickerchen erwischt zu werden. Das war los gewesen. Ich ließ den Kopf hängen.
    »W as hast du denn?«, fragte Bernie. Er kam zu mir und streichelte mir über den Rücken. »W as ist passiert?« Er ging an der Reihe von Autos entlang. »W ir sollten versuchen, zu rekonstruieren, was …« Seine Stimme verlor sich. Ich lief hinter ihm her. »W ir hatten an dieser Stelle geparkt, vielleicht auch hier. Was ist dann passiert? Als ich zurückkam, lagst du dort drüben.« Er deutete auf eine Stelle ein Stück weiter. Wir gingen hin, Seite an Seite, und kamen auf dem Wag an dem Gully vorbei. Ich blieb davor stehen, schnüffelte, dann steckte ich meine Schnauze durch einen der Spalte.
    »W as ist los, Chet?«
    Ich roch alles Mögliche, aber darum ging es nicht. Es ging darum, dass diese Gerüche eine Erinnerung an den Gully hervorriefen und daran, was hineingefallen war: eine der schärfsten Erinnerungen, die ich jemals hatte, so scharf, dass mir die Seite wehtat.
    »W arum bellst du?« Bernie ließ sich auf alle viere nieder und spähte durch das Gullygitter. »I ch kann nichts sehen. Du vielleicht?«
    Ich auch nicht. Aber das war auch gar nicht nötig: Ich wusste, was dort unten lag. Ich kratzte an dem Gitter herum. Bernie sah mich einen Moment lang an, dann ging er zum Auto und kehrte mit einer Taschenlampe zurück. Ich liebte die Taschenlampe, sie schnitt Löcher ins Dunkel, und wenn wir sie anknipsten, wurde ich immer ganz aufgeregt.
    »K annst du dich vielleicht mal wieder etwas beruhigen?«
    Ich blieb stehen und wandte mich erneut dem Gully zu. Bernie kniete davor und leuchtete mit der Taschenlampe hinein.
    »H ör auf, mich zu schubsen, Himmel noch mal.«
    Es ging nicht. Ich drängte mich vor und spähte mit Bernie in den Schacht. Am Grund glitzerte Wasser, und ich war mir fast sicher, dass ich eine dieser Burger-Schachteln sah. Ich mochte die Burger, die Bernie auf dem Grill briet, zwar lieber, hatte aber auch nichts gegen die gekauften einzuwenden, kein bisschen. Leda zum Beispiel war jemand, der sehr heikel mit Essen war, ich dagegen war da ganz unproblematisch.
    »H allo? Ist Ihnen der Autoschlüssel in den Gully gefallen?«
    Wir drehten uns um und sahen eine dicke Frau, die sich auf einen Einkaufswagen stützte.
    »W enden Sie sich an den Sicherheitsdienst – die haben so ein Ding.«
    »W as für ein Ding?«, fragte Bernie.
    »M it dem man ihn rausholen kann«, sagte die Frau, während sie die ganze Zeit über auf einem riesigen Kaugummi herumkaute; Kaugummis machten nur Probleme, wie ich leider immer wieder hatte feststellen müssen. »I ch weiß das, weil ich mich auch mal so dumm angestellt habe wie Sie.«
    Nicht lange, und es hatte sich eine kleine Menschenmenge um den Gully gebildet: Wachleute, Einkäufer, Skateboarder – ich kann übrigens auch Skateboard fahren, dazu komme ich vielleicht später noch – und ein Penner mit roten Augen, der sich schwankend an einem Einkaufswagen voller verbeulter Dosen festhielt und mit seinem Geruch alle anderen Gerüche überdeckte, plus zwei Autos mit blinkenden Lichtern.
    Der Chef des Sicherheitsdienstes hatte eine lange Stange dabei. »I st ein superstarker Magnet dran, hab ich selbst erfunden«, erklärte er Bernie. »D amit fische ich im Handumdrehen Ihre Schlüssel raus.« Er steckte die Stange durch das Gitter. Alle traten einen Schritt vor, außer dem Penner, der mich plötzlich entdeckte und lächelte; ein ganz breites Lächeln, nur ohne Zähne. Ohne Zähne? Wie sollte das denn gehen?
    »T reten Sie bitte zurück«, sagte der Sicherheitschef. Die Stange war fast ganz verschwunden und er hatte den Kopf auf die Seite gelegt, so als lauschte er. Die Leute um das Gitter hatten auch den Kopf auf die Seite gelegt, offenbar ahmte hier jeder den anderen nach. Einmal hatten

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