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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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er wird sich jeden Moment auf Prince stürzen.«
    »P rince?«, fragte Bernie. Hatte er den Kater etwa nicht bemerkt? Das war doch wohl kaum möglich. Keefer zeigte auf Prince. »O nein, so etwas würde Chet niemals tun«, sagte Bernie. Er warf mir einen Blick zu. Etwas an dem Blick ließ mich gewahr werden, dass ich eine meiner Vorderpfoten in die Höhe hielt und nach vorne gebeugt dastand, was jemand, der mich nicht kannte, möglicherweise als aggressiv hätte interpretieren können. Ich ließ die Pfote sinken und machte eine unschuldige Miene. Princes Fell legte sich wieder, und er musterte mich mit der für Katzen typischen Hochnäsigkeit, die mich auf die Palme treiben konnte; dann rollte er sich mit dem Rücken zu uns auf der Couch zusammen. Dieses Gehabe von Katzen machte mich richtig sauer, das dürfen Sie mir glauben. Am liebsten hätte ich ihn gepackt und – aber nein, nicht jetzt, nicht während der Arbeit. Aber zu einer anderen Gelegenheit, angenommen, der gute alte Prince und ich würden uns in irgendeiner dunklen Gasse begegnen oder auch in …
    »E in hübsches Haus haben Sie da«, sagte Bernie. »Z iehen Sie gerade ein?«
    »N ein, aus«, sagte Keefer.
    »A ch?«
    »J a«, sagte Keefer. »Z u Madisons Zimmer geht es hier entlang.«
    Er führte uns einen langen Flur hinunter, an ein paar geschlossenen Türen vorbei in ein Zimmer, das ganz am Ende lag. Ich roch sie sofort – Honig, Kirsche, sonnenfarbene Blumen –, aber nur schwach. In dem Zimmer standen Bett, Schreibtisch, Kommode, das Übliche eben: Bernie ging herum und musterte alles mit seinem Kennerblick. Auf dem Schreibtisch stand ein gerahmtes Foto. Mit Fotos hatte ich oft Schwierigkeiten. Fernsehen war schon eher mein Ding, der Discovery Channel und auch Spielfilme – sehen Sie sich mal den Kampf zwischen Wolfsblut und Cherokee an!, und einmal sind wir in eine Sendung geraten, die Wenn süße Tiere sauer werden heißt – wow! diese Elefantenszene! –, aber das hier, dieses Foto, begriff ich ohne Probleme: Keefer und Madison vor einem Vogelkäfig, er den Arm um ihre Schultern gelegt, beide lachend.
    »W ann wurde das Foto aufgenommen?«, fragte Bernie.
    »V or ein paar Jahren«, sagte Keefer, ohne das Foto anzusehen.
    »U nd das da im Käfig ist Cap ’ n Crunch?«
    Keefer nickte. »D ämlicher Vogel«, sagte er und sprach mir damit aus dem Herzen. Dann noch eine Überraschung, zumindest war es für mich eine: in Keefers Augen sammelten sich Tränen. Owei, die Sache mit dem Weinen. Menschenaugen liefen manchmal über – normalerweise die von Frauen, aber nicht immer, und normalerweise hatte es was damit zu tun, dass sie traurig waren, aber nicht immer –, und wenn es passierte, brachte mich das jedes Mal völlig durcheinander. Und jetzt hatte dieser Keefer, den ich nicht besonders mochte und der am ganzen Leib nach Prince stank, einen dieser inneren Dammbrüche. Ich wusste, dass Männer weinen konnten – ich hatte es Bernie tun sehen, als Leda kam und Charlies Zeug zusammenpackte; habe ich das schon erwähnt? In diesem Moment hätte ich beinahe – wie soll ich es nennen? Verbindung vielleicht – eine Verbindung hergestellt zwischen Bernies Situation und …
    Aber es kam nicht dazu. Ich entdeckte einen Erdnussflip unter dem Bett. Kau, kau, weg war er. Gar nicht schlecht, wenn einem ein bisschen Staub nichts ausmachte; ich stelle mich wegen so etwas auf alle Fälle nicht an. Als ich mich wieder umdrehte, betrachtete Bernie Keefer, und er hatte einen ganz anderen Ausdruck im Gesicht.
    »W ie würden Sie Ihre Beziehung zu Madison beschreiben?«, fragte Bernie.
    »W as ist denn das für eine Frage?«, empörte sich Keefer; seine Augen waren schon wieder fast trocken. »S ie können keine Kinder haben, sonst würden Sie so etwas nicht fragen. Sie ist das Wichtigste in meinem Leben.«
    Bernies Gesichtsausdruck änderte sich noch einmal, wurde einen Moment lang ganz hart und dann nichts mehr. Ich konnte diesen Dann-nichts-mehr-Ausdruck auf Bernies Gesicht nicht aushalten. Ich trabte zu ihm und setzte mich zu seinen Füßen. Er schien es nicht zu bemerken.
    »I ch tue alles, um sie Ihnen wohlbehalten zurückzubringen«, sagte Bernie. »A ber dazu brauche ich die Fakten. Wenn Sie mir irgendetwas verschwiegen haben, sollten Sie jetzt damit herausrücken.«
    Ihre Blicke trafen sich. Stille breitete sich aus, zumindest für ihre Ohren. Ich hörte Bellen in der Ferne, mit ziemlicher Sicherheit Botschaften von der geheimnisvollen Sie, und

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